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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Autoren: Anna Malou
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Maisfeldern vorbei. Ab und an sehe ich auch Bäume mit Aprikosen und Pfirsichen, Walnuss- und Feigenbäume. Auch gibt es immer wieder große Heckenflächen mit Brombeerbüschen, die zurzeit in voller Blüte stehen. Jetzt ist mein Weg über einen langen Zeitraum hinweg eben, mit flacher, gerader Grundfläche, sodass ich gut vorankomme.
    Inzwischen ist es richtig heiß geworden, die Sonne scheint aus strahlend blauem Himmel, und ich ziehe meine Fleecejacke aus und laufe im ausgeschnittenen Top weiter. So macht es mir richtig Spaß, und ich genieße das schöne Wetter. Gegen 11.00 Uhr lege ich in einer Herberge einen Halt ein und stärke mich mit Eis und café con leche. Inzwischen ist es nicht mehr notwendig, ständig Proviant mitzunehmen, da man überall, zumindest alle ein bis zwei Stunden, etwas kaufen kann.
    Immer noch stehen am Wegesrand weiße Margeriten, gemischt mit rotem Mohn und blauen Glockenblumen. Dazwischen gesellt sich ab und zu ein violetter Fingerhut oder eine gelbe Königskerze. Ich möchte den Anblick dieser wundervollen, farbenfrohen Blumen speichern, denn ich weiß, dass ich heute in der Stadt ankommen werde.

    Inzwischen laufe ich mal wieder auf der Teerstraße und über einen langen Zeitraum bergauf, was mir gar keinen Spaß macht. Und es dauert nicht lange, da sehe ich erste Anzeichen von Santiago in Form des Flughafengeländes, das ich auf meinem Weg direkt streife. Über mir starten und landen Flugzeuge, und ich denke daran, dass ich in einer knappen Woche auch wieder in solch einem Flugzeug auf dem Weg nach Hause sitzen werde. Doch noch ist es Zeit, nach vorne zu schauen. Das ist auch notwendig, da der Weg nach einer Buschphase und zwei Straßenunterführungen nun wieder asphaltiert steil nach oben führt. Ich steige also den Monte do Gozo hinauf, auf dem sich nicht nur das internationale Pilgerdenkmal, sondern auch die Herberge mit achthundert Plätzen für die kostenfreie Unterbringung der Pilger für eine Nacht befindet.

    Hier wimmelt es von Pilgern aller Nationalitäten, alle machen Fotos und ich natürlich auch. Während einer kurzen Rast erfrische ich mich mit einem Getränk und einem Apfel, hole mir in der Kapelle noch einen Pilgerstempel und habe dann wieder Kraft zum Weiterlaufen.
    Inzwischen ist es richtig heiß, sodass ich Cappy, Sonnenbrille und die Seltersflasche ständig benötige. Und nun dauert es nicht mehr lange, ich überquere eine ziemlich marode Holzbrücke und stehe unvermittelt vor dem Ortsschild: SANTIAGO, dem Ziel meiner Träume, Endstation Sehnsucht! Ich fühle mich ergriffen, gerührt, glücklich, als ich für mich triumphierend Einzug in diese Stadt halte. Zudem bin ich dankbar, dass ich mir auf meinem Weg keinerlei Blessuren zugezogen habe. Einige Pilger habe ich unterwegs getroffen, die irgendwann gestürzt sind und sich so sehr verletzt haben, dass sie Wunden hatten, die genäht werden mussten. Andere haben sich auf ihrem Weg Blutergüsse oder sogar Knochenbrüche zugezogen, weil sie sich beim Stolpern verletzt haben oder sogar gefallen sind.

    So laufe ich nun durch die Stadt, immer dem Pilgerzeichen nach, Richtung zone monumentale und entsprechend Richtung Kathedrale. Doch dieser Weg scheint kein Ende nehmen zu wollen, denn ich bin nach einer guten halben Stunde erst in der Altstadt, wo ich hin will.
    Inzwischen ist es 14.00 Uhr, die Sonne brennt vom Himmel, ich bin müde und hungrig, aber noch ist kein Quartier in Sicht. So starte ich meine Bemühungen und frage in hostals mit einem Stern nach. Erster Versuch: 20,00 €, aber beim genaueren Hinsehen völlig indiskutabel, weil es nicht ganz sauber, düster im Zimmer und unheimlich im Treppenhaus ist. Jedoch habe ich beim zweiten Versuch Glück. Ich bekomme ein schönes, helles Zimmer im 3. Stock mit Glasveranda für sage und schreibe 19,00 €, welches zudem völlig zentral in der Altstadt liegt, fünf Minuten von der Kathedrale entfernt, und das alles, obwohl ich nicht vorgebucht hatte. Was für ein Glücks griff, denn meine dänische Pilgerfreundin hatte mir erzählt, dass sie ein Einzelzimmer für 60,00 € vorgebucht hat. Fasziniert von meinem Glück, beziehe ich also nun das Zimmer, welches in den letzten Tagen hier in Spanien mein Zuhause werden soll. Es ist einfach eingerichtet, hat ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch und einen Stuhl. Zusätzlich gibt es einen kleinen Wintergarten mit einem Stuhl, sodass ich auf die Straße in der Altstadt sehen kann. Das Badezimmer befindet sich direkt
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