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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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Seite beförderte der auf dem Altar Liegende das Messer auf den Boden, in die Flammen. Dann zog er den Arm endgültig aus dem Bereich heraus, wo das Feuer im nächsten Moment seine zerstörende Wut entfalten würde. Die zerschnittene Hand mit dem verbundenen Fingerstumpf legte er auf seinen blutbespritzten Bauch.
    Der andere Arm war noch an dem fest verknoteten Strick befestigt.
    Konrad griff nach Roberts nun freier Hand, bekam sie zu fassen und drückte kräftig zu, wie der Priester es zuvor getan hatte. Er spürte deutlich, dass Robert versuchte, ihm seine Hand wieder zu entziehen, doch reichte die wenige verbliebene Muskelkraft nicht mehr dazu aus, sich aus dem Griff zu befreien.
***
    Robert spürte deutlich, wie der Priester mit aller Gewalt versuchte, seinen Eingriff abzuschütteln und die völlige Kontrolle wiederzuerlangen. Eine Wand von Flammen und Rauch schob sich in ihre Mitte, doch die Verbindung zwischen ihnen blieb höchst intensiv.
    Nun, wo Robert des Priesters Schutzwall durchbrochen hatte, ließ er sich nicht so schnell wieder vertreiben. Er steckte alle Willenskraft darin, die Gegenwehr des Priesters zu attackieren. Zwei gewaltige Energien prallten aufeinander, als beständen beide aus stahlharter, unsichtbarer Materie. Doch Robert hatte einen entscheidenden Vorsprung, befand sich bereits hinter der feindlichen Linie, bemühte sich, den Willen des Gegners nach und nach zu lähmen, den Geist langsam zu zermalmen. Kein Stück wich er zurück, auch, wenn der Priester erbitterte Gegenwehr leistete. Die ausgestandenen Qualen schienen ihm eine enorme Kraft zu verleihen, befeuerten seine Energien. Die Hitze seiner inneren Kraft hatte sich grausam lange unter diesem profanen Stück Stoff angestaut und war durch die ständige Demütigung zu einem wahren Inferno angeschwollen.
    Seine gesamte Konzentration galt diesem erbitterten, nach außen nicht sichtbaren Kampf.
    Zum ersten Mal hatte er die Chance, den Spieß umzudrehen und den Priester in die Knie zu zwingen.
    So blieb ihm gerade noch genug Kraft übrig, seinen linken Arm aus der Fessel zu befreien und das neben ihm liegende Messer ins Feuer zu stoßen, um es außer Konrads Reichweite zu bringen.
    Als jetzt Konrad nach der schwer verletzten Hand griff und die Wunden mit aller Kraft zusammenpresste, kam jedoch das Gefühl für seinen schwer verletzten Körper wieder zurück. Die für den Kampf von ihm benötigte Trennung von Geist und Körper wurde schlagartig aufgehoben. Der Schmerz seines zerschnittenen Fleisches machte jeden weiteren Angriff gegen den mächtigen Feind unmöglich, zerstörte seine Konzentration und kappte die metaphysische Verbindung zu seinem Gegner.
    Sein eigener gellender Schmerzensschrei hallte in seinem Kopf, und mit einem Schlag war er nur noch ein sich windendes, leidendes Opfer. Er hatte stark sein wollen, mit keinem Laut seine Qualen nach außen kundtun. Doch nun schrie er schon zum zweiten Mal vor Schmerz. Und beide Male hatte er Konrad zu verdanken.
    Der Priester, befreit von Roberts heftigen Übergriffen auf seinen Verstand, seinen Willen, kam eilig herbeigelaufen und seine Leute folgten ihm. Roberts Blick trübte sich vor Schmerz. Er versuchte, seinen Arm zu befreien, doch schienen seine Muskeln kaum unter seiner Kontrolle zu stehen. Die Hitze der Flammen an seiner Seite addierte sich zu der gewaltigen Glut in seinem Inneren.
    Der Priester war sehr schnell bei ihnen und legte seine großen Hände wieder auf beide Seiten von Roberts Kopf. Doch diesmal ging er dabei nicht halb so sanft vor, wie zuvor: Er presste die Hände kräftig gegen Roberts Schläfen, so, als wolle er seinen Schädel zerquetschen. Dann beugte er sich so weit zu ihm herab, dass Robert seine vor erbittertem Zorn funkelnden Augen hinter den Schlitzen der schwarzen Kapuze sah.
    „ Du bist tot, mein Freund“, sagte der Priester mit gesenkter Stimme. Und noch leiser, sodass nur Robert allein es vernehmen konnte, fügte er hinzu: „Und Konrad auch.“
    In die in dichter Reihe hinter ihm stehenden Helfer kam Bewegung. Die Männer mühten sich auf der anderen Seite des Altares ab, das Feuer unter dem Stoff ihrer ausgezogenen Gewänder zu ersticken. Andere waren wohl schon auf dem Weg zum Fluss, um Wasser herbeizuholen.
    Noch immer war des Priesters verhülltes Gesicht nur wenige Zentimeter von Roberts entfernt, die Augen bohrten sich in seinen Kopf, während die starken Hände den Schädel immer fester zusammenpressten. Roberts Gehirn begann zu brennen, unter
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