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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Autoren: Colette Livermore
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wie sie hineinstürmt und die Kabel herausreißt. »Schwestern, wir haben uns dafür entschieden, diese Dinge nicht zu benutzen«, würde sie sagen. »Ihr solltet euch schämen, reicher als Christus und unsere Leute zu sein.«
    In ganz Rom warben Flugblätter für Fabrizio Costas Filmversion von Mutter Teresa, die von Olivia Hussey gespielt wurde. Als ich den Film später in Australien sah, empfand ich ihn als misstönend. Eine weitere Hauptrolle übernahm darin ein Priester, der eine sehr enge Beziehung zu Mutter und den Schwestern hat, mir war jedoch nicht klar, wen dieser repräsentieren sollte. Er aß im Film regelmäßig im Refektorium der Schwestern, was im wirklichen Leben nie vorkam. Der Film stellte alle Auszubildenden, die den Orden wieder verließen, als verdorbene Frauen hin, die nicht über das nötige Rüstzeug verfügten.
     
     
    Nachdem ich den Orden verlassen hatte, war ich wie ein Mensch gewesen, der sich ohne Kompass zurechtfinden muss. Die ultimative Frage für mich lautete, ob Liebe oder Chaos das Universum regiert. Mutter erfuhr Dunkelheit und Schatten in ihrem Leben, Leere und das Gefühl der Nutzlosigkeit, und diese Erfahrungen waren echt und keine erfundene spirituelle Versuchung.
    Anders als Mutter kam ich zu dem Schluss, dass es keine göttliche Anwesenheit gibt, die alles richtet. Nur die Liebe der Menschen und die Schönheit der Natur geben uns Hoffnung. Wir müssen ihn aushalten, wie Mutter gesagt
hat, »diesen schrecklichen Schmerz des Verlusts … dass Gott nicht Gott ist, Gott nicht wirklich existiert«. Was am Ende zählt, ist, dass wir versucht haben, einander zu lieben.
    Mutter erinnerte mich an den Maori-Häuptling in dem neuseeländischen Film Whale Rider. Er war vornehm in der reichen Tradition seiner Vorfahren erzogen worden, aber diese alten Lehren machten ihn auch engstirnig. Er war blind für die Fähigkeiten seiner Enkelin, weil in seiner Vorstellungswelt diese Qualitäten bei einem Mädchen nicht vorkommen konnten. Die katholischen Glaubenstraditionen und die Spiritualität, die Mutter übernommen hat, waren zugleich ihre Stärke und ihre Schwäche. Sie war eine Visionärin, aber die Tradition machte sie für einige Bereiche blind. Viele Frauen hatten Schaden genommen, indem sie versuchten, ihr zu folgen, und den Orden verwirrt und desillusioniert, zornig und niedergeschlagen verlassen. Andere mühten sich, dem treu zu bleiben, wovon sie glaubten, dass Gott es so wollte. Für einige ging diese Treue auf Kosten ihrer eigenen Persönlichkeit.
    Die repressive Disziplin im Orden hat einigen seiner Mitglieder geschadet, aber auch den Armen, denen zu helfen er sich verpflichtet hat. Wir neigen dazu, andere so zu behandeln, wie wir selbst behandelt wurden, und die Missionarinnen der Nächstenliebe wurden von einer ganzen Reihe von Skandalen erschüttert. So wurde beispielsweise eine Schwester strafrechtlich belangt, weil sie die Hand eines Kindes verbrannt hatte. Solange die menschlichen Bedürfnisse der Schwestern nicht anerkannt werden und es ihnen nicht erlaubt ist, selbst zu denken und zu lernen, wird es auch diese Probleme geben. Mutters Nachfolgerin,
Schwester Nirmala, steht in dem Ruf, mitfühlend zu sein und einen Weg des gegenseitigen Respekts und der Verantwortung eingeschlagen zu haben. Aber im Kern von Mutter Teresas Orden steckt ein Paradox. Couragiertes Mitgefühl war die Tarnung für eine Organisation, die blinde Unterwerfung und Unterdrückung des Intellekts verlangte. In meiner Zeit bei ihr habe ich gelernt, alle Ideen einer Prüfung zu unterziehen, darunter auch die Wertvorstellungen, die meine Kultur mir bei meiner Geburt mitgegeben hat, und den vorherrschenden Sittenkodex und die Vorurteile zu hinterfragen, die jede Gesellschaft durchsetzen. Güte kommt nicht durch Gehorsam, sondern indem man sich selbst mutig treu bleibt. Ich habe gelernt, auf der Hut zu sein, wann immer eine Gruppe von mir fordert, mich meiner Vernunft zu entledigen.
    Mein Besuch in der Heiligen Stadt trug zu einer weiteren Lockerung des Glaubens bei, auf den ich mein Leben gegründet hatte. Meine Überzeugungen hatten mich vor der Verzweifung bewahrt, selbst wenn ich oft Angst hatte, sie könnten nicht stimmen. Ich hatte auch immer gedacht, die Gesellschaft sei ärmer ohne die Ideale, die Empathie und die im Christentum verankerte Ethik, von der Kunst, Architektur und Musik inspiriert wurden. Aber wenn es einen Gott gibt, dann ist dieser Gott Liebe und Wahrheit, und ER/SIE müsste keine
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