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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Autoren: Astrid Ruppert
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stutzte. »Woher weißt du, dass sie etwas mit uns zu tun hatte, hat sie dir das inzwischen erzählt?«
    »Ja. Und ich habe sie hochkant rausgeworfen.«
    »Das hättest du nicht tun dürfen.«
    »Sag mir nicht, was ich tun darf und was nicht! Du befindest dich in meinem Garten. Hier tue und lasse ich, was ich will!«
    »Sie konnte nichts dafür. Ich habe sie um den Gefallen gebeten. Sie ist ein sehr guter Mensch.«
    »Ich weiß.«
    »Na also. Dann weißt du auch, dass du das nicht hättest tun dürfen.«
    »Ja. Wenn sie noch einmal vorbeikommt, entschuldige ich mich. Zufrieden?«
    »Kommt sie denn noch einmal vorbei?« Claus sah seinen Bruder fragend an.
    Hannes blickte zu Boden und schüttelte den Kopf, und Claus erkannte, dass es ihm wirklich leidzutun schien.
    »Hannes, lass uns ein paar Schritte gehen. Zeig mir deine Gärtnerei.«
    Hannes nickte und gemeinsam gingen sie an den Beeten vorbei, zu dem kleinen Obsthain, dessen Blüten schon herabgefallen waren, zum Rosengarten, zu den Gewächshäusern, zu der Kastanie auf der Anhöhe und zu Hannes’ Wohnung in der Laube. Nur das blaue Gewächshaus, das hatte Hannes bei seiner Führung ausgelassen. Das wollte er für sich alleine behalten. Während er eine Flasche Rotwein öffnete, sagte er, um das Bruderwiedersehen zu feiern, könne man schließlich auch mal vor sechs Uhr abends anfangen zu trinken.
    »Hältst du es damit denn so genau?«, fragte Claus, und Hannes nickte.
    »Wenn man alleine ist, ist es besser, es damit sehr genau zu nehmen. Sonst macht es irgendwann keinen Unterschied mehr, ob du nachmittags um vier oder morgens um neun Uhr die erste Flasche öffnest.«
    Sie stießen mit kleinen halbvollen Gläsern an, und Hannes dachte daran, wie er mit Annemie unter der Abendkastanie angestoßen hatte, und seufzte. Dann tranken sie, und irgendwann begannen sie zu reden. Von früher. Von Evelyn. Von Liebe. Von sehr blauen Augen und von sehr großem Schmerz. Von Nina. Und zuletzt auch von Annemie.
    Als Hannes seinem Bruder sehr viel später das blaue Gewächshaus zeigte, nachdem sie fast zwei Flaschen Wein zusammen geleert hatten und sich dankbar an den Türrahmen lehnten, der ihnen von links und rechts etwas Halt bot, da wusste Hannes plötzlich, was er zu tun hatte. Annemie würde nie mehr zu ihm kommen. Jetzt war es an der Zeit, dass er sich auf den Weg machte.

    Claus, der noch ganz beseelt von dem Wiedersehen mit seinem Bruder war, sprach, so rasch es ging, mit Fabian und klärte mit ihm, sozusagen von Mann zu Mann, wie es beruflich weitergehen würde. Fabian war nach dem Gespräch sehr erleichtert. Wenn er ehrlich war, gab er – zumindest vor sich allein – sogar zu, dass es ihm fast wichtiger war, zum Juwelier Winter zu gehören als zur Familie Winter. Natürlich war er noch reichlich mitgenommen von Ninas Eröffnung gestern, aber Claus konnte ihm schon ansehen, dass er es hinbekommen würde, ein loyaler Geschäftspartner zu bleiben, und sagte ihm, wie froh er darüber war.
    Danach machte Claus sich auf den Weg zu Hochzeitsfieber, um seine Schulden zu begleichen, um sich für die Unterstützung zu bedanken, die sie erfahren hatten, und um Annemie Hummel zu einem Abschiedsessen einzuladen. Als er durch die feuerwehrrote Tür eintrat, fand er darin jedoch nicht wie erwartet Annemie Hummel vor, sondern eine junge Frau mit Krücken, die sich ihm als Liz Baumgarten vorstellte.
    »Herr Winter«, seufzte Liz, als sie verstand, wen sie vor sich hatte. »Ich kann mir vorstellen, warum Sie gekommen sind. Nein, sagen Sie nichts. Alles, worum ich Sie bitte, ist eine Chance, noch einmal mit Ihrer Tochter zu reden.«
    Sie holte tief Luft.
    »Frau Hummel ist sehr spontan und ohne jede Vorbildung in diesem Geschäft für mich eingesprungen, dafür war und bin ich ihr sehr dankbar, aber natürlich mangelt es ihr in manchen Bereichen an Erfahrung, an Professionalität, und ich denke, wenn Sie Ihre Tochter und mich noch einmal zusammenbringen, dann kann ich ganz bestimmt etwas gegen ihre Hochzeitspanik unternehmen, dann kann ich vielleicht alles wieder geraderücken.«
    Sie sah ihn gespannt an, doch Claus Winter lächelte und erwiderte, dass doch alles geradegerückt sei.
    »Meine liebe Frau Baumgarten, die Dinge sind gerader gerückt denn je!«
    Liz runzelte die Stirn. Irgendetwas verstand sie jetzt nicht mehr.
    »Aber die Hochzeit …«
    »… fällt zum Glück aus. Zum Glück haben wir alle früh genug erkannt, dass die Hochzeit ein Fehler ist. Frau Hummel sei
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