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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Autoren: Eric Malpass
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ja kein Problem. Unser Haus ist groß genug.»
    «Danke, Liebling.» Ihr Lächeln unter Tränen erinnerte ihn an einen Sonnenuntergang nach Regen. «Weißt du, ich hab’s mir schon überlegt...» Mummi verlor auch in der Trauer nicht ihren Sinn für das Praktische. Man mußte sich auf die Lebenden konzentrieren. Die Toten - auch wenn sie einem noch so teuer waren - konnten selbst für sich sorgen. «Du darfst nicht bei deiner Arbeit gestört werden. Dein Arbeitszimmer muß absolut tabu sein. Für jeden. Zweitens hat dein Vater Anspruch auf Ruhe. Sein Arbeitszimmer ist ebenfalls tabu. Drittens...»
    Jocelyn nahm seine Frau lächelnd in die Arme. «Liebling, vergiß drittens. Laß es an dich herankommen. Es war ein schrecklicher Schock für dich.»
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. «Verstehst du das denn nicht? Das ist nun mal meine Art, mit den Dingen fertig zu werden.» Ungeduldig tupfte sie sich eine Träne von der Wange. «Drittens, Gaylord wird ziemlich geschockt sein. Aber darum sollten wir uns den Kopf nicht zerbrechen. Er war lange genug Einzelkind. Es wird ihm ganz guttun, wenn er sich mit anderen Kindern beschäftigen muß.»
    «Falls er das tut! Gaylord würde auch dann noch seinem eigenen Dickkopf folgen, wenn man ganz Harrow bei uns einquartierte.»
    Sie mußte lachen. «So schlimm wird es schon nicht werden. Es sind nur drei. Und David und Imogen sind schon zu groß, um sich noch viel um ihn zu kümmern. Aber Emma wird ihm ein Dorn im Fleisch sein.»
    «Emma?»
    «Sie ist sechs oder sieben. Er wird bestimmt nicht entzückt sein.»
    Auf einmal gab es nichts mehr zu sagen. Sie schauten sich an -hilflos, hoffnungslos. Dann lag sie in seinen Armen und weinte. Wie ein Sturzbach kamen die Tränen, und er konnte nichts tun, als sie an sich drücken, mit den Lippen über ihr Haar streichen und ihren Namen murmeln.
     
    Jocelyn sagte: «May hat eine furchtbare Nachricht bekommen, Vater. Erinnerst du dich an ihren Bruder Frank?»
    «Natürlich. Der Ingenieur.»
    «Ja. Er ist letzte Woche bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Die arme May. Du weißt, wie sie aneinander hingen.»
    Opa schwieg. Wenn man älter wird, nimmt man das Unglück wie ein Leitmotiv hin, wie Gewitter in einem langen, heißen Sommer. Aber das machte die Sache nicht leichter, weder für einen selbst noch für andere. «Das tut mir leid. Arme May. Ich wollte, das wäre ihr erspart geblieben.»
    «Helen ist schwer verletzt», sagte Jocelyn. «Die Kinder gehen in England zur Schule. Sie sollten in den Ferien zu den Eltern nach Indien fliegen. May will, daß sie hierherkommen.»
    «Natürlich», sagte Opa.
    «Du hast nichts dagegen?»
    Opa brauste auf. «Herrgott noch mal, Junge, mußt du mich das wirklich fragen? »
    «Nein», sagte Jocelyn. «Entschuldige, Vater.»
    «Das will ich auch stark hoffen. Wann kommen sie?»
    «Das wissen wir noch nicht genau. Aber vermutlich bald.»
    «Ich weiß nicht, für wen es am schlimmsten sein wird», meinte Opa. «Für dich, für Gaylord oder für mich.» Da stand er, stämmig wie eine englische Eiche, und starrte Paps unter seinen buschigen Brauen an. «Aber wenn irgendeiner es wagen sollte, bei May den Eindruck zu erwecken, daß er nicht jede Minute davon begeistert ist, kriegt er es mit mir zu tun.» Er drehte sich um und stampfte aus dem Zimmer. Paps sah den verschwindenden breiten Schultern gerührt nach und empfand eine Zuneigung zu dem alten Mann, die er - wie er sich beschämt eingestand - keineswegs immer empfand.
     
    Mummi wußte, daß dies ein Augenblick war, der Takt und Feingefühl erforderte. Vorsichtig begann sie: «Gaylord, Tante Helens Kinder haben ihren Vater verloren. Ist das nicht furchtbar für sie?»
    «Ja», sagte Gaylord. Das war’s ja auch wirklich.
    «Sie sind jetzt ganz allein auf der Welt, bis es ihrer Mutter besser geht», sagte Mummi. «Während der Schulzeit ist es nicht ganz so schlimm, aber was sollen sie in den Ferien machen...? »
    Sie wartete und sah Gaylord prüfend an. Sie konnte fast hören, wie es in seinem kleinen Kopf arbeitete. Endlich kam es: «Kannst du sie nicht zu uns einladen, Mummi?» In seiner Stimme lag ein leiser Vorwurf. Man hätte doch wohl erwarten können, daß Mummi von allein auf den Gedanken gekommen wäre.
    Mummis Gesicht hellte sich auf. «Was für eine großartige Idee, Gaylord. Bist du auch sicher, daß dir das nichts ausmachen würde?»
    «Ausmachen? Natürlich nicht.»
    «Ach, das ist aber lieb», sagte Mummi. «Ich werde ihnen
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