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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert
Autoren: Zoe Beck
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England geben. Man sagt, es liegt südlich von hier hinter den Hügeln, aber vielleicht ist das auch nur eine schottische Legende. Du weißt sicher, dass wir hier in Schottland sind?«
    Aber Matthew hatte sich nicht provozieren lassen, er hatte immer nur gelacht und gelacht. Ein einfaches Hallo von Cedric reichte, und der Golfer hatte Tränen in den Augen.
    »Ihr seid echt genau so, wie sie es im Fernsehen immer zeigen«, hatte Matthew sogar einmal gesagt.
    »Du meine Güte, Fernsehen? So etwas kennen wir hier gar nicht. Bei Gelegenheit solltest du mir mehr davon erzählen.«
    »Ich wette, du warst auf einer dieser uralten Schulen«, hatte Matt geantwortet, »so eine mit Uniformen, wo auch die Kinder der Königin hingehen.«
    »Eton?«
    »Von mir aus auch Eton.«
    »Da war ich, ja.«
    »Nur Jungs, was? Keine Mädchen erlaubt. Da wundert es doch niemanden, dass ihr alle so schwul drauf seid!« Und dann hatte er sich vor Lachen kaum mehr halten können. »Nichts für ungut, Kumpel, ich mach nur Spaß«, hatte er noch gesagt, aber Cedric war schon gegangen.
    Cedric schüttelte sich, um diese Gedanken loszuwerden, blinzelte, achtete konzentriert auf den Verkehr.
    Das Landhaus seines Vaters lag etwas außerhalb von Kirkton of Largo und war von der Hauptstraße aus nicht gleich zu sehen. Lediglich zwei Steinpfosten markierten die Zufahrt. Dazwischen verlief ein Schotterweg, der über grüne Felder und Hügel hinführte. Cedric bog in den engen Weg ein und fuhr etwa eine Meile an der großzügigen Pferdekoppel vorbei, bis er vor dem Landhaus hielt. Sooft er auch herkam, der weite Blick über den Firth of Forth, der sich von dem sanften Hügel bot, auf dem das Cottage lag, bereitete ihm jedes Mal Unbehagen. Bevor ihm schwindlig wurde, sah er schnell wieder weg.
    Sein Vater hatte ihn gehört und kam ihm entgegen.
    »Malcolm, fahr das Auto meines Sohnes in die Garage«, rief er, nickte Cedric zu und ging wieder ins Haus. Dort bat er seinen Sohn in den Salon und goss beiden einen Whisky ein.
    »Was führt dich zu mir, so ganz ohne Vorwarnung?«, fragte er und kippte den Whisky herunter, als sei es Wasser. Er schenkte sich gleich wieder nach. Cedric stellte sein Glas auf den Tisch, steckte die Hände zurück in die Hosentaschen und setzte sich auf eines der Sofas. Genau in die Mitte.
    »Es ist wegen …«, begann er und wusste nicht weiter.
    Sein Vater wartete einen Moment, ob Cedric noch etwas sagen würde, dann setzte er sich ihm gegenüber. »Schaffst du deinen Abschluss nicht?« Die Hoffnung in seiner Stimme war kaum zu überhören. »Sind doch nur noch …? Was? Etwas über zwei Monate? Bis Ende August?«
    Cedric nickte, dann schüttelte er sofort wieder den Kopf. »Darum geht es nicht. Es ist wegen des Hauses.«
    »Ist etwas kaputt?«
    Cedric konnte den Whisky riechen, obwohl das Glas noch auf dem Tisch stand: Er roch torfig. Am Glasrand sah er die Spur eines Fingerabdrucks, nicht von ihm.
    »Es funktioniert nicht«, sagte er vorsichtig.
    »Mit dem Mädchen?«
    Cedric zuckte vage die Schultern.
    »Macht sie ihren Job nicht? Oder meinst du – mit   dir   und dem Mädchen?«
    »Ich will, dass sie geht.«
    Sein Vater zog die Augenbrauen hoch. »Sie gefällt dir nicht? Ist sie unhöflich zu dir? Oder …«
    »Nein, sie ist nett.«
    »Machen sich deine Freunde an sie heran?«
    »Das ist nicht der Punkt.«
    »Sag ihnen, sie sollen sie in Ruhe lassen. Ich habe sie für dich eingestellt. Nicht für die anderen.«
    »Vater, ich will einfach nur …«
    »Wir haben vier Wochen gesagt. Jetzt sind erst zwei um.«
    »Wo hast du sie eigentlich her?«, fragte Cedric.
    »Au-pair-Agentur. Wieso interessiert dich das?«
    Cedric zuckte die Schultern. »Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn sie da ist.«
    Sein Vater lächelte. »Ach? Liegt da etwas in der Luft? Sind die … Spannungen zwischen euch ganz besonderer Natur? Ich sag dir was, Junge. Sprich sie ruhig darauf an. Ich wette, da lässt sich was machen.«
    Cedrics Augen weiteten sich. »Du schlägst mir nicht im Ernst vor, mit diesem Mädchen …« Er brachte es kaum über die Lippen: »… etwas anzufangen?«
    Lord Darney zuckte nur die Schultern. »Die Studentenzeit ist dazu da, sich richtig auszutoben. Und du studierst nun wahrlich schon länger, als vorgesehen war. Vor allem solltest du auch daran denken, dass ich dich etwas studieren lasse, von dem ich ganz und gar nichts halte.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst. Fast hätte ich es vergessen«, gab Cedric kühl
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