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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Autoren: Colette Livermore
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Angst vor Fragen unseres winzigen menschlichen Intellekts haben. Für die Kirchen und andere Zentren der Religiosität ist es an der Zeit, auf blinde Anhängerschaft und Zustimmung zu verzichten, denn die Menschen können ihre Sinne nicht mehr länger dem Irrationalen unterordnen. Wie kann beispielsweise die Verwendung
eines Kondoms schlimmer sein, als andere mit AIDS anzustecken? Die Kirche benutzt die Waffen der Zensur und der Exkommunikation, um Abweichler zum Schweigen zu bringen. Das ist unnötig, denn die Wahrheit kann sich in einer offen geführten Debatte sehr wohl selbst verteidigen.
    Das wissenschaftliche Credo lehrt uns, dass vor vierzehn Milliarden Jahren das absolute Nichts war. Unerklärlicherweise tauchte dann ein äußerst heißes, dichtes »Etwas« - Materie - auf, explodierte und weitete sich zu der beinahe unendlichen Masse des Kosmos aus. Vor etwa vier Milliarden Jahren begann sich unser kleiner unbedeutender Planet abzukühlen. Atome verbanden sich, Moleküle bildeten sich. Durch willkürlichen Zufall und natürliche Auslese entwickelte sich Leben, komplex und schön, in seinen unzähligen Formen. Es fällt schwer hinzunehmen, dass diese raffiniert strukturierte Welt ein Zufallsprodukt war, dass der Mensch das Ergebnis unbelebter, gleichgültiger evolutionärer Kräfte ist, eine Ansammlung von Molekülen, die es so weit gebracht haben, sagen zu können: »Ich bin.« Meine Gedanken zielten darauf, dass Gott womöglich die Lücke zwischen dem Nichts und dem Sein überbrückt hat.
    Die Welt ist wunderbar, aber auch gleichgültig. Unschuldige werden verletzt, verhungern, werden durch Krankheiten vernichtet. Die Sanftmütigen erben die Erde nicht, sie sind enteignet. Mag ein Spatz auch nicht zu Boden zu fallen, ohne dass der Himmlische es weiß, scheint das bei Millionen von Kindern anders zu sein. Die christliche Antwort lautet, es gibt Hoffnung jenseits des irdischen Leids im Versprechen und in der Glückseligkeit des ewigen Lebens,
und Tod und Leiden seien Irrtümer, die durch die Sünde in die Welt gekommen sind. Klar ist jedoch, dass jedes Lebewesen seine ihm bemessene Lebensspanne hat; Verfall und Krankheit waren immer schon Teil der Weltordnung. Zerstörung ist eine unausweichliche Folge der naturimmanenten Kräfte. In der Tierwelt gehören Beuteverhalten und Leid zum Netz des Lebens. Und nichts davon ist eine Folge von Sünde, wie es das Christentum erklärt.
    Wenn man den Eckstein der Auferstehung herausschlägt, fällt das ganze Hoffnungsgebäude in sich zusammen. Jeglicher Glaube an eine irgendwie geartete Form göttlicher Anwesenheit wurde mit dem Tsunami am 2. Weihnachtstag 2004 gründlich weggespült. Ohne Glauben kam ich mir vor wie auf einer beschwerlichen Reise mit falschem Kartenmaterial - verloren.
    Als ich auf der Suche nach einem glaubwürdigen Standpunkt die alternativen Glaubenssysteme durchforstete, stieß ich auf Deismus, Atheismus, Hedonismus und Konsumismus, die allesamt unbefriedigend waren, und entwickelte mich nach und nach zu einer Agnostikerin. Aufgrund unseres begrenzten Wissens hielt ich die absolute Gewissheit, dass es keinen Gott gab, für unmöglich. Glaube war mein Wesenskern - ohne ihn fühlte ich mich hohl.
    Trotz des Hohngelächters all jener Intellektuellen, die sich über die »Religionsfanatiker« lustig machen und Religion zum Virus und »Wurzel allen Übels« erklären, kann Glaube schön sein. Ich habe diese Schönheit erfahren. Glaubt Richard Dawkins denn allen Ernstes, dass es ohne Religion das Böse auf der Welt nicht gäbe? Wollen diese eifrigen Atheisten die zahllosen heroischen und aus Mitgefühl
geborenen Taten religiöser Menschen als wertlos und krank abtun? Der Frieden in der Einsiedelei von Assisi, der gregorianische Gesang, die großen Sakralbauten der Welt sind Ausdruck einer Schönheit, die aus den Tiefen der Seele hervorsprudelt - sie sind harmonisch und nicht pathologisch.
    Ich teile nicht die anmaßende Zuversicht der Wissenschaftler, die uns lehren, dass die Wissenschaft zu gegebener Zeit alle Fragen des Lebens beantworten werde. Womöglich gibt es gar keine Antworten auf die Fragen, warum wir leiden und sterben, doch wie der Auschwitz-Überlebende Victor Frankl lehrte, hängt die mentale Gesundheit eines Menschen davon ab, ob er einen Sinn im Leben findet. In irgendeiner Form ist der Glaube menschlichen Kulturen immanent. Das Gehirn selbst hat sich dahin entwickelt, Glaubensinhalte zu erschaffen; es muss an etwas glauben, wenn nicht an
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