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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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über sie herfielen.
    Dem plötzlichen neuen Hitzeschub hielten Roberts restliche Fesseln nicht stand. Mit einem Schlag zerrissen die Stricke, als seien sie auf seiner glühenden Haut einfach zerschmolzen. Trotzdem war es sehr schwer, den Oberkörper aufzurichten. Er stützte sich mit den Ellbogen ab, die Hände konnte er für rein gar nichts mehr gebrauchen. Doch seine kraftlosen Arme zitterten unter der Belastung, beinah wäre er ermattet wieder zurück gesackt. Nur sein eiserner Wille hielt ihn aufrecht.
    Der Priester stand in der Nähe des Fußendes des Altares, offensichtlich nicht in der Lage, sich zu rühren. Robert spürte deutlich das intensive Band zwischen ihnen und dass sein Griff noch immer fest saß, er weiter die Fäden in der Hand hielt. Aber der Priester bot seinen gesamten Widerstand dagegen auf, Roberts Befehl zu gehorchen, ohne dass er allerdings die Möglichkeit hatte, sich selbständig von hier fort zu bewegen.
    Konrads Stimme erklang hinter Roberts Rücken. Laut, voller Wut und Hass: „ Ewig verdammt bist du, Robert Adlam!“ brüllte er, und erschien plötzlich in Roberts Sichtfeld. Sein Hemd, seine
    Arme, sein Oberkörper standen in hellen Flammen, das Gesicht war verzerrt, mehr von abgrundtiefem Hass, als von Schmerz. „Du stammst direkt aus der Hölle! Du kämpfst umsonst... für immer gefangen in deiner eigenen Natur!“
    Robert richtete seinen Blick starr an Konrad vorbei, in Richtung seines eigentlichen Gegners. Doch Konrad stolperte auf ihn zu, schlug mit dem Armen nach ihm. „ Hier hast du dein Feuer! Verbrenne – wie es Hexen gebührt!“
    Robert konnte die brennenden Arme nicht abwehren. Doch auf seiner abnormal erhitzten Haut hatten die Flammen keine Chance. Es war, als würde man mit Feuer nach Feuer schlagen. Hätte Konrad nur einmal den Stoff seiner Hose berührt, wären die Flammen sofort übergesprungen. Plötzlich gab Konrad ein lautes Stöhnen von sich und sackte zusammen, wälzte sich neben dem Altar gleich darauf brüllend auf der Erde.
    Robert richtete seinen Blick fest auf den Priester, während er mit sehr langsamen, unsicheren Bewegungen seinen geschwächten Körper in eine sitzende Position auf der Kante des großen Steines brachte.
    „ Komm her“ , flüsterte er und die Worte übertrugen sich in dichten, vom menschlichen Ohr nicht wahrnehmbaren Wellen, bis auf den Verstand des Gegenübers. „ Komm her – zu mir.“
    Mit steifen, sichtbar widerstrebenden Schritten setzte sich die mächtige Gestalt in Bewegung. Konrads Geschrei war in ein schauderhaftes Winseln übergegangen, das an Roberts Ohr drang, aber ihn keinesfalls berührte. Es waren die schwachen, letzten Laute eines qualvoll sterbenden Tieres.
    Robert wollte dem Mann, der ihn sein ganzes Leben lang verfolgt hatte, wie ein böser Dämon, gegenüberstehen, wenn sie sich vielleicht endgültig zum letzten Mal in die Augen sahen. Er ließ sich von der Seitenfläche des Altares herunter gleiten, stützte sich dabei mit den Armen an dem schweren Stein ab. Die Beine waren kaum unter seiner Kontrolle, und er spürte deutlich, dass er den Altar als Stütze hinter seinem Rücken brauchte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Die große, vollkommen schwarz verhüllte Gestalt blieb vor ihm stehen, nur eine halbe Armeslänge entfernt. In völliger Konzentration verengte Robert die Augen zu Schlitzen. Die Worte kamen heiser über seine Lippen: „ Knie nieder, großer Richter... In den Schmutz mit dir.“
    Der Priester schwankte und Robert fühlte genau den erbitterten Widerstand. Doch er hielt der Abwehr stand, sein fester Wille blieb ungebrochen. Mit härterer, rauerer Stimme wiederholte er seinen Befehl: „ Knie nieder, mein großer Schöpfer... Du bist nur Staub... Du bist nichts in meinen Augen.“
    Die mächtige Gestalt wankte stärker, gab einen zutiefst unwilligen Laut von sich und sackte dann plötzlich auf die Erde, als habe ihr jemand mit einer Eisenstange gegen die Kniekehlen geschlagen. Robert hob seinen rechten Arm, während er deutlich das krampfartige Zittern der Muskeln verspürte. Diese Hand war zumindest von Konrads Attentat verschont geblieben
    Mit fest aufeinander gepressten Lippen griff Robert nach der Kapuze des Priesters. Die Hand gehorchte ihm kaum, die Finger waren steif und schmerzten wie von spitzen Nägeln durchbohrt. Es dauerte einige Sekunden, bis er den schwarzen Stoff zu fassen bekam und die Kapuze mit einem Ruck von dem Kopf des Gegners ziehen konnte. Dann blickte er in das ihm
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