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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt...
Autoren: Richard Gordon
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Kühe.«
    Jim las den Artikel noch einmal durch. »Er hätte seinen Standpunkt ohne weiteres in einem Brief an mich darlegen können, aber er schwelgt mal wieder in seiner lebenslangen Gewohnheit, so viel Unheil wie möglich anzurichten. Wie erfreulich, daß Kinder und Greise sich jeder Verantwortung entziehen können. Wenn er seine Drohung wahr machen sollte, alle seine adeligen Freunde zu mobilisieren, sobald das Parlament wieder Zusammentritt, könnte er der Regierung schweren Schaden zufügen, sie vielleicht sogar zu Fall bringen.« Verärgert murrte er: »Ich wünschte, das Oberhaus würde endlich einsehen, daß es bloß ein Wachsfigurenkabinett ist, was die Gesetzgebung betrifft.«
    Er schmiß die Zeitung hin. »Ich nehme an, wir können ein Krankenhaus, das uns gar nicht gehört, nicht schließen. Aber es muß einen Ausweg geben. Es gibt für alles einen Ausweg. Gott weiß, wie der Fehler passiert ist, aber ich werde dafür sorgen, daß der verantwortliche Beamte morgen nach Nordirland versetzt wird.«
    In meinem Hirn hatte sich eine Lösung herauskristallisiert. »Glaubst du, es würde helfen, Jim, wenn ich als einer der ältesten praktischen Ärzte in Churchford dem Echo gegenüber sagen würde, daß die Schließung des Dower House ein genialer Akt der Beseitigung eines medizinischen Slums sei? Das wäre kein Problem. Ich spiele heute nachmittag mit Arthur Crevin Golf. Die Zeitungen der Fleet Street werden die Sache sicher aufgreifen.«
    Jim strich sich übers Kinn.
    »Ja, ich glaube, das ist ein vernünftiger Plan. Ich könnte ein paar eigene Bemerkungen einflechten, vielleicht ein paar Ministerworte. Ich muß weiterhin auf dieses Pferd setzen, selbst wenn es schon zu lahmen beginnt. Danke, Richard. Leite alles in die Wege!« sagte er nachdenklich und fügte mit einem kurzen Blick auf mich hinzu: »Ich habe nicht vergessen, daß ich dir einen Sitz in dem neuen Komitee versprochen habe.«
    »Das hat nichts damit zu tun«, sagte ich fest. »Ich werde nur deshalb in aller Öffentlichkeit erklären, daß das Dower House geschlossen werden sollte, weil ich glaube, daß das die beste Medizin für Churchford ist.« Ich entschloß mich, noch ein weiteres Eisen in das neu entfachte Feuer seiner Dankbarkeit zu schieben.
    »Annabel Blackadder.«
    »Ach, die«, sagte er ohne Begeisterung. »Wenn dir das arme Mädchen so sehr am Herzen liegt, werde ich sehen, ob sich nicht irgend etwas für sie finden läßt. Möglicherweise denkt einer meiner Gegner, es wäre ein nützlicher Schachzug, sie als eine Art Assistentin für Nachforschungen einzustellen. Bertie Bullivant würde vielleicht anbeißen«, spekulierte er.
    Als ich nach Hause fuhr, hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Eines der Gewitter, die gedroht hatten, die samstägliche Demonstration ins Wasser fallen zu lassen, brach über Churchford herein. Eine Katze flitzte durch den Platzregen; ich trat auf die Bremse, der Wagen geriet ins Schleudern und prallte gegen einen Laternenpfahl.
    Ich wurde durchgeschüttelt, das Auto hatte eine Beule, der Laternenpfahl stand schief. Ich sah endlose Schwierigkeiten mit Werkstätten voraus, mit Anträgen an die Versicherung und mit der Polizei. Behutsam setzte ich meine Fahrt fort und dachte dabei an Gott am himmlischen Telefon. »Dieser Jethro? Joasch? Wie heißt er noch gleich? Jesu! Ja, genau. Der gute Doktor spielt sich ein bißchen auf. Er mischt sich in die Politik ein. Jag ihm mal einen kleinen Schrecken ein!«
     

21
     
     
    »Gute Nachrichten!« verkündete ich Mrs. Jenkins, als ich Mitte der darauffolgenden Woche morgens in die Praxis kam. »Ich habe die Assistentin gefunden, die Sie sich den ganzen Sommer hindurch so sehnlich gewünscht haben.«
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen!« rief sie aus. »Ich hoffe, sie ist für diesen Posten geeignet?«
    »Ganz außerordentlich! Sie ist zwanzig, hübsch, lebhaft, voller Eifer, einen nützlichen Beruf zu ergreifen, und verblüffend gut an strenge Disziplin gewöhnt.«
    Mrs. Jenkins tippte nachdenklich mit dem Ende des Kugelschreibers an ihre Lippen.
    Ich ließ den Schleier fallen. »Annabel Blackadder«, sagte ich.
    »Oh, na gut.«
    »Warum machen Sie so ein zweifelndes Gesicht? Sie hätte auch einen fashionablen Posten als Assistentin eines Abgeordneten bekommen können, aber sie hat keine Ahnung vom Maschineschreiben und telefoniert nicht gern.«
    »Was wird das Mädchen denn hier tun, wenn sie nicht tippen kann?« fragte die nüchtern denkende Mrs.
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