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Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Titel: Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
Autoren: Olivia Gates
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zusammengebissenen Zähnen erwartete sie seine Reaktion. Wahrscheinlich würde er sie jetzt wirklich auslachen. Oder er nahm nach ihrem Geständnis die Chance wahr und machte sich an sie heran.
    „Ach so, deshalb kam Ihnen die kalte Dusche so recht.“ So, jetzt würde es kommen. Jetzt würde er sich über sie lustig machen. Oder ihr einen unanständigen Vorschlag unterbreiten. Oder beides. „Ja, dann danke.“
    Was? Wofür bedankte er sich denn jetzt? Für ihr Kompliment? Dafür, dass sie ihn belustigt hatte?
    „Danke für dieses Geständnis – das macht es mir etwas leichter, Ihnen zu gestehen, dass meine Körpertemperatur auch ganz schön angestiegen ist, als Sie mich mit Ihren wundervollen Augen angesehen haben.“
    Und dann berührte er sie. Sanft fuhr er ihr mit dem Daumen übers Gesicht, dann hielt er ihr den Zeigefinger unters Kinn und hob ihr Gesicht etwas an. Sie begann zu zittern.
    „Tun Sie’s noch mal. Sehen Sie mich noch einmal so an.“
    Sie tat es. Und diesmal war die Wirkung noch gewaltiger. Im Schein des Vollmonds erstrahlte das Weiße in seinen Augen silbrig, und seine Pupillen erschienen unendlich tief.
    Langsam nahm er seinen Gesichtsschleier ab. Dann flüsterte er: „Jetzt sehen Sie mich an.“
    Nur mit Mühe gelang es ihr, sich aus dem Bann seiner Augen zu lösen. Aber dann betrachtete sie ihn in seiner vollen Größe, sog seinen Anblick förmlich in sich auf.
    Er war großartig.
    Nein, er war noch viel mehr als das.
    Vor langer Zeit, als sie noch daran geglaubt hatte, sie würde einmal die vollkommene Liebe finden, einen Mann, der ganz und gar und hundertprozentig zu ihr passte, hatte sie eine ungefähre Vorstellung von dieser Person gehabt. Doch der Mann, der jetzt vor ihr stand, übertraf diese jugendlichen Schwärmereien bei Weitem.
    Groß, dunkel, gut aussehend – das waren nur die Grundvoraussetzungen, und hier waren sie komplett erfüllt. Nein, der Teufel – wenn man es so nennen wollte – steckte im Detail. Seine Größe beispielsweise. Er war wirklich beeindruckend groß, mindestens fünfundzwanzig Zentimeter größer als sie. Und obwohl das Kostüm seine Proportionen weitgehend verhüllte, konnte sie sich gut vorstellen, wie durchtrainiert und athletisch er war.
    Und dann erst sein Aussehen. Literatur und Kunst waren nie so ihre Sache gewesen, sie interessierte sich mehr für naturwissenschaftliche Fächer. Aber sein Gesicht war es wirklich wert, in Elegien und Sonetten verewigt zu werden, auf Ölgemälde gebannt zu werden. Es war ein geradezu vollkommenes Gesicht, das eine enorme Persönlichkeit ausstrahlte.
    Und seine Anziehungskraft ging noch weit über das rein Körperliche hinaus. Seine unergründlichen Augen, die Eleganz seiner Bewegungen, sein Tonfall, wenn er sprach, die Macht, die er ohne Anstrengung über andere ausübte! Sie selbst eingeschlossen. Dieser Mann war eindeutig willensstark und hochintelligent.
    Was ist bloß los mit mir?, fragte sie sich. Vielleicht habe ich den Champagner, mit dem sie mich überschüttet haben, durch die Haut aufgesogen?
    „Sie sind ungewöhnlich attraktiv.“
    Entsetzt biss sie sich auf die Lippen. Aber zu spät, jetzt war es heraus. Wie würde er wohl reagieren? Würde er sich kopfschüttelnd abwenden und seiner Wege gehen? Würde er in Gelächter ausbrechen? Würde er ihr Kompliment als Aufforderung verstehen, sie zu verführen?
    Doch er sah sie nur wortlos an. „Jetzt reagieren Sie doch endlich“, brach es aus ihr heraus. „Sagen Sie, was Ihnen auf der Zunge liegt, und dann können Sie gehen.“
    Shehab sah sie starr an. Damit hatte er nicht gerechnet.
    Diese Frau überraschte ihn, schockierte ihn geradezu.
    Sie war kein bisschen so, wie sie nach all den Fotos und geheimen Berichten hätte sein sollen. Mit jeder Bewegung, mit jedem Wort strafte sie die Gutachten und Berichte Lügen. Sie schien überhaupt nicht wie die Person zu sein, mit der er glaubte, sich abfinden zu müssen.
    Oder sie war eine unglaublich begabte Schauspielerin.
    Aber letzten Endes war das auch egal.
    Egal, ob sie ein Teufel war oder ein Engel oder irgendetwas dazwischen – der Auftrag, den er zu erfüllen hatte, blieb derselbe.
    Trotzdem hatte sich etwas geändert.
    Bevor er sie gesehen hatte, hatte er sich nur widerwillig in sein Schicksal gefügt. Immer wieder hatte er sich einreden müssen, dass der Thron von Judar jedes Opfer wert war – sogar sein Leben, nicht nur seine Freiheit.
    Aber was er als leidige Pflichterfüllung gesehen hatte, würde ihm
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