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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno
Autoren: Stephanie Laurens
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den Salon.
    Hinter Martin brannte im Kamin ein Feuer, doch obwohl ihm bis ins Mark kalt war, machte er keine Anstalten, den Sessel umzudrehen. Wenn er das tat, würde er den Kaminsims sehen. Das würde ihn an die Frau erinnern, die er morgens in Cornwall ihrem Schicksal überlassen hatte.
    Er vermochte nicht zu fassen, daß sie ihm Hedley Swayne vorgezogen hatte. Finster runzelte er die Stirn. Er trank einen langen Schluck Cognac. Der verdammteste aller Gedanken war die sichere Erkenntnis, daß er sie durch sein dummes Ultimatum Swayne in die Arme getrieben hatte. Dieser Gedanke drohte ihn verrückt zu machen. Am liebsten hätte er vor Wut gebrüllt.
    Er hatte Helen verloren. Unweigerlich. Nichts anderes war mehr von Bedeutung.
    Die Tür zur Bibliothek wurde geöffnet. Er starrte durch die Düsternis, bereit, jedem, der es wagte, ihn hier in seiner Verzweiflung zu stören, heftig anzufahren.
    Nachdem die Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah er, daß niemand den Raum betrat, bis schließlich der Rollstuhl, den er beim letzten Besuch der Mutter geschenkt hatte, in Sicht kam. Sie hielt hinter der Schwelle an und schloß umständlich die Tür.
    Einen Fluch unterdrückend, stand Martin auf. Wer, zum Teufel, hatte der Mutter gesagt, daß er in Eremitage war? Er ging zu ihr, drückte ihr einen Kuß auf die Hand und dann auf die Wange.
    „Mama. Es bestand keine Notwendigkeit, dich herzubemühen. Ich hätte dich morgen zu passenderer Stunde aufgesucht.“
    „Ich habe dir etwas zu sagen. Um Himmels willen, zünde die Kerzen an. Ich mag es nicht besonders, im Dunklen zu sitzen. Und schieb mich bitte näher ans Feuer.“
    Tief seufzend schickte Martin sich in der Unvermeidliche und tat, wie ihm geheißen. Als er sich wieder setzte, bemerkte er, daß das Gesicht der Mutter spitzer und eingefallener wirkte, als er es in Erinnerung hatte.
    „Geht es dir gut?“
    Leicht zusammenzuckend, richtete sie die Augen auf sein Gesicht und antwortete: „Oh, ja. Recht gut. Aber in letzter Zeit ist mir viel durch den Sinn gegangen.“
    „Zum Beispiel?“
    „Ich nehme an, ich sollte dir sagen, daß ich schon seit geraumer Zeit gewußt habe, daß damals Miss Moncktons Behauptungen jeder Grundlage entbehrten.“
    Eine Weile herrschte Stille.
    Dann: „Wußte Vater das?“
    „Nein“, antwortete Lady Catherine und schüttelte den Kopf. „Ich habe die Wahrheit erst einige Jahre nach seinem Tod von Damian erfahren. Aber ich vermute, daß die meisten Leute inzwischen die Wahrheit ahnen.“
    Eine Weile hielt Catherine den Blick auf die im Schoß verschränkten Finger gerichtet. Da Martin nichts erwiderte, schaute sie ihn an.
    Er zuckte mit den Achseln und äußerte: „Heute ist das nicht mehr von Belang. Das ist jetzt Vergangenheit.“
    Catherine nickte bedächtig.
    „Ich habe in Betracht gezogen, dich herzubitten. Aus allem, was ich hörte, habe ich jedoch entnommen, daß du dich aufs beste amüsiertest und aller Voraussicht nach meinem Wunsch nicht nachgekommen wärest.“
    Catherine sah den Widerschein der Kerzen über das Gesicht des Sohnes zucken und beschloß, sich kurzzufassen.
    „Seit deiner Rückkehr nach England und deinem Erscheinen in der
    Gesellschaft bin ich durch Briefe meiner Freundinnen über dich auf dem laufenden gewesen. Was mich beunruhigt hatte, war, daß ich, obwohl Damian seit fast vier Jahren in London lebt, nie etwas von ihm gehört habe. Das hat mich veranlaßt, einigen meiner engsten Freunde Fragen zu stellen. Die Antworten waren kaum dazu angetan, einer Mutter den Seelenfrieden zu bewahren.“
    Sie hielt inne und schaute Martin an.
    „Stimmt es, daß Damian einer der Taugenichtse ist, die solche Gegenden wie Tothill Fields frequentieren, sich betrinken und auch ansonsten allerlei Schändliches treiben?“
    Es gab eine lange Pause, ehe Martin antwortete. „Soweit ich weiß, ist es  so.
    Catherine blickte auf ihre Hände und seufzte.
    „Ich nehme an, das erklärt einiges, was geschehen ist. Ich habe jedoch nicht glauben können, daß einer meiner Söhne sich so benehmen würde, wie Damian das getan hat. Aber offensichtlich ist er schon seit einiger Zeit auf Abwege geraten.“
    „Zur Verteidigung meines geschätzten Bruders fühle ich mich veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß er von keiner Seite Belehrungen bekommen hat. Doch was hat er jetzt angerichtet?“
    Die Frage versetzte Catherine in Aufregung. Sie verschränkte die steifen Hände im Schoß und öffnete sie wieder.
    „Ich befürchte
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