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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt...
Autoren: Richard Gordon
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besser«, stimmte sie mir munter zu. »Vielleicht war es doch der Vikar? Ich meine, weil ich mich ihm gegenüber so habe gehenlassen. Wissen Sie was, Doktor, ich hatte das Gefühl, als hätte sich eine große gespannte Feder in meinem Inneren plötzlich - wong! - gelöst.«
    »Viele Therapeuten befürworten die Übertragung der inneren Aggression des Patienten auf den Psychiater, obwohl dies in der Regel nicht mittels einer Blumenvase geschieht«, stellte ich fest.
    Sie sah mich beschämt an. »Das mit der Vase tut mir so leid, Doktor. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich wollte mich schon beim Vikar entschuldigen, da ich ihn doch jeden Tag sehe; manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich ihn den ganzen Tag vor Augen.«
    Ich war verwirrt.
    »Sie wissen doch, daß ich im Büro meines Mannes arbeite, Doktor? Es liegt in der High Street, gegenüber vom Dingley Dell. Die ganze Woche saß er da und trank eine Tasse Kaffee nach der anderen. Ich habe keine Ahnung, warum er plötzlich so gerne Kaffee trinkt.«
    »Koffeinvergiftung!« Ich schlug mir gegen die Stirn. »Daher auch die Symptome, daher auch der Schüttelfrost.«
    »Wie bitte, Doktor?«
    »Ich glaube, er möchte ganz einfach wach bleiben, während er für uns alle betet. Der Vikar ist sehr gewissenhaft.«
    Ich konnte Gott am göttlichen Telefon hören, wie er sagte: »Gute Arbeit, Lukas. Du hast es dem begriffsstutzigen Doktor ganz schön gezeigt.«
    Am frühen Abend fuhr ich zu Jim. Charlotte und er waren gerade aus London zurückgekehrt. Jim schien bester Laune zu sein. Er führte mich in das runde Wohnzimmer und schenkte mir einen Highland Park ein.
    »Ich hätte es mir denken können«, bemerkte ich nüchtern. »Die Regierung hat schon eine so dreckige Weste, daß es nicht viel ausmacht, wenn sie ihre Haltung von heute auf morgen um hundertachtzig Grad dreht.«
    »Du meinst, weil das Dower House in Betrieb bleibt?« Er schenkte sich einen doppelten Gin ein. »Aber das war sowieso unsere Absicht.«
    »Du hast mir etwas ganz anderes erzählt«, erinnerte ich ihn aufgebracht.
    »Mein lieber Richard! Wie gute Freunde wir auch sein mögen - du wirst doch einsehen, daß ich dir keine Regierungsgeheimnisse mitteilen kann?« sagte er sanft. »Davon abgesehen hätte ich gedacht, daß ein so hochintelligenter Mann wie du meinen kleinen Plan durchschauen würde.«
    »Wie schmeichelhaft! Aber ein netter Kerl, selbst wenn er noch so intelligent ist, benutzt seinen Scharfsinn nicht dazu, die Lügen seiner Freunde auszuspionieren.« Ich stand auf und fügte schneidend hinzu: »Außerdem hat er das auch gar nicht nötig.«
    »Richard! Du bist böse«, sagte er milde. »Wirklich, du hast keinen Grund dazu. Solche Kriegslisten sind in der Politik reine Routinesache. Wärst du ein gelernter Politiker, würdest du nicht mehr Gedanken daran verschwenden als an die Beschwerden und Leiden, mit denen du als gelernter Arzt zu tun hast.«
    »Natürlich bin ich böse«, bekräftigte ich. »Dafür, daß ich in aller Öffentlichkeit gesagt habe, das Pesthaus sollte geschlossen, wenn nicht gar niedergebrannt werden, werde ich von allen Ärzten und wahrscheinlich von ganz Churchford verdammt. Ganz zu schweigen von Lord Churchford, und weiß Gott, was die >Freiheit für Lesben< und die >Soften Schwulem von mir denken. Alle halten mich jetzt für einen irregeleiteten Idioten, weil das Dower House sowieso offen bleibt.«
    »Wenn ich dir erkläre, worin der Plan bestand, wirst du über das Ergebnis sicherlich genauso erfreut sein wie ich. Hast du in der Morgenausgabe nicht die kleine Notiz über das Krankenhaus von Churchford bemerkt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was nur zeigt, wie gut der Plan funktioniert hat. Wußtest du, daß der Staatliche Gesundheitsdienst leerstehende Immobilien im Wert von zweihundert Millionen Pfund hat? Schwesternheime, die vielleicht für viktorianische Küchenmädchen geeignet wären; Ärzteunterkünfte, die nicht nur unbequem, sondern einfach unbewohnbar sind; veraltete Krankenabteilungen, verödete Waschhäuser, unbrauchbare Küchen, baufällige Hinterhöfe, Nebengebäude, die fast schon einstürzen. Nun, die Krankenhäuser hatten mehr Landbesitz als die Klöster, als Nye Bevan es wie Heinrich VIII. machte und sie dreihundertzehn Jahre später auflöste. Heinrich VIII . war so vernünftig und verkaufte den Besitz, um die Steuern mit einem Schlag zu senken. Das sollten wir auch tun, aber jeder ist dagegen. Es wird geklagt, daß die Schwestern, die
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