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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
Autoren: Boje Verlag
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ich aus wie Cindy aus Marzahn. In Grün wie Kermit der Frosch. In Schwarz wie eine Krähe und in Weiß kam ich mir vor wie ein zerknittertes Taschentuch auf zwei Beinen.

    Nach den ersten vier Boutiquen war Paps um Jahre gealtert. Nach zwei weiteren war jeder Lebenswille aus ihm gewichen. Zusammengesunken saß er auf einem viel zu kleinen Sessel vor meiner Umkleidekabine, starrte trüb vor sich hin und zuckte zusammen, wenn ich ihn ansprach.
    Irgendwann war dann auch ich genervt, denn so langsam wurde mir klar, dass ich ohne Kleid nach Hause gehen würde.
    Da streckte Paps mit letzter Kraft seinen Arm aus und zupfte an einem Kleid, das da hing. »Nimm das«, ächzte er.
    »Kükengelb! Und Größe 44, mindestens! Toll, Vater!«, sagte ich.
    Da kam plötzlich wieder Leben in mein greises Väterlein.
    »Das ist Sonnenglücksfrühlingsgelb«, behauptete Paps. »Und deine Größe. Es hängt hier nur falsch.«
    »Babypipigelb«, konterte ich.
    »Die Farbe von Mangoeis, nur zarter«, widersprach er.
    »Dann gib halt her, ich zieh es mal an.«
    Tja. Und dann sah ich ausgerechnet in diesem Kleid wirklich so überirdisch elfenhaft schön aus, dass ich es haben wollte. Und nur drei Schuhgeschäfte später hatte ich auch passende Schuhe! Goldene!

    »Du bist der Allerallerallerbeste, ich werde nie mehr ohnedich einkaufen gehen!« Ich schmiegte mich an mein geliebtes Väterlein.
    Er aber wurde bleich.
    »Hey, war ein Witz.« Ich knuffte ihn in die Seite.
    »Ha. Ha. Ha«, sagte Paps.

Tom Barker
    Klasse 10 b
    Schreibprojekt Geschichte
    Creatures of the night
    Schon tagelang drücke ich mich vor dieser Schreibaufgabe. Mir liegt so etwas nämlich nicht. Ich denke nicht gern über die Vergangenheit oder über die Zukunft nach. Wie es sich angefühlt hat, früher gelebt zu haben, und wie es sich anfühlen wird, in Zukunft zu leben, das können wir nicht herausfinden, egal, wie lange wir darüber nachdenken. Und ich habe sowieso den dringenden Verdacht, dass sich Leben in der Zukunft und in der Vergangenheit genauso anfühlt wie Leben jetzt. Weil sich Leben nämlich vermutlich für uns Menschen gar nicht irgendwie anfühlt.
    Ich meine das so: Unser Chemielehrer hat uns mal gefragt, wie Luft riecht. Wir sagten alle, dass sie geruchlos sei. »Woher wollt ihr das wissen?«, fragte er. »Ihr seid ja von Luft umgeben, seitdem ihr auf der Welt seid. Eure Sinneszellen haben sich möglicherweise längst an den Geruch von Luft gewöhnt und ihr nehmt ihn nicht mehr wahr.« Seitdem überlege ich, ob Babys vielleicht deshalb nach der Geburt so laut schreien, weil die Luft um sie herum so bestialisch stinkt.
    Ja, und ich denke, dass wir auch niemals fühlen können, wie es sich anfühlt zu leben, weil wir so daran gewöhnt sind, dass wir es gar nicht mehr spüren. Mal ehrlich, wir laufen im Alltag doch nicht rum und denken, wow, ich lebe, und zwar im 21.   Jahrhundert, das fühlt sich ja mal interessant an.
    Okay. Irgendwas muss ich aber schreiben. Also: Was wollt ihr in hundert Jahren von einem heute Sechzehnjährigen wissen?
    Ich wette, wenn ihr mir eine Frage stellen könntet, dann würdet ihr mir vermutlich durch die Geschichte hinweg zuraunen: Tom Barker! Erzähl mal! Wie läuft das bei euch so mit den Mädchen? Und ihr würdet sabbern vor Neugier. Zumindest die Jungs.
    Okay, ihr sollt es erfahren! Passt auf, ungefähr so läuft das bei uns ab: Wenn du fünf bist, ist klar, irgendwann musst du mal eins von den rosabezopften Mädchen um dich herum heiraten und du suchst dir eins aus. Du sprichst sie an, erläuterst ihr deine Eheabsichten und sie will dich meistens auch heiraten. Ihr küsst euch auf die Wange und damit ist die Sache klar. Jetzt müsst ihr nur noch warten, bis ihr erwachsen seid. Beim Warten vergesst ihr das Ganze dann aber.
    Wenn du neun bist, findest du plötzlich alle Mädchen peinlich und doof. Du willst auf keinen Fall in ihrer Nähe gesehen werden oder auch nur zufällig eins berühren. Iiih. Dauernd kichern sie und wollen dich antatschen. Bäh! Was bleibt dir anderes übrig, als sie quer über den Schulhof zu jagen?
    Mit zwölf findest du die Mädchen auf einmal hübsch. Sie dich aber nicht. Mit dreizehn willst du sie gern anfassen. Jetzt darfst du das aber nicht mehr. Mit vierzehn versuchst du dann mit aller Kraft, sie auf dich aufmerksam zu machen. Sie beachten dich aber nicht, denn sie haben nur Augen für Jungs, die mindestens zwei Jahre älter sind als du.
    Du fängst also an, sie zu nerven, damit sie merken, dass du
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