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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren
Autoren: Jude Deveraux
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mit mir hier zu leben.« Sie sah ihm in die Augen. »Bist du auch sicher, daß wir es nicht doch lieber umgekehrt machen sollten? Ich könnte ein Restaurant dort drüben eröffnen und ...«
    »Du weißt genau, daß sich meine Mutter vom On-ions nie trennen würde. Für sie verbinden sich damit so viele Erinnerungen an Dad. Und sie wird langsam älter. Nach außen hin sieht es so aus, als wäre sie energiegeladen wie ein Teenager, aber sie läßt sich nicht alles anmerken. Es ist einfacher, wenn ich herziehe, damit wir alle drei Zusammensein können.« Er unterbrach sich kurz. »Es sei denn, du bist nicht glücklich hier und willst fort. Ist das so?«
    »Natürlich nicht. Ich bin glücklich da, wo du bist. Wir bleiben hier und kümmern uns um das Onions. Ich schreibe meine Kochbücher und wir ziehen ein Dutzend Kinder auf.«
    Gregory lachte. »Alles wohlgenährte kleine Krümelmonster, soviel ist sicher.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie sanft von sich fort. »Aber jetzt geh schlafen. Erhol dich. Morgen gehen deine Freundinnen mit dir Teppiche aussuchen.«
    »O nein!« Kady verkrampfte die Hände vor dem Magen. »Ich merke schon, daß ich heftige Magenkrämpfe bekomme. Ich glaube, ich muß in der Küche bleiben und mir einen Kräutertee brühen.«
    Lachend schloß er ihre Tür auf und schob sie über die Schwelle. »Wenn du nicht brav bist, engagiere ich eine Hochzeitsberaterin, die dich auf Trab bringt. Dann wirst du dich für den Bezug von Mülltonnen registrieren lassen und Klodeckelschoner mit Monogramm in Auftrag geben.«
    Er lachte noch lauter, als Kady bei dieser Vorstellung kalkweiß wurde. Noch immer lachend schloß er die Tür hinter ihr.
    »Ich bin die glücklichste Frau der Welt«, sagte Kady laut und lehnte sich gegen die Wohnungstür. Ihr Blick fiel auf die Metallkiste, die mitten im Wohnzimmer stand, und sie erkannte mit leichtem Unbehagen, daß sie ihr den ganzen Abend lang nicht aus dem Kopf gegangen war. Meine Müdigkeit wird doch nicht etwa eine unbewußte Entschuldigung dafür gewesen sein, von den anderen fortzukommen, um endlich nachsehen zu können, was sich in der alten Kiste verbirgt? fragte sie sich.
    Drei Minuten später kniete sie vor der Kiste und zerrte an dem verrosteten Deckel. Schließlich setzte sie ihre Fingerspitzen als Hebel ein und drückte so heftig an zwei Seiten gleichzeitig, daß der Deckel quer durch den Raum flog und sie nach hinten taumelte. Sie rappelte sich hoch, spähte in die Kiste und sah vergilbtes Seidenpapier.
    Obenauf lag ein winziger Strauß vertrockneter Orangenblüten, und Kady wußte sofort, daß sich unter dem Papier etwas ganz Besonderes verbarg, etwas sehr Privates. Einen langen Moment zögerte Kady unentschlossen. Etwas in ihr riet ihr, die Kiste zu verschließen und nie wieder zu öffnen. Sie auf einen Küchenschrank zu stellen, nur von außen zu betrachten und nicht mehr an den Inhalt zu denken. Oder noch besser, die Kiste loszuwerden und zu vergessen, daß sie sie jemals gesehen hatte.
    »Sei nicht albern, Kady Long«, sagte sie laut. »Wer diese Dinge in die Kiste gelegt hat, ist seit langen Jahren tot.«
    Ganz behutsam und mit zitternden Fingern nahm Kady die verblichenen Blüten heraus, legte sie auf den Teppich und schob das Seidenpapier zur Seite. Auf Anhieb wußte sie, was sich darunter verbarg: ein
    Brautkleid aus weißem Satin mit einem quadratischen, von Rüschen gesäumten Ausschnitt, sorgsam zusammengefaltet und seit vielen Jahren dem Licht und der Luft entzogen. Rheinkieselknöpfe funkelten sie an.
    Fast liebevoll hob sie es bewundernd heraus. Heute hatte sie ein Dutzend moderner Hochzeitskleider anprobiert, aber verglichen mit dieser Robe wirkten sie alle wie billige Massenware, ohne jedes Gefühl für feine Details.
    Die schmalgeschnittenen Ärmel endeten in geknöpften Manschetten, deren Ränder mit Spitze unterlegt waren. Das Kleid in den Händen, sah Kady wieder in die Kiste hinein und hielt den Atem an. »Ein Schleier«, flüsterte sie, stand auf, breitete das Kleid auf dem Sofa aus und kehrte zur Kiste zurück.
    Fast ehrfürchtig streckte sie die Hände nach der spinnwebfeinen Spitze aus. Der Schleier fühlte sich so leicht und zerbrechlich an, als wäre er aus Licht und Luft gemacht. Sie stand auf und legte sich die Spitze über ihren Arm, spürte ihre fragile Feinheit auf der Haut. Man brauchte kein Modehistoriker zu sein, um zu erkennen, daß sie handgemacht, daß das Blüten- und Reben-Muster mit winzigen
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