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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Autoren: Eric Malpass
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Metallmasse wie ein Geschoß auf die Erde zuraste.
    Dann ein krachender Aufschlag, daß man meinte, die Welt ginge unter. Danach Stille, tödliche, unheimliche Stille. Sekunden später wurde sie vom Heulen der Sirenen zerrissen, Menschen schrien auf und riefen durcheinander, Alarmglocken schrillten und ihr Lärm schien sich wellenförmig über die ganze Erde verbreiten zu wollen, so als habe ein Stein eine glatte Wasserfläche aufgestört.
    Und schließlich schrillte es auch am anderen Ende der Welt auf, im Gutshaus der Pentecosts, und zerriß die Schläfrigkeit eines englischen Sommertags.
     
    Kein Lufthauch regte sich. Auf die Heustapel im Hof schien die Morgensonne. Alles strahlte Zufriedenheit aus. Bessie, die Sau, lag träge auf der Seite, während dreizehn quiekende, kringelschwänzige, rosige kleine Ferkel sie bedrängten und zu ihrem Recht zu kommen suchten. Opa, kräftig und robust, sah ihnen dabei zu. Er genoß das, was er über alles liebte: die Sonne und das Alleinsein. Doch der Sonnenschein stimmte ihn in letzter Zeit ebenso wehmütig, wie er ihn beglückte. Zu sehr näherte er sich schon sonnenlosen Gestaden.
    Und das Alleinsein? Resigniert bemerkte er, daß er nicht mehr allein war. Ein kleiner Junge mit blondem Schopf stand neben ihm. Sein Kinn ruhte auf der warmen Sandsteinmauer des Schweinestalls, und seine dunklen Augen starrten fasziniert auf die schmatzenden kleinen Wesen.
    Opa ergab sich in sein Schicksal und beschloß, nicht ungesellig zu sein. Doch da er seinen Enkel kannte, wählte er ein unverfängliches
    Gesprächsthema. «Bewundernswert, diese Schweine», sagte er. «Wissen genau, was sie wollen - und wehe, wenn sie’s nicht kriegen. » Er selbst war nicht viel anders.
    «Ich hätte nie gedacht, daß Bessie dreizehn Kinder haben wollte», sagte Gaylord.
    «Sie hätte sie nicht, wenn sie sie nicht gewollt hätte», sagte Opa gereizt. Er wurde immer gleich kratzbürstig, wenn Gaylord das Problem der Fortpflanzung ansteuerte. Man wußte nie, was nun wieder kommen würde.    .
    Gaylord sagte: «Kann schon sein. Aber Mrs. Twegg hat gesagt, als ihre Ethel Zwillinge bekam, hätte man sie umpusten können.»
    «Schweine sind da anders», sagte Opa. «Sie nehmen alles so, wie’s kommt.»
    «Aber eben hast du doch noch gesagt, daß sie genau wissen, was sie wollen», beharrte Gaylord mit unerbittlicher Logik.
    «Nicht, wenn es um Junge geht. Bessie weiß nicht einmal, daß sie dreizehn hat. Schweine können nicht zählen.»
    «Ich wette, sie weiß, daß sie mehr als zwei hat.» Gaylord war gekränkt. Er liebte und bewunderte Bessie. Er fand es sehr befremdlich, daß ausgerechnet Opa ihre Intelligenz derart herabsetzte.
    Opa seufzte. Bei Gaylord gab es doch wirklich kein unverfängliches Thema. «Ich glaube, deine Mutter ruft dich», sagte er.
    «Ich habe nichts gehört», sagte Gaylord.
    «Aber ich - Herrgott noch mal!»
    Gaylord war beleidigt. Kaum hatte man eine so fesselnde Unterhaltung wie die über Bessies geistige Fähigkeiten begonnen, wurde man schon wieder gestört. Es war eben immer das gleiche mit den Erwachsenen. Sie waren unberechenbar. Er würde sie nie begreifen. «Auf Wiedersehen, Opa», sagte er höflich, verwandelte sich in einen Hubschrauber und flog mit kreisenden Armen aufs Haus zu.
     
    Auch im Haus selbst atmete alles Zufriedenheit. Paps saß an seinem Schreibtisch. Sein neuer Roman machte gute Fortschritte, die Feder flog über das Papier, er schwelgte in Schaffensfreude.
    Auch Mummi war zufrieden. Amanda lag an ihrer Brust und sog Kraft aus ihrer Kraft. Sie schaute auf das hingegebene, hilflose Köpfchen; und grenzenlose Liebe und Zärtlichkeit erfüllte sie. Sie drückte den kleinen, strampelnden Körper fester an sich, beugte sich hinunter und strich mit den Lippen über das weiche Haar.
    Gaylord polterte ins Zimmer. Er sah seine Schwester interessiert an. Er staunte immer wieder darüber, daß Mummi - ausgerechnet seine kühle, elegante Mummi! - genau wie Bessie auf diese erstaunliche Weise ihren Nachwuchs ernährte. Wenn auch in bescheidenerem Maße, versteht sich. «Bessie schafft alle dreizehn auf einmal», stellte er leutselig fest.
    «Soll das eine Kritik sein?» fragte Mummi.
    «Was ist das, eine Kritik?»
    «Du meinst doch, während Bessie mit dreizehn fertig wird, schafft die arme alte Mummi nur eins?»
    «So ungefähr», sagte Gaylord. «Aber dreizehn auf einmal könntest du jedenfalls nicht bekommen. Oder doch?» fragte er erwartungsvoll.
    «Das ist wohl
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