Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt...
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
bereits von der Armenhilfe leben, auf die Straße gesetzt werden - wahrscheinlich sollen sie sich dann dort ihr Geld verdienen.« Er zuckte hoffnungslos die Achseln. »Heinrich VIII. hatte keine Probleme, er hat einfach jeden lebendigen Leibes verbrannt, der mit seiner Buchhaltung nicht einverstanden war. Wir müssen den Scheiterhaufen durch künstliche Rauchwolken ersetzen. Deshalb erfand ich den Wirbel um das Dower House, um die Leute abzulenken, während das Gesundheitsministerium in aller Stille die verfallenen Gebäude des Churchforder Krankenhauses verkauft hat«, teilte er mir selbstgefällig mit.
    Ich fragte fassungslos: »An wen?«
    »Wir hatten ein Angebot von einer amerikanischen Firma, das wir nicht ausschlagen konnten. Sie wird an derselben Stelle ein phantastisches Privatkrankenhaus errichten. Genau das, was Churchford fehlt. Das habe ich, wie du dich vielleicht erinnern wirst, bereits gesagt, als du darauf bestanden hast, daß ich diesen furchtbaren Psychiater aufsuchen sollte. Die Amerikaner sind so angetan, daß sie das neue Krankenhaus die Whynn-Klinik nennen werden. Wer ein Hospital in seinem Wahlkreis hat, das nach ihm selbst benannt ist, wäre wahrscheinlich auch dann in Sicherheit, wenn die rote Revolution ausbräche. Ich fürchte, das alles wird Bertie Bullivant furchtbar aufregen.«
    Ich schrie: »Das Dower House bleibt offen, weil es sowieso so geplant war? Er hat also überhaupt nichts dafür gekriegt, daß er dem Bau der neuen Straße durch die Arbeitersiedlung zugestimmt hat?«
    Jim seufzte. »Nicht wirklich. Vor allem deshalb nicht, weil Lord Churchford, der alte Narr, uns einen wundervollen Vorwand geliefert hat, als Schützer der verfassungsmäßigen Rechte aufzutreten. Ich muß dem alten Orang-Utan wirklich eine Kiste von Croft’s bestem Portwein schicken. Siehst du, Richard, die Politik ist die Kunst des Möglichen; das heißt, die Kunst dessen, womit man möglicherweise davonkommen kann.«
    Eine brandheiße politische Frage blieb unbeantwortet.
    »Was springt dabei für dich raus?« fragte ich.
    Jim Whynn strahlte. »Du hast den nächsten Verkehrsminister vor dir. Es wurde mir versprochen, daß ich den Posten nach der bevorstehenden Kabinettsumbildung bekomme. Ein wunderbares Ende für die ganze Dower-House-Affäre.«
    »Jim«, sagte ich, »damit bleiben nur mehr zwei Punkte, die ich mit dir besprechen möchte. Erstens verzichte ich auf diesen Job in dem Regierungskomitee, den du mir angeboten hast.«
    »Oh, ich dachte, ich hätte es dir bereits gesagt«, bemerkte er. »Mein Antrag ist abgelehnt worden. Der alte Forditch im Ministerium bekommt seinen Adelstitel und wird auf einen dieser enorm lukrativen EG-Posten nach Brüssel geschickt. Er freut sich schon wahnsinnig darauf. Er kann seine Frau nicht ausstehen, und dort wird er Freundinnen haben können. Ich glaube, alle haben welche.«
    »Zweitens bin ich überglücklich, daß deine politische Karriere so üppig blüht und gedeiht, auch obwohl sie letzten Frühling von der Blattlaus befallen wurde. Es tut mir nur leid, daß du mich als Dünger benutzt hast. Es ist mir nicht länger angenehm, dich als Patienten zu haben. Ich empfehle dir, zu Doktor Quaggy zu wechseln. Guten Abend!«
    Erstaunt sagte er: »Richard! Was bist du doch empfindlich!« Aber ich hatte schon die Tür zugeknallt.
    Auf dem Weg nach Hause schaute ich beim Pfarrhaus vorbei. Ich konnte mein Tagwerk nicht beenden, bevor ich nicht diesen Fall einer Koffeinvergiftung einem guten Ende zugeführt hatte. Irgendwie erinnerte ich mich daran, daß dieses Leiden manchmal Krämpfe und Halluzinationen hervorrief, und die könnten den Geistlichen bei der Trauung meiner Tochter aus der Fassung bringen.
    Die Tür wurde von Mrs. Osgood geöffnet.
    »Oh, Doktor, wie nett, Sie wiederzusehen«, begrüßte sie mich mit rauher Stimme. »Ich bin so froh, daß Sie
    Ron vorgeschlagen haben, mich bei den Samaritern anzurufen. So ist es mir möglich, mich ihm persönlich zu widmen. Er macht gerade eine Kanne Tee«, teilte sie mir mit, während sie die Augen niederschlug. »Soll ich ihn holen?«
    »Machen Sie sich keine Mühe«, sagte ich. »Ich bin sicher, daß das, woran er leidet, bald kuriert sein wird. Guten Abend!«
     

22
     
     
    Es war Samstag, eine Woche später. Das Zelt war auf dem Rasen aufgebaut, das Wetter wunderschön.
    Ich kleidete mich so, daß ich einem Facharzt aus viktorianischer Zeit glich. Meine Tochter sah in ihrem duftigen weißen Kleid einfach hinreißend aus. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher