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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert
Autoren: Zoe Beck
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Er wusste, er musste etwas sagen. Sie warteten. Er fühlte vier Augenpaare auf sich gerichtet.
    »Das ist unfassbar«, sagte er endlich. »Sind Sie sicher?«
    Was für ein Unsinn. Natürlich waren sie sich sicher, sonst wären sie nicht hier.
    »Kannten Sie ihn gut? Sein Tod scheint Sie sehr zu berühren, Sie alle hier«, sagte die Frau, die neben Brady wirkte, als käme sie aus einem anderen Universum.
    »Nun, wir haben ihn öfter getroffen. Auf Partys.«
    »Ich hab schon gesagt, dass wir immer mit ihm gefeiert haben«, sagte Doug, schniefte und hustete kurz.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde erschossen«, sagte Brady.
    Cedric schluckte. »Erschossen. Das erscheint mir …« Er suchte das passende Wort.
    »Ja?«
    »Ungewöhnlich.«
    Brady zog die Augenbrauen hoch und beugte sich vor. »Das erklären Sie mir mal, Mr Darney.«
    Cedric sah zu Doug und Pete hinüber, die ihn mit großen Augen anstarrten. Schnell sah er wieder weg. »Erschießen setzt den Besitz einer Waffe voraus, und korrigieren Sie mich, wenn ich falschliege, aber ich dachte immer, es sei nicht besonders leicht, an eine Waffe heranzukommen. Besonders hier in St. Andrews finde ich das sehr – ja, ungewöhnlich. Oder ist es das nicht? Wer hat ihn erschossen? Ein Einbrecher?«
    »Mr Darney, wer eine Waffe haben will, kommt auch an eine ran. Was ich«, er zögerte effektvoll, » ungewöhnlich  finde, ist, dass Sie als Erstes auf einen solchen Gedanken kommen. Wo waren Sie gestern Nacht? Offenbar ja nicht auf derselben Party wie Ihre Freunde.«
    »Ich bezweifle, dass meine Mitbewohner nur auf  einer  Party waren. Aber, ja, es ist richtig, ich war nicht mit ihnen unterwegs. Ich war hier, zu Hause.«
    »Klar. An einem Samstagabend.« Brady klang jetzt auch noch, wie eine schlechte Parodie aus »Life on Mars«. Fehlte nur noch der Manchester-Akzent.
    »Ich bin als Engländer offen gestanden mit der schottischen Gesetzgebung nicht vertraut. Gibt es Gesetze, die einem untersagen, den Samstagabend zu Hause zu verbringen?«
    »Ein Student, der am Samstagabend zu Hause herumsitzt? Sie verstehen schon, dass mich das wundert. Es ist aber gut für unsere Ermittlungen. Dann haben Sie sicher etwas gehört oder gesehen?« Brady lächelte kalt.
    »Nein, tut mir leid. Mein Zimmer geht nach hinten raus. Ich kann nur den Garten des anderen Nachbargrundstücks sehen. Da ist mir nichts aufgefallen.«
    »Haben Sie sich gut mit Barnes verstanden?«, fragte Brady weiter. Sergeant Hepburn machte Notizen. Sie sah manchmal auf, so auch jetzt. Cedric spürte, wie auch Pete und Doug ihn wieder anstarrten.
    »Matt war ein interessanter Kerl, doch. Wir haben uns in dem halben Jahr, in dem er mein Nachbar war, öfter gesehen und auch gut verstanden.«
    »Kein Streit?«
    »Warum sollte …?«
    »Nun, ich frage nur. Mr Darney, haben Sie dieses Haus gemietet?«
    »Es gehört meinem Vater.«
    »Ah, Ihrem Vater. Ihm scheint halb St. Andrews zu gehören.«
    »Weil er dieses Haus gekauft hat? Er sieht es als Spekulations- oder Abschreibungsobjekt, ich kenne mich damit nicht aus. Er benutzt die Mieteinnahmen, um die Hypothek zu tilgen, sonst würde ich kaum Mitbewohner haben.« Er hörte, wie Doug laut schnaufte, sprach aber einfach weiter. »Als ich anfing, hier zu studieren, kaufte er es. Wenn ich hier raus bin, vermietet er es wohl an Golfer wie Matt.«
    »Dessen Haus gehört ihm auch.«
    Cedric schwieg einen Moment und versuchte zu verstehen. »Das Haus, in dem Matt wohnte?«, fragte er dann und hatte das Gefühl, auf Glatteis gelandet zu sein.
    »Mr Darney, zwei Dinge: Die Vergangenheitsform geht Ihnen verdammt leicht über die Lippen, wenn Sie von Ihrem Nachbarn sprechen. Und dass die Hütte nebenan Ihrem Vater gehört, scheint Sie mehr zu beeindrucken als der Tod von Mr Barnes. Was sagt mir das jetzt?«, fragte Brady und legte den Kopf schief.
    »Dass Sie aufgrund unzusammenhängender Informationen und völlig haltlos ein haarsträubendes Motiv zusammenzubasteln versuchen, damit Sie Ihre schlechte Laune an einem Vertreter der englischen Oberschicht auslassen können?«, sagte Cedric und legte ebenfalls den Kopf schief, mehr aus Gründen der Symmetrie als aus Provokation. Sein Blick fiel wieder auf Bradys staubige Schuhe, dann auf die zu kurze Krawatte, und nun entdeckte er darauf etwas, das wie ein Ketchupfleck aussah. Er ertrug Brady nicht mehr. Er wollte ihn aus dem Haus haben.
    Brady presste die Lippen fest zusammen und dachte über eine angemessene Erwiderung nach, aber dazu
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