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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Autoren: Bernd Stelter
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gefragt zu werden. Doch dann kam er auch schon wieder zurück und präsentierte einen blauen Schuhkarton, entnahm diesem einen Schuh und verkündete stolz: »Dat isser. Probier mal!«
    Er hielt einen weißen Laufschuh mit dunkelblauen Applikationen in der Hand, einen Schuh einer Marke, von der ich noch nie zuvor gehört hatte.
    »Dat is en Brooks Adrenalin 6 . Zieh an, geh raus, un lauf mal die Straße rauf und runter!«
    Ich war jetzt schon vier Mal bis zum Schaufenster und zurück gelaufen. Meine Kondition befand sich deutlich am oberen Rand ihres Grenzbereichs, aber ich wollte mir nun, so kurz vor dem Erfolg, natürlich keine Blöße geben. Ich verließ den Laden und lief den Bürgersteig entlang. Was heißt hier, ich lief? Ich schwebte! Ob der Schuh so klasse war oder ob das schon die Endorphine waren, wusste ich natürlich nicht. Fast hätte ich eine ältere Dame umgerannt, die aus dem Metzgerladen kam. Ich hatte sie nicht gesehen, weil mein Blick so fest auf meine neuen Schuhe getackert war. Trotzdem erreichte ich unfallfrei Willis Laden, wo der Inhaber strahlend meine Bestätigung entgegennahm: »Ja, dat isser!«
    Es gab also tatsächlich Laufschuhe für Walrösser. Das Modell hieß aber nicht »Antje«, sondern »Brooks Adrenalin 6 «. Na ja, Anne hatte mir mal erklärt, warum fast alle Frauen einen Schuhtick haben: »Wenn ich gerade ein paar Pfund zu viel auf den Rippen habe, dann passe ich nicht in das Kleid Größe 40 , von 38 ganz zu schweigen, und 42 kaufe ich nun mal nicht. Aber Schuhe, die passen immer.«
    Schuhe passen immer, also war Laufschuhe kaufen gar kein Problem. Ich habe Schuhgröße 46 , bei Laufschuhen muss man aus irgendeinem Grund anderthalb Nummern dazurechnen, macht 47 ½. O.k., die hatte Willi anscheinend da, aber jetzt brauchte ich noch die passenden Klamotten dazu. Lange Laufhosen nennt man Tights, weil das englisch ist und weil sich das verdammt schnell anhört.
    »Jetzt müssen wir mal gucken, ob wir ne Hose in Größe SE dahaben.«
    Ich entgegnete: »Bist du bekloppt, ich habe mindestens XXL !«
    Aber Willi war sich sicher: »Nee, SE ist schon richtig. Dat es ene Abkürzung. SE heißt Small Elephant!«
    Er lachte, ich lachte auch. Ich hatte mir zwar kurz die Alternative durch den Kopf gehen lassen, ihm einfach eins aufs Maul zu geben, dann aber diese Option wegen Willis augenfälligem Fitnessvorteil verworfen.
    Er gab mir eine schwarze Hose und ein orangefarbenes langärmeliges Laufhemd, und ich verschwand in der Umkleidekabine. Es dauerte ziemlich lange, bis ich meinen massigen Hintern und die beiden Stempel darunter in den Tights hatte, aber es dauert ja auch ziemlich lange, bis man eine Presswurst hergestellt hat.
    Das orangefarbene Laufhemd spannte ein kleines bisschen über der Körpermitte, aber mit einem bisschen guten Willen konnte man das als leicht tailliert durchgehen lassen. Der Verkäufer bei meinem Herrenausstatter würde jetzt sicher triumphieren: »Passt genau, Herr Stelter, das trägt man jetzt so.« Abgesehen davon hat ein neonorangefarbenes Laufshirt den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man beim Laufen wahrscheinlich nicht angefahren wird. Und in meinem Fall wäre das gut, nicht nur für mich, auch für das Auto.
    Wir fanden noch eine Jacke mit heraustrennbaren Ärmeln, die also auch als Weste fungieren konnte. So stand ich am Schluss meines ersten »Jogging-Einkaufsbummels« vor dem Spiegel, und ich musste mir selber eingestehen: »Im Stand sehe ich verdammt schnell aus.«
     
     

Warum tun Männer so was?
     
     
     
     
    Das ist sie doch, nicht wahr? Das ist die Frage, die Sie sich gerade stellen: Warum macht der Typ das? Der wiegt hundertzwanzig Kilo, macht im Fernsehsessel eine gute Figur, da hat er auch Erfahrung, das macht er seit Jahren. Und jetzt plötzlich kriegt der einen Koller und will ums Verrecken ein neuer Dieter Baumann werden.
    Damals konnte ich mir das auch nicht erklären. Heute weiß ich es, ich habe mich schlau gemacht.
    Auch der Mann kriegt seine Wechseljahre, er glaubt das aber nicht. Der Mann sagt, nee, Wechseljahre, das ist ein Frauenthema. Ich will das nicht, ich brauch das nicht, ich krieg das nicht.
    Frauen haben damit gar kein Problem. Die kennen das Prozedere: Wechseljahre, Menopause, Hitzewallungen. Alles klar, da werden die Mädels schon im Konfirmandenunterricht drauf vorbereitet, und wenn es irgendwann so weit ist, dann ist es halt so weit. Frauen wissen auch, dass die Kinder irgendwann aus dem Haus gehen. Sie
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