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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Autoren: Eric Malpass
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heute noch schreiben.»
    Aber unter der Tür blieb Gaylord stehen. Er sah bedrückt aus. «Ich... muß doch nicht etwa mit ihnen spielen, Mummi - oder?»
    «Aber du wirst es sicher wollen, Liebling.»
    «Das glaube ich nicht, Mummi.»
    «Unsinn, du spielst doch auch mit den Kindern in der Schule, nicht wahr?»
    «Das ist etwas ganz anderes. Das ist in der Schule.»
    «Ach so», sagte Mummi. «Nun, darüber brauchen wir uns jetzt noch nicht den Kopf zu zerbrechen. Das wird sich alles schon finden. »
    Sie war recht zufrieden. Solange Gaylord glaubte, der Besuch der Kinder sei seine Idee, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Beste daraus zu machen. Doch Gaylord grübelte wie so oft über die geheimnisvolle Denkweise der Erwachsenen nach.
    Diese Mummi! Von morgens früh bis abends spät organisiert sie alles und jedes. Immer am Ball, mußte man sagen. Aber wenn er nicht den Vorschlag gemacht hätte, die Kinder von Tante Helen einzuladen, wäre sie nie auf diese einfache Lösung gekommen.
    Doch er machte jede Wette, daß sie hinterher diese Idee für sich in Anspruch nehmen würde!
     

2
     
    Einmal am Tag wurde der verwunschene Friede des Bahnhofs von Shepherd’s Warning jäh gestört. Das Läutwerk schrillte, die Sperre wurde feierlich geöffnet, Signale schepperten, das Fenster am Fahrkartenschalter wurde krachend hochgestoßen, und Joe Bates schob seinen Karren über den grasbewachsenen Bahnsteig. Die Bühne war hergerichtet. Ein ferner, melancholischer Ton, so traurig wie der Klang eines Horns in der Tiefe des Waldes, ein wachsendes Dröhnen und Rattern, und dann brauste der Vier-Uhr-Fünfzehn von Ingerby aus dem Tunnel hervor und kam keuchend neben dem Bahnsteig zum Stehen.
    Paps saß am Steuer des wartenden Wagens und starrte säuerlich auf die grüne Diesellok. Er würde es der britischen Eisenbahn nie verziehen, daß sie die Dampfloks abgeschafft hatte. Wehmütig gedachte er der Zeiten, als eine schmutzige alte Lokomotive mit blinkenden Kolben und verrußtem Schornstein ein Sortiment von Erster- und Dritter-Klasse-Wagen in den Bahnhof zog. Als geborener Einzelgänger trauerte er den geschlossenen Abteilen nach, in denen man so hübsch und komfortabel für sich gewesen war. Er... Aber da fiel ihm plötzlich ein, daß er hier eine Mission zu erfüllen hatte. Der Gepäckträger riß eine der Wagentüren auf. Paps wartete gespannt auf die drei Kinder, die jetzt auftauchen mußten. Doch zu seiner Überraschung stieg nur eine junge Dame aus.
    Paps wartete weiter. Aber niemand sonst erschien. Türen schlugen zu. Der Zug rollte davon. Die junge Dame blieb auf dem Bahnsteig stehen.
    Die Kinder waren also nicht gekommen. Jocelyn startete den Motor. Er wollte gerade losfahren, als er das Mädchen auf sich zukommen sah. Er bremste. Wahrscheinlich wollte sie mitgenommen werden.
    Sie trat an den Wagen heran und legte die Hand auf die heruntergedrehte Scheibe. Eine blonde Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Sie hatte hohe Wangenknochen und die grünsten Augen, die er je gesehen hatte. Ihr Gesicht war schmal und gebräunt. Vielleicht war sie nicht hübsch, aber - weiß Gott - da schaut man zweimal hin, dachte er. Sie war jünger, als er zuerst vermutet hatte. Die Finger, die die Wagentür ergriffen hatten, waren klein, noch nicht ausgeformt und irgendwie wehrlos, die Hand eines Kindes. Und als sie sprach, merkte er, daß auch ihre Stimme noch jung war. «Onkel - Jocelyn?» fragte sie.
    «Ja, aber...» Er sah in zwei sehr klare Augen. Er rückte seine Krawatte zurecht und wollte, der Schöpfer hätte sich mit seinem recht alltäglichen Gesicht etwas mehr Mühe gegeben. «Aber... Ich dachte, ihr kämt zu dritt? »
    «David und Emma können erst morgen kommen.»
    Paps haßte es, wenn er seinen Gedanken neue Weichen stellen mußte, dazu brauchte er immer ein Weilchen. Aber nun hatte er es geschafft. «Dann... dann mußt du Imogen sein», sagte er strahlend.
    «Ja.» Sie sah ihn scheu an. «Und du bist der berühmte Jocelyn Pentecost.»
    Trotz ihrer Unsicherheit betrachtete sie ihn mit unverhohlener Bewunderung. Paps sonnte sich in diesem Blick. Offene Bewunderung - das war etwas, wovon Paps nie genug kriegen konnte. In der Familie war sie streng rationiert. Er sprang aus dem Wagen, hob ihr Gepäck in den Kofferraum, lief auf die andere Seite und öffnete ihr die Tür. Mit einem dankbaren Lächeln stieg sie ein.
    Sie fuhren los. «Es tut mir ganz schrecklich leid - alles», sagte er. «Es ist schrecklich für
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