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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt...
Autoren: Richard Gordon
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ganze Haus stand Kopf. Sandra verkündete, daß Mrs. Whynn unten sei und mich dringend zu sprechen wünsche.
    »Unmöglich«, sagte ich schroff. »Jilly und ich fahren in einer halben Stunde zur Kirche.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt. Aber sie geht einfach nicht.«
    Ich schlüpfte in den geliehenen Frack und ging hinunter ins Wohnzimmer.
    »Ein Glas Champagner?« fragte ich Charlotte höflich.
    »Nein, danke, Richard.« Sie stand beim Fenster und wirkte beinahe eingeschüchtert. »Ich weiß, ich hätte in keinem unpassenderen Augenblick kommen können.«
    »Hat euch Doktor Quaggy nicht genommen?«
    »Wir gehen nicht zu Doktor Quaggy; wenn du Erbarmen mit uns hast und uns wieder nimmst.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Du hast Furchtbares mitgemacht mit Jim«, fuhr sie feierlich fort. »Ich hoffe, du hast nicht gedacht, daß ich alles, was er tat, gutgeheißen habe? Oder, noch schlimmer, daß ich es nicht einmal bemerkt habe? Ich wollte am Hochzeitstag deiner Tochter noch ein bißchen zu deinem Glück beitragen und dir sagen, wie leid mir alles tut.«
    Ich war gerührt.
    »Jim hat nur sein Spiel gespielt«, gab ich zu. »Ich habe überhaupt nicht gespielt. Politiker sind für einen einfachen Mann wie mich zu gefährlich. Ich dachte, ich könnte mit Jim fertig werden, so wie ich mit schwierigen Patienten fertig werde. Sandra hat mich gewarnt. Es war Eitelkeit - die bekanntlich Frauen beflügelt, den Männern jedoch den Ruin bringt.«
    »Du hättest es nie zulassen sollen, daß Jim zum Psychiater geht.«
    Ich verteidigte mich: »Aber er hat doch gesagt, daß er sich umbringen wollte.«
    »Oh, Jim ist überhaupt nicht der Typ, der Selbstmord begeht - ich glaube, kein Abgeordneter ist das.« Sie lächelte. »Wer würde das zerstören, was er am meisten liebt, nämlich sich selbst? Er hat es nur gesagt, um sicher zu sein, daß du ihn zum Psychiater schicken würdest. Er wußte ganz genau, daß das arme Mädchen in Soho ihn erkannt hatte, und er brauchte irgendeine Rückversicherung, falls das Ganze in die Zeitungen kommen würde.«
    Ich bemerkte, daß der mit Blumen geschmückte weiße Rolls Royce angekommen war, in dem Jilly und ich -Sandra hatte darauf bestanden - um die Ecke in die St. Alphege-Kirche fahren sollten.
    »Wenigstens hat er dir alles über dieses Mädchen erzählt.«
    »Mein Gott! Sie war nicht die einzige. Jim hat die Mädchen gewechselt wie die Hemden, sein Leben lang. Er sieht natürlich unwahrscheinlich gut aus. Und Abgeordnete faszinieren die Frauen, weil sie mächtige Männer sind, aber trotzdem erreichbar, ja, sich ihnen manchmal sogar aufdrängen. Ich habe mehr als einmal gedroht, mich scheiden zu lassen, aber er hat es mir ausgeredet. In einem spießigen Ort wie Churchford kann man nicht vorsichtig genug sein. Deshalb habe ich einfach weggeschaut. Jim hat mich überzeugt, daß seine Karriere vor allem anderen kommt. Vielleicht bin ich so simpel wie du, Richard? Ich glaube, die Braut ist bereit, zur Kirche zu fahren.«
    Aber sie war es nicht. Ein Polizeiauto hatte vor dem Gartentor angehalten. Ein Inspektor stand vor der Tür.
    »Es tut mir leid, Sie in diesem Augenblick stören zu müssen, Doktor Gordon«, entschuldigte er sich würdevoll. »Aber wir wußten natürlich nicht, daß heute nachmittag ein so frohes Ereignis stattfindet.«
    »Was ist los?« fragte ich ungeduldig. »Doch nicht etwa der Laternenpfahl? Ich habe mich erboten, einen neuen zu zahlen.«
    »Miss Blackadder ist bei uns auf dem Revier, und sie hat Sie als ihren Arbeitgeber genannt. Sie wurde festgenommen, als einer von meinen Beamten bemerkte, wie sie die Tür Ihrer Praxis an einem Sonntagmorgen aufschloß - zu einer Zeit, als niemand da war. Sie hatte den Inhalt Ihres Medikamentenschrankes in mehrere Plastiktüten verstaut.«
    Ich ballte die Fäuste.
    »Kommen Sie einen Sprung aufs Revier, Doktor?«
    »Sobald meine Tochter und ihr Bräutigam Mann und Frau sind.«
    »Es hat keine Eile. Wir lassen sie nicht gegen Kaution frei, dieses Mal nicht.«
    Mein Sohn Andy, der am Morgen aus Baltimore eingetroffen war und ebenfalls wie ein viktorianischer Arzt aussah, kam an die Haustür gestürzt.
    »Dad! Sir Damian Havers ist am Telefon. Er sagt, daß er stirbt.«
    »Dann sag ihm, er soll nur weitermachen«, antwortete ich. »Jilly, mein Liebes, es wird Zeit, daß ich dich Peter übergebe.«
    Im Auto hielt ich Jillys Hand und sagte: »Ich fürchte, daß ich dem glücklichsten Tag deines Lebens nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt habe.
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