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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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richtige Närrin!, schalt sich Ursula und streckte den linken Arm aus. Und nicht nur, weil ich ausgerechnet an einem Samstag mit dem Fahrrad über diese Straße fahre. Ich bin eine Närrin, weil ich mich in diesen Schlamassel manövrieren musste! Mit einem Gefühl der Erleichterung bog sie in die Seitenstraße ab. Wenn sie ehrlich war, machte ihr der starke Verkehr Angst. Sie fuhr langsamer, während sie nach dem Haus suchte und es fand, dann nahm sie die Füße von den Pedalen und ließ das Fahrrad ausrollen. Mit einem Fuß auf dem Boden und dem Rad aufrecht unter ihr, betrachtete sie zweifelnd die Vorderfront. Was auch immer es war – warum hatte er es nicht am Telefon erklären können? Ursula stieg ab, bugsierte das Rad zwischen parkenden Wagen hindurch, schob es über das gesprungene Pflaster und den freien Raum, wo eigentlich ein Gartentor hätte sein sollen, und lehnte es schließlich im gefliesten Vorhof unter dem Erkerfenster an. Danach zog sie sorgfältig die lange Sicherheitskette durch das Vorderrad und schloss ab, obwohl sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass jemand mit klarem Verstand diesen alten Schrotthaufen stehlen würde. Die Häuser stammten aus der spätviktorianischen Zeit und waren früher einmal bescheidene Wohnhäuser für Handwerker und Büroangestellte gewesen. Heute galten sie als chic, und die
    »plaudernden Klassen«, wie jemand sie getauft hatte, waren eingezogen. Als Adresse war die Straße
    »in Ordnung«, und die Preise hier waren im Verhältnis zum Besitztum über jedes vernünftige Maß hinausgestiegen. Die meisten Häuser waren von den neuen Besitzern sorgfältig renoviert worden. Dieses hier nicht. Die Fassadenfarbe blätterte ab. Die Tüllgardinen waren graustichig. Natalie besaß weder Neigung noch Talent zur Hausfrau, und Dan fielen derartige Dinge nicht auf. Ursula seufzte und drückte auf den Klingelknopf. Sie hörte, wie sich Dans Schritte durch die Eingangshalle näherten, und vor ihrem geistigen Auge entstand das Bild des unmöblierten, teppichlosen Raums. Gott allein wusste, warum die beiden so lebten. Natalie verdiente sicherlich gutes Geld mit diesen schwülen Romanen. Vielleicht reflektierte der Zustand des Hauses einfach den ihrer Ehe. Die Tür ging auf, und er rief:
    »Sula!« Sein breites Gesicht hellte sich freundlich auf.
    »Hallo«, murmelte sie.
    »I-ich bin froh, dass du doch noch vorbeigekommen bist.« Er schenkte ihr einen wirklich mitleiderregenden Blick – mit dem einzigen Erfolg, dass sie zusammenzuckte.
    »Besser für dich, wenn es ein richtiger Notfall ist, Dan. Ich hab dir gesagt, dass ich an diesem Wochenende meine Berichte fertig machen wollte.«
    »Es ist ein Notfall!« Er klang grimmig. Vielleicht stimmte es ja tatsächlich. Ursula setzte einen Fuß über die Schwelle, doch dann hielt sie inne.
    »Ist Natalie zu Hause?«
    »Nein. Sie ist nach Bamford gefahren, um ihre Mutter zu besuchen.«
    »Oh.« Ein verhängnisvolles Zögern.
    »Jetzt dreh dich nicht gleich um und renn weg!«, sagte er ärgerlich.
    »Ich habe nicht vor, dir zu nahe zu treten! Außerdem ist Ian auf dem Weg hierher.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Er müsste in zehn, fünfzehn Minuten da sein. Ich setz schon mal den Kessel auf.« Gedemütigt, weil ihre Zweifel so offensichtlich gewesen waren, folgte sie ihm durch die Diele ins Wohnzimmer, das auf der Rückseite des Hauses lag. Morgens schien die Sonne auf diese Seite und fiel noch immer hell durch das Fenster in den Raum, den die Woollards in ein Allzweckarbeitszimmer verwandelt hatten. Auf einer Seite stand Natalies Schreibtisch, übersät mit maschinenbeschriebenen Blättern. Auf der anderen Seite stand der von Dan. Die Einrichtung erweckte den Eindruck, die beiden seien ein harmonisches Paar, das nebeneinander zu arbeiten pflegte. Wie so viele andere Dinge bei Dan und Natalie trog jedoch auch dieser Eindruck. Allerdings herrschte eine gemütliche Unordnung, und die hübschen alten, mit Pferdehaar gepolsterten Sessel waren bequem. Ursula setzte sich in einen davon und stellte ihre Umhängetasche an die Seite.
    »Sind das die Korrekturausdrucke von Natalies neuem Buch?«
    »Ja«, rief er aus der Küche und fluchte anschließend; wahrscheinlich hatte er sich am Griff des Wasserkessels verbrannt. Oben auf dem Manuskriptstapel lag eine Notiz. Sie stammte von Natalies Redakteur und lautete:
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hätte sie gerne bis zum 12. August zurück. Danke.« Es war
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