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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Autoren: Bernd Stelter
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paar Nanomol? Kein Stück! Soll der Kerl doch einen Bart kriegen!«
    Das habe ich so oder so ähnlich eines Morgens in der Zeitung gelesen, und ich dachte noch so bei mir: Was für ein Blödsinn! Und während ich noch so dachte »Was für ein Blödsinn!«, sagte meine Frau zu mir: »Schatz, dir wächst da ein Haar aus der Nase.«
    Das sind die Wechseljahre des Mannes. Der Mann will das nicht wahrhaben, der sagt: »Wechseljahre? Hab ich nicht, will ich nicht, krieg ich nicht.« Das sind die Jahre, in denen plötzlich Sportwagen gekauft werden. Da werden die Frauen gewechselt wie früher die Unterhemden, da wird der Job in die Tonne getreten und rund um die Welt gesegelt. Da wird eine Harley gekauft und durch Mecklenburg-Vorpommern gebrettert. Und wie er gerade der Blondine im Golf Cabrio hinterher will, da holt er sich bei Tempo hundertzwanzig auf dem Kopfsteinpflaster den Hexenschuss des Jahrhunderts.
    Die Testosteronproduktion wird halbiert, und das hat jetzt eine ganz besondere Wirkung: Der Mann kann plötzlich mit dem Kopf denken, und das kennt der nicht. Da wird er nervös, da kriegt er Angst, Angst vor der schlechten Nachricht. Dabei ist die Nachricht gar nicht so schlecht! Sie lautet: »Wir werden endlich so, wie uns unsere Frauen schon immer haben wollten.«
    Schluss mit diesem ständigen Konkurrenzdenken, immer mit den Hörnern in den Nebenbuhler! Dieses »Imponiergehabe des halbstarken Männchens«, das lässt jetzt nach.
    Charakterlich entwickelt sich der Mann in dieser Phase ausgesprochen positiv, das haben Forscher in Tierversuchen eindeutig nachgewiesen: Wenn man einen extrem aggressiven Hengst kastriert, dann sinkt sein Testosteronspiegel, seine Mähne wird dünner, und er bekommt einen lammfrommen Charakter.
    Liebe Männer! Regen wir uns nicht mehr auf, dass auch wir in die Wechseljahre kommen. Im Gegenteil. Freuen wir uns darüber, dass das in unserem Körper ganz automatisch passiert.
    Der Testosteronspiegel sinkt ab, die Mähne wird etwas dünner. Wir bekommen einen lammfrommen Charakter. Und der Mensch hat einen Vorteil gegenüber dem Tier: Man muss uns nicht kastrieren.
    Aber wir reagieren darauf. Der eine, sagen wir mal, Typ Musikproduzent aus Hamburg, sagt sich: »Wenn das mit meinen Hormonen nicht mehr stimmt, dann taugt die Alte nichts mehr, dann brauch ich eine Neue!« Wenn Sie sich mal umsehen in Ihrem Bekanntenkreis, dann werden Sie bemerken, wie viele Ehen in die Brüche gegangen sind, auch bei Paaren, bei denen man immer gedacht hat, das ist die Traumkombination schlechthin! Andere Männer sagen sich, wenn ich schon mit dem Kopf denken kann, dann tue ich das auch, ich beginne zu lesen, ich gehe zur Volkshochschule, oder ich schreibe mich mit einundfünfzig an der Uni ein für Kunstgeschichte und Architektur. Die dritte, die – meiner Ansicht nach – umfangreichste Gruppe von über vierzigjährigen Männern sagt: »Wenn mein Körper nicht mehr so will, dann muss ich ihm was Gutes tun. Ich fange an zu trainieren.«
    Schauen Sie sich in Ihrer Stadt mal den Marathonlauf an! Die meisten Männer sind fünfundvierzig! Wahrscheinlich gehöre ich zu dieser Kategorie.
    Fragen Sie Willi Kenzenich.
     
     

Unsere erste Laufstunde
     
     
     
     
    Eigentlich war ich sehr stolz, als ich mit den großen Plastiktüten nach Hause kam. Ich verschwand im Gäste- WC und kam einige Minuten später in schwarzen Tights und orangefarbenem Laufhemd wieder heraus, um eine Runde um den Wohnzimmertisch zu laufen. Die familiäre Begeisterung hielt sich in engen Grenzen. O.k., die Kinder haben gelacht, aber man hätte es, wenn man denn böswillig sein will, auch als auslachen bezeichnen können. Gut, es war vielleicht etwas ungewohnt, ich in Laufklamotten, etwa so wie ein Opel in der Formel 1 . Ich sah vielleicht nicht unbedingt aus wie der klassische Läufer aus der Werbung – eher wie das »Vorher« aus einem »Vorher / Nachher«-Shooting –, aber sooo schlimm war es auch wieder nicht. Anne lachte nicht. Anne war sauer, stinksauer, weil ich alleine bei Willi Kenzenich war.
    Shopping-Touren ohne Anne waren schon immer problematisch, aber dieser Fall lag schwieriger. Wir hatten zusammen beschlossen, mit dem Laufen zu beginnen, und ich hatte schon einen Alleingang gestartet, noch bevor wir die ersten drei Meter gelaufen waren. Aus Erfahrung weiß ich, es gibt mehrere Theorien, wie man mit Frauen streitet. Keine davon funktioniert.
    Deshalb bin ich heute noch froh, dass unsere Ehe diese Krise überstanden hat.
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