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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Autoren: Eric Malpass
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Gaylord.
    Paps versuchte es. Amanda brüllte nur noch lauter: «Ich glaube, ich habe ihre Gefühle verletzt», sagte Paps.
    «Vielleicht möchte sie deinen Füller», meinte Gaylord. Er hielt ihr Paps kostbares Schreibutensil hin. Amanda packte es mit ihrer winzigen Faust und steckte es in den Mund. Sofort war sie still. «Siehst du, das funktioniert», sagte Gaylord befriedigt.
    Mummi kam wieder ins Zimmer. Sie war leichenblaß.
    «Liebling», sagte sie. «Etwas Entsetzliches.» Sie kam näher und nahm Amanda den Füllfederhalter weg. Es war eine reine Reflexbewegung. «Erinnerst du dich an das Flugzeugunglück?»
    Paps erinnerte sich. Ein Flugzeugabsturz in Indien. Fast alle Passagiere tot. Eine dieser schrecklichen, sich fernab ereignenden Katastrophen, die einen mit tiefem, aber doch flüchtigem Entsetzen erfüllen.
    «Ja, ich erinnere mich», sagte er und sah seine Frau voll unguter Ahnungen an. Was konnte das mit ihnen zu tun haben?
    Mummi sagte mit gepreßter, beherrschter Stimme: «Helen und Frank sind... unter den Opfern. Sie ist schwer verletzt, er ist... tot.»
    «Oh, mein Gott», sagte Paps. «Nicht Frank.»
    Mummi schwieg. «Es... kann nicht wahr sein», sagte sie schließlich. «Er war so... voller Leben.»
    «Ja», sagte Paps.
    Amanda fing wieder an zu schreien. Sanft nahm Mummi ihrem Mann das Baby ab und knöpfte sich die Bluse auf. Die Kleine war sofort ruhig. Jocelyn legte seiner Frau die Hand auf die Schulter. «Liebling, es tut mir so leid», sagte er.
    «Ich weiß.» Sie hob die Hand und legte sie auf seine. «Verzeih - aber es... so plötzlich. Ich bin ganz fassungslos.»
    «Komm», sagte er voll tiefem Mitgefühl. Er wußte, wie sehr May an ihrem Bruder hing. «Versorg du Amanda. Ich mache inzwischen eine Tasse Tee für uns. Dann kannst du mir alles erzählen.»
    «Ja», sagte sie dankbar. «Ja.» Und sie fuhr fort mit dem ewig gleichen tröstenden Ritual. Gaylord sah ihr mit ernster Miene zu.
    «Ist Onkel Frank tot, Mummi? »
    «Ja, Liebes.»
    Gaylord war traurig. Er hatte Onkel Frank nur einmal gesehen, als er auf Urlaub dagewesen war. Aber er hatte gleich seine Billigung gefunden. Er lachte gern, konnte mit den Fingerknöcheln knacken, daß es klang wie Pistolenschüsse, und hatte die Höflichkeit besessen, ihn immer nur mit Gaylord, nicht mit einem dieser albernen Kosenamen anzureden. Offengestanden hatte es ihn immer ein bißchen überrascht, daß Mummi, die ihn seiner Meinung nach von morgens bis abends herumhetzte, einen so netten Bruder haben sollte.
     
    Amanda war versorgt. Gaylord war Mummis Vorschlag, nach draußen zu gehen und zu spielen, ohne weitere Widerrede gefolgt - ein fast noch nie dagewesener Vorgang. Jocelyn kam mit dem Tee herein.
    «Nun also, Liebling», sagte er.
    May schluckte. «Ihre Anwälte waren am Apparat», sagte sie. «Frank ist tot. Und Helen liegt im Krankenhaus. Wahrscheinlich für Wochen. Sie ist immer noch bewußtlos.»
    Jocelyn schwieg. Wie die meisten Dichter vermochte er den Tod zu akzeptieren, den Tod als klares, sauberes Ende. Aber eine Verletzung, das war etwas anderes. Schon der Gedanke, daß in einem zerschmetterten, verstümmelten Körper das Leben noch flackerte, erschien ihm geradezu obszön. Da liegt sie nun, dachte er, ihr Geist ist weiß Gott wo, und sie zerren sie zurück, und eines Morgens wird sie wieder zu alldem zurückkehren müssen, zu den knarrenden Punkafächern, den Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien stechen, den Schmerzen, die durch ihren Körper jagen; und dann wird sie erfahren, daß sie Witwe ist. «Arme Helen», sagte er leise.
    May sagte: «Sie wollten in den Bergen Urlaub machen. Die Kinder sollten nächste Woche von hier aus zu ihnen hinüberfliegen.»
    Die Kinder! «Hatten sie nicht drei?» sagte Paps. Erschreckende Konsequenzen tauchten vor ihm auf.
    May nickte. «Vor allem ihretwegen haben die Anwälte angerufen.
    Die Kinder können weiter auf der Schule bleiben - gottlob gibt es keine finanziellen Probleme, Frank hat für alles vorgesorgt - aber es geht um die Ferien. Nächste Woche schließen die Schulen für ein paar Monate. Und im Augenblick können sie ja nicht gut nach Indien gehen. Jedenfalls nicht, solange die arme Helen...»
    Jocelyn mochte Kinder in Büchern und im Fernsehen. Aber in natura fand er sie ziemlich anstrengend. Sie gaben ja nie Ruhe. Paps hatte an Gaylord mehr als genug. Er wappnete sich jetzt schon für den Tag, an dem Amanda laufen und sprechen würde. Dennoch sagte er sofort: «Nun, das ist
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