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Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Titel: Wenn Werwolf-Pranken streicheln
Autoren: Jason Dark
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sitzen. Sie verwandelten sich in Werwölfe, taten mir aber nichts. Sie ließen mich zuschauen. Ich hatte überhaupt keine Angst, mir ging es sogar gut. Sie nahmen mich bei der Hand und führten mich durch den Garten. Dabei dachte ich immer, ich würde schweben, so schön war das. Nie habe ich sie richtig verraten, bis es mir einmal so herausrutschte. Sie waren immer so nett, leider auch alt, und mein Vater hat sie dann entlassen. Doch sie kamen zurück, das hatten sie mir versprochen. Immer wenn der Vollmond am Himmel leuchtete, trafen wir uns. Dann fühlten wir drei uns glücklich. Für mich waren es meine Großeltern. Und jetzt hast du einen getötet. Nur noch Martha ist da…«
    Selten war ich mit simplen Worten so angeklagt worden. Ich wußte nicht, wie ich mich verteidigen sollte, starrte mit brennenden Blicken auf den Rücken des Werwolfs namens Martha und sah, daß er sich aufrichtete. Seine Bewegungen wirkten nicht mehr geschmeidig, eher schwerfällig, als würde er eine schwere Last tragen.
    Er drehte sich um.
    Keiner von uns sagte ein Wort. Auch das Kind hielt sich zurück. Der Werwolf starrte allein mich an.
    Seine gelben Augen kamen mir vor wie hartes Glas. Sie waren kalt, wirkten gleichzeitig auch unendlich müde. Mit ebensolchen Bewegungen kam er auf mich zu.
    Ich hielt die Beretta in der Hand. Jetzt hätte ich sie eigentlich anheben und schießen müssen, doch neben mir stand Gwen und schaute mich nur an.
    Verflixt ich brachte es einfach nicht fertig, die Waffe zu heben und dem Werwolf eine Kugel auf den Pelz zu brennen.
    Er fixierte mich weiter.
    Es war ein Blick, der mich hart traf, der mir unter die Haut ging. Dabei wußte ich, daß die Bestie mich töten wollte, und ich schaute meinem Schicksal einfach in die Augen.
    Da sprang er vor!
    Gleichzeitig bewegte sich auch Gwen. Sie wollte zwischen uns, das war gefährlich. Ein Schuß fiel.
    Der helle Klang einer Beretta peitschte durch den Garten. Nicht ich hatte geschossen, sondern Suko.
    Die geweihte Silberkugel war in die Stirn der Bestie geschlagen. Ich erkannte dort die Wunde, aus der etwas hervordrang, das wie Blut aussah, tauchte zu Boden und riß Gwen mit, damit der schwere Körper beim Fall nicht auf sie stürzte.
    Er prallte neben uns auf die weiche Erde. Die Pranken zuckten noch, die Nägel rissen den Boden auf, und ich tat nichts, als sich Gwen über ihre »Großmutter« warf und weinte.
    ***
    Es war Brenda Rattigan, die schließlich zu dem Mädchen lief, es umarmte und leise auf die Kleine einsprach. Ich hatte mich abgewendet. Suko kam auf mich zu. »Du hättest es nicht getan, wie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Worte von Gwen… Suko, das war verdammt hart. Beschimpft mich der Teufel oder irgend ein anderer Dämon, kann ich darüber nur lachen, aber so…«
    »Klar, ich verstehe dich.«
    Um irgend etwas zu tun, zündete ich mir eine Zigarette an. Ich blies den Rauch gegen den Vollmond und hatte den Eindruck, als hätte sich seine Scheibe verdunkelt. Dann ging ich zu dem von mir erschossenen Werwolf. Er hatte sich wieder rückverwandelt. Vor mir lag ein alter Mann mit weißen Haarfetzen auf dem Kopf. Der Mund war verzerrt, die Augen gebrochen. In der Brust sah ich die Wunde.
    Brenda Rattigan und Cole Harper brachten die weinende Gwen weg. Zurück blieben Suko und ich sowie zwei Leichen. Und natürlich Angelo Lombardi, den Suko am Kragen packte und in die Höhe zog. »Ob es für dich ein Glück war, nicht zu sterben, kann ich dir nicht sagen. Jedenfalls wirst du hinter Gitter verschwinden.«
    Lombardi gab keine Antwort. Der Kidnapper war einfach fertig. Er und seine Kumpane hatten hoch gepokert und alles verloren.
    »Ich schaffe ihn weg, John«, sagte mein Freund.
    »Okay.« Ich ging in den Pavillon, setzte mich auf die Bank und rauchte die Zigarette zu Ende. Mit dem Absatz trat ich die Kippe aus. Ich hatte Kopfschmerzen, auf meiner Zunge lag ein widerlicher Geschmack. Es gibt Momente, wo man sich nicht gut fühlt.
    Nach einer Weile, ich hatte mich kaum gerührt, verdunkelte eine schmale Gestalt den Eingang.
    Es war Gwen Harper.
    »Darf ich zu Ihnen kommen?« fragte sie.
    Ich lächelte, obwohl sie es in der Dunkelheit kaum sehen konnte. »Gern, wenn du willst.«
    Sie setzte sich neben mich. Ich wußte nicht, wie ich das Gespräch beginnen sollte, diese Aufgabe nahm mir das neunjährige Kind schließlich ab.
    »Brenda hat mich geschickt.«
    »Sie ist nett, nicht?«
    »Ja, und sie wird auch bei uns bleiben, das hat mir mein Vater
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