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Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Titel: Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
Autoren: Chuck Spezzano
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Anker geworden, der uns nach unten zieht. Das kann allerdings nur so lange passieren, wie wir in Rollenmustern gefangen sind oder eine falsche Unabhängigkeit als Lebensziel haben. Es gibt nur wenige Fallen, hinter denen keine Familienthemen stecken. Hier geht es nun darum, sie besser zu verstehen und Lösungen zu finden, statt vor dem Problem wegzulaufen.
    Noch vor ein paar Jahren waren viele Therapeuten der Ansicht, dass Menschen sich von ihren Familien unabhängig machen sollten, um die Opferrollen zu vermeiden, die in Familien entstehen. Da dieser Ansatz jedoch keine Interdependenz, keine ebenbürtige gemeinsame Verbindung, darstellt (sondern eben eine Abspaltung), werden Themen von Opferrollen und Aufopferung dissoziiert, abgetrennt, und ins Unterbewusstsein abgeschoben. 3
    Dort beeinflussen sie uns nicht nur, sondern bewirken auch, dass wir in Kontrollmustern und Leblosigkeit stecken bleiben. Das erschöpft uns und macht uns Angst vor Intimität, Nähe und Erfolg – denn die Opferthematik wird in unseren Beziehungen und im Beruf doch immer wieder auftauchen. Dann entwickeln wir vielleicht die irrige Ansicht, dass Machtkämpfe, Leblosigkeit und Burnout einfach zu Beruf und Arbeit dazugehören. Und in diesem Glauben passen wir uns irgendwie an und geben auf.
    Wir geben unsere Familien auf und versuchen stattdessen sie zu retten, indem wir uns selbst in eine unechte Unabhängigkeit abspalten. Unser Leben ist dann voller Widersprüche, die aus einem gespaltenen Bewusstsein heraus entstehen. Diese Art von Unabhängigkeit von unserer Familie zu erlangen bedeutet so viel wie einen Anker nicht einzuholen, um loszusegeln, sondern ihn abzuschneiden. Im Leben ist es wie auf dem Meer: Ein richtig eingesetzter Anker gibt uns Halt und kann eine große Hilfe sein, wenn wir auf einen Felsen zusteuern. Ohne ein gutes Fundament aus Liebe und partnerschaftlicher Verbundenheit besitzen wir keine Basis für jene Ebene von Partnerschaft, die Erfolg und Intimität auf eine leichte, fließende Weise mit sich bringt.
    Es ist zunächst gut, auf der Ebene der Unabhängigkeit zu sein, besonders weil das ja ein Schritt über die Ebene der Abhängigkeit hinaus ist, die von Bedürfnissen, Bedürftigkeit und Opferthemen bestimmt wird. Die meisten von uns sind jedoch auf eine Weise unabhängig geworden, die eine Abspaltung mit sich gebracht hat. Das geschah als Reaktion auf und als Kompensation für den Schmerz, die Verluste, das gebrochene Herz, die Schuldgefühle und den Burnout – alles Folgen unserer Aufopferung für die Familie.
    Abspalten ist, als ob man eine Wunde betäuben würde, um nicht mehr spüren zu müssen, dass es sie gibt. Damit weichen wir den Themen aus, die wir klären müssen, um Partnerschaft und Erfolg zu erreichen. Indem wir uns abspalten, vermeiden wir Emotionen und vergraben Themen, damit sie weniger spürbar und weniger zugänglich sind. Aber indem wir sie aus unserem Bewusstsein verbannen, entziehen wir diese Themen nicht nur der Heilung, sondern auch unserem eigenen Bedürfnis nach Heilung. Der Vorschlag des Egos, doch unabhängig zu werden, verkennt die Tatsache, dass wir uns verpflichtet fühlen, unsere Familie zu retten. Das gelingt den meisten von uns noch nicht einmal annähernd, und wenn wir dann versagen, fühlen wir uns schuldig. Um weiter funktionieren zu können, schieben die meisten von uns dieses Schuldgefühl ins Unterbewusstsein ab. Ich habe siebzehn Jahre und viel praktische Erfahrung in der Therapie gebraucht, bis ich begann, die Familienverschwörung und damit auch das Unterbewusstsein überhaupt zu verstehen. Das Unterbewusstsein enthält alles, was seit der Empfängnis bis jetzt geschehen ist und womit wir uns nicht auseinandersetzen wollen.
    Das Ego schlägt uns Verleugnung und Dissoziation als einen Ausweg aus dem Leid vor. Indem wir sein Vorhandensein einfach abstreiten, tun wir so, als sei das Thema oder das Gefühl nicht mehr da. Wie der Vogel Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt, glauben wir dann, die Gefahr sei vorüber. Auf diese Weise verdrängen wir nicht nur inakzeptable Aggressionen und sexuelle Gefühle, sondern auch Ereignisse, die wir als zu schmerzlich oder zu transzendent empfunden haben, um sie ertragen zu können. Unsere Familienmuster stehen im Zentrum all dessen, was wir ins Unterbewusstsein abgeschoben haben.
    Da ich ein Problemlöser bin und Zugangswege zum Unterbewusstsein kenne, konnte ich irgendwann ganz unmittelbar sehen, wie die negativen Programmierungen
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