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Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Titel: Wenn Werwolf-Pranken streicheln
Autoren: Jason Dark
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Ich trat zur Seite und ließ ihn fallen. Als er lag, bog ich seine Arme auf den Rücken und legte ihm Flandschellen an. Der war außer Gefecht.
    Aber es gab noch einen zweiten Werwolf. Den hatte ich bisher nicht gesehen und das Kind ebenfalls nicht.
    Dafür hörte ich Schritte. Schon am Klang erkannte ich, daß es nicht der Werwolf war, der sich mir näherte. Mein Freund Suko brach sich den Weg zu mir.
    Auch er hielt seine Waffe in der Hand, blieb vor mir stehen. Bevor er eine Frage stellen konnte, deutete ich zur Seite, wo die tote Bestie lag.
    »Du?« fragte Suko.
    »Ja.« Ich wollte ihn mir ansehen, dazu kam es nicht mehr, denn ich hörte eine Stimme, die ich bisher nur aus dem Radio kannte. Gwen Harper kam.
    Sie sprach nicht mit sich selbst, sondern mit einer anderen Person. Suko und ich verstanden uns blind. Wir gingen in Deckung, konnten aber genau beobachten und sahen zwei Gestalten aus dem Schatten der Dunkelheit erscheinen.
    Eine war Gwen.
    Die andere der zweite Werwolf. Und er hielt das Mädchen an seiner Pranke wie ein Vater sein Kind…
    ***
    Mich überkam ein Schauder, als ich dieses Bild sah. Es war kaum zu fassen, zu erklären, zu begreifen.
    Es war für uns genau zu sehen, daß zwischen den beiden keine Feindschaft herrschte, und die Worte der kleinen Gwen waren als Trost für den Werwolf gedacht.
    »Vielleicht lebt er ja noch. Wir beide wollen nachschauen. Es… es geht doch nicht, daß mein Schutzengel erschossen wird. Nein, das kann ich nicht glauben. Ihr habt mir versprochen, immer bei mir zu bleiben…«
    Ich mußte schlucken, als ich diese Worte vernahm. Dabei fühlte ich mich wie ein Angeklagter, schließlich war ich es gewesen, der die Bestie getötet und dem Mädchen einen seiner Schutzengel genommen hatte. Die beiden gingen weiter und gerieten auch an die Stelle, wo der Kidnapper bäuchlings im Gras lag.
    Dort blieb Gwen stehen. Sie schaute auf den Rücken und nickte, als wollte sie sich selbst bestätigen. »Da siehst du es, mein Lieber. Er hat seine Strafe bekommen. Sogar Handschellen hat man ihm angelegt, wie er es bei mir getan hat. Aber ich weiß nicht, wer…«
    Ein schauriges Heulen stoppte ihre Rede. Der Werwolf riß sich plötzlich los, und war mit einem gewaltigen Satz dort, wo der zweite lag und sich allmählich wieder in einen Menschen verwandelte. Es war wie bei einem Menschen, der um eine geliebte Person trauerte. Ich hatte eigentlich gedacht, daß mich so leicht nichts erschüttern konnte, hier aber wurde ich doch tief getroffen. Ich wollte auch nicht mehr in meiner Deckung bleiben und richtete mich auf.
    Suko wollte ebenfalls hoch, ich winkte ab. Er kannte die Geste, sie war als Rückendeckung gemeint.
    Jetzt sah mich das Mädchen.
    Gwen Harper stand vor mir. Klein, blond. Ein Kind wie aus dem Bilderbuch. Das Gesicht, vom Mondlicht angestrahlt, wandte sich mir zu. Ich bemerkte, wie sich die Augen weiteten, als hätte Gwen in diesem Augenblick alles vrstanden.
    Ich kam mir vor wie ein Schuft, wollte ihr etwas sagen, erklären, meine Kehle saß zu.
    Ihr Blick wurde zu einer regelrechten Anklage, die sie dann auch in ihre kindlichen Worte formulierte.
    »Du hast ihn mir genommen«, sagte sie. »Du hast mir meinen Schutzengel genommen…«
    Ich wußte nicht, was ich noch sagen sollte. Auf meinem Rücken spannte sich die Geänsehaut.
    »Warum?« fragte sie und weinte dabei. »Er hat dir nichts getan, Mister. Gar nichts.«
    »Er wollte jemand töten!« brachte ich stockend über die Lippen. »Da mußte ich es tun, denn ein Menschenleben ist mehr wert.«
    »Es war ein böser Mensch.«
    »Das weiß ich, Gwen. Trotzdem ist er ein Mensch.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich habe doch nur sie gehabt, meine Großeltern…«
    Nicht weit entfernt cnstand eine Bewegung. Brenda Rattigan und Cole Harpererschienen wie zombiehafte Gestalten. Sie blieben stehen und lauschten unserem Dialog.
    »Sind wirklich diese Werwölfe deine Großeltern, Gwen?«
    Sie hob die Schultern. »Nicht die richtigen, weißt du. Ich habe sie nur so genannt.«
    »Weshalb?«
    »Sie heißen eigentlich Ben und Martha Cumberland. Sie haben bei uns gearbeitet. Sie waren unsere Diener, und eines Tages entdeckte ich, wer sie wirklich sind. In einer Vollmondnacht, als ich nicht schlafen konnte, stieg ich aus meinem Fenster und ging in den Garten. Ich wollte ein wenig spazieren gehen, mit den Elfen und Geistern der Nacht reden, von denen ich gelesen habe. Ich kam zum Pavillon, trat hinein und sah die beiden auf der Bank
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