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Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Titel: Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
Autoren: Chuck Spezzano
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die Fakultätsvorsitzende, dies sei die beste Dissertation, die sie je gesehen habe. Und ein anderer Professor im Prüfungskomitee – ein Fachmann auf dem Gebiet meiner Arbeit – meinte, in dieser Dissertation stecke mehr Arbeit, als in jeder anderen, die er jemals beurteilt habe. Es ist wirklich erstaunlich, was man schaffen kann, wenn die Blockaden erst einmal weggeräumt sind.
    Es bedeutete eine ungeheure Erleichterung für mich, diesen Teil meiner eigenen Familienverschwörung durchbrochen zu haben. Ich erkannte, dass ich durch meinen möglichen Tod nach einem Football-Unfall versucht hatte, meine Familie zu versöhnen. Ich war das zweite Kind – der »Friedensstifter« – und hatte immer versucht, meine Familie zu heilen. Dabei hatte ich allerdings so schrecklich versagt, dass ich nun (unbewusst) versuchte, mich als »Märtyrer« zu opfern, um es doch noch zu schaffen. Dann bemerkte ich, dass die Blockade durch Erschöpfung während des Schreibens meiner Dissertation im Kern auf dasselbe Thema zurückging. Ich schrieb nicht nur meine Abschlussarbeit, was schon anstrengend genug war, sondern machte damit auch den unterbewussten Versuch, meine Familie wieder zu versöhnen. Schließlich verstand ich, warum ich – obwohl auf der Höhe meiner sportlichen Leistungsfähigkeit – schon nach wenigen Minuten Schreibarbeit an der Dissertation körperlich, mental und emotional völlig erschöpft war.

Partei für das Ego ergreifen
     
    In 38 Jahren Beratungsarbeit habe ich gelernt, dass wir uns bei jedem Trauma, in jeder Falle und bei jedem Problem auf die Seite des Egos gestellt haben. Wir standen am Kreuzweg und sind den Schmeicheleien des Egos erlegen, haben uns für seinen Weg entschieden. Wenn wir das Ego als unseren Berater einsetzen, sehen seine Vorschläge auf den ersten Blick gut aus und funktionieren vielleicht sogar eine Weile, bevor alles umschlägt und schlimmer wird. Das Ego wird Dinge vorschlagen, die sich gut anhören und zu klappen scheinen, bis wir plötzlich in ein Loch fallen, aus dem wir anscheinend nicht mehr herauskommen. Wenn die Empfehlungen des Egos scheitern, was sie früher oder später immer tun werden, sagt das Ego: »Nein, nein. Das hat nicht geklappt. Probier mal dies aus.« Aber dann wird alles nur noch schwieriger, bis das Ego auf die Idee kommt, der einzige Ausweg aus all diesen Qualen bestünde darin zu sterben. Das Ego ist verrückt genug zu glauben, dass es unseren Tod überleben würde!
    Unser höheres Bewusstsein empfiehlt stattdessen einen Weg der Gnade und der Anmut. Es hilft uns, unseren Geist so weit zu öffnen, dass wir erkennen können, welche Seelengabe wir mitgebracht haben, um die anstehende Herausforderung zu meistern und die Situation zu verwandeln. Auch der Himmel wird uns genau das Geschenk oder Wunder anbieten, das notwendig ist, um das Leiden aufzulösen, das den Entscheidungen unseres Egos folgen würde.
    Das Ego gibt zu, dass wir ein wenig Leid ertragen müssen, wenn wir seinen Weg gehen. Zuweilen lügt es auch nach Strich und Faden, vor allem bezüglich des Lohns, den es angeblich für uns bereithält. Und manchmal gibt es uns tatsächlich genau das, was es versprochen hat. Aber es wird uns nie Erfolg bescheren oder uns glücklich machen. Das Ego lockt uns mit Anreizen wie recht zu haben, jemanden anderen anzugreifen, uns vor Angst zu schützen, eines unserer Bedürfnisse zu erfüllen, Schuld abzutragen, Rache zu üben, an etwas festhalten zu können, die Kontrolle zu bewahren, Aufmerksamkeit zu bekommen, etwas Besonderes zu sein, unserer Bestimmung zu entkommen, weil sie uns zu groß vorkommt; etwas, womit wir nicht klarkommen, hinter etwas anderem zu verstecken (zum Beispiel ein ödipales Schuldgefühl hinter einem gebrochenen Herzen). Hinter all diesen und noch mehr Mechanismen des Egos steckt ein Schlüsselmuster: unabhängig sein und alles nach eigenem Gutdünken machen.
    Die wichtigste Schutzmaßnahme des Egos gegen den Schmerz, den es selbst verursacht hat, indem es sich unabhängig machte, ist die Dissoziation, eine weitere Abspaltung. Wenn wir den Weg des Egos wählen, wissen wir nicht, welchen Preis wir dafür zu bezahlen haben. Und wir wissen auch nichts von den Problemen, die durch unsere Angst vor Nähe und die Unfähigkeit zu empfangen ausgelöst werden, wenn wir uns für diese Art von falscher Unabhängigkeit entscheiden. Das Ego empfiehlt Dissoziation als gute Möglichkeit, mit dem gegenwärtigen Leid klarzukommen, und verheimlicht oder verbirgt
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