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Wenn ich einen Wunsch frei haette

Titel: Wenn ich einen Wunsch frei haette
Autoren: Deborah Ellis
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aber nicht jede Woche.
    Wir Jungen schlafen alle in einem großen Raum, dem Schlafsaal. Ich habe mein eigenes Bett und einen Schrank, wo ich meine Sachen aufbewahre. Wir sind die ganze Zeit zusammen, wie eine Art Familie. Manchmal streiten wir uns um so was wie Taschengeld oder einfach nur albernes Zeug. Manchmal, wenn sich einer schlecht fühlt oder traurig ist, fängt er auch Streit an, weil er dabei seine Gefühle vergisst.
    Wir haben hier einen festen Tagesablauf. Die Mönche wecken uns um sechs, dann ziehen wir uns an, machen unsere Betten und räumen den Schlafsaal auf. Danach frühstücken wir. Das Essen wird uns von Nonnen zubereitet. Zum Frühstück gibt es normalerweise Brot, Marmelade und Käse. Dann müssen wir Aufgaben erledigen, wie den Boden putzen oder die Treppe kehren. Wenn wir das ordentlich machen, freuen sich die Brüder, und ich habe es gern, wenn sie finden, dass ich etwas gut gemacht habe. Manchmal tue ich so, als würde ich das für meinen Vater tun, und er käme, um es sich anzusehen, und wäre zufrieden mit mir.
    Wir spielen auch viel. Im Gemeinschaftsraum breiten die Mönche ein großes Puzzle mit Aberhunderten von Teilen aus. Daran arbeiten wir dann alle hin und wieder und versuchen, die richtigen Teile zusammenzusetzen. Ich mag |40| auch Computerspiele, vor allem Jak and Daxter , das gibt es für PlayStation2.
    Wir sind alle abwechselnd Messdiener in der großen Kirche hier. Die Messdiener haben mehrere Aufgaben, wie zum Beispiel das Kreuz oder den Weihrauch zu tragen oder dem Priester am Altar zu helfen. Anfangs mussten wir uns eine Menge dafür merken, aber es ist nicht wirklich schwer. Allerdings muss man sich während der Messe benehmen. Da darf man nicht rumalbern. So eine Messe ist ziemlich ernst, und wenn man sich auf das konzentriert, was man gerade macht, ist einem auch nicht nach rumhampeln zumute.
    Wir gehen hier im Heim auch zur Schule. Die Brüder unterrichten uns. Mein Lieblingsfach ist Englisch. Ich bin ganz gut in der Schule. Wenn ich groß bin, möchte ich Taxifahrer werden, weil ich dann in mein Taxi steigen und überall hinfahren kann.
    An Feiertagen dürfen wir ausschlafen. Wenn ich über Weihnachten hier bin, falls mein Vater mich nicht abholt, darf ich bis zehn oder elf Uhr schlafen. Aber ich hoffe, dass mein Vater kommt. Er hat mir zum Geburtstag ein Spielzeugauto geschickt.
    Ich weiß nicht besonders viel über den Krieg, nur dass die Palästinenser deswegen voneinander getrennt leben müssen. Meine Familie ist nicht die einzige, die getrennt ist. Familien sollten zusammen sein oder sich wenigstens besuchen können, wann immer sie wollen, aber die meisten
palästinensischen Familien dürfen das nicht. Wir sind offenbar alle voneinander getrennt, weil wir nicht durch die Straßensperren kommen.
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    |43| Wenn ich draußen herumlaufe oder auch in der Kirche, sehe ich manchmal Familien, in denen alle zusammen sind. Dann werde ich ganz traurig innerlich.
    Ich habe noch nie einen jüdischen Jungen kennengelernt. Ich sehe sie auf der Straße, wenn wir aus dem Heim kommen. Manche von ihnen tragen dunkle Kleider und schwarze Hüte und haben Haare, die vor den Ohren runterhängen. Das sind die chassidischen Juden. Nicht alle Juden sind so angezogen. Wenn ich jüdische Jungen in meinem Alter treffe, sehen sie mich an, und ich sehe sie an, aber wir sagen nichts. Ich weiß nichts über sie, und sie wissen nichts über mich. Manchmal sehen sie mich nicht an. Und manchmal denke ich gerade an etwas anderes und sehe sie auch nicht an.
    Wir hören ein bisschen was über die Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern, aber ich weiß eigentlich nicht, was los ist oder warum sie sich bekämpfen. Ich wünschte, die Kämpfe würden aufhören, weil mir die Vorstellung nicht gefällt, dass Menschen sich gegenseitig wehtun. Wenn der Krieg vorbei wäre, könnte meine Familie vielleicht zusammenleben.
    Am meisten Angst habe ich vor Hunden. Und auch vor kleinen Insekten, weil die stechen. Am glücklichsten bin ich, wenn ich mit der PlayStation spiele. Aber ich habe nur einen Wunsch. Nämlich zurück nach Amerika zu fahren und bei meinem Vater zu wohnen. Ich weiß nicht, was ich da machen würde, aber ich wäre bei ihm, und dort ist es besser als hier.
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    Danielle und Gili, 8
    S chon kleine Kinder bekommen die Auswirkungen des Krieges zu spüren, auf beiden Seiten. Nach einer Studie des Instituts für Sozialarbeit der Universität Tel Aviv zeigen alle
palästinensischen
und
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