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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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ertrank, und die Vorstellung, dass Shane unter Wasser ist, brachte mich um den Verstand. Wo bleibt er nur?«
    Neve ergriff das Funksprechgerät. Sie konnte sehen, wie Joe ihren Ruf entgegennahm. Sie fragte ihn im Namen von Talia West, wo Tim und Shane steckten, und er erwiderte: »Hier.«
    Als hätte Shane die Frage gehört, tauchte sein Kopf auch schon an der Oberfläche auf, direkt neben Tims. Neve war erleichtert; nichts wirkte ansteckender als die Ängste einer anderen Mutter. Die beiden kletterten an Bord, holten die Ankerleine ein, und Joe startete den Motor. Mickey lief ans Wasser und half ihnen, das Boot an Land zu ziehen.
    »Gott sei Dank«, sagte Talia. »Wenn ich daran denke, dass ich zwei Wochen weg sein werde – ich muss den Verstand verloren haben.«
    Neve lächelte. »Das muss Ihnen wie eine Ewigkeit vorkommen.«
    »Er ist siebzehn.«
    »Ich weiß.« Neve hörte den abwehrenden Unterton in ihrer Stimme.
    »Alt genug, um auf sich selbst aufzupassen – vor allem, da er ohnehin glaubt, ich stünde ihm nur im Weg. Für Shane bin ich ein großes Ärgernis. Ich schwöre, er wurde schlagartig erwachsen in dem Jahr, als sein Vater starb; er war erst drei, aber er tat so, als sei er jetzt der Familienvorstand. Man sollte meinen, seinen Vater ertrinken zu sehen, hätte ihm das Surfen bis an sein Lebensende verleidet, doch Fehlanzeige. Er kaufte sein erstes Surfbrett, sobald er bei den Nachbarn Schnee räumen und Rasen mähen konnte, um eigenes Geld zu verdienen.«
    »Er liebt das Wasser. Genau wie Mickey.«
    »Ich hoffe nur …« Sie hielt inne. »Ich möchte, dass es ihm gutgeht, wenn ich weg bin. Vielen Dank, dass er nach der Rauferei mit dem Landry-Jungen bei Ihnen bleiben durfte. Davor habe ich Angst – dass er wieder in Schwierigkeiten gerät, wenn ich nicht da bin.«
    »Er scheint ein netter Junge zu sein.«
    »Ist er. Aber eben noch ein Junge.« Sie blickte Neve forschend an, und Neve dachte, dass Talia selbst noch wie ein Mädchen aussah; sie musste Shane sehr früh bekommen haben. Sie dachte an all die Fehler, die sie gemacht hatte, und dass Eltern eine Menge lernen mussten. Eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein, war keine angeborene Gabe.
    »Ja, das sehe ich auch so«, sagte Neve.
    »Finden Sie mich selbstsüchtig?«
    Neve wartete lächelnd, dass Talia fortfuhr, da sie nicht genau wusste, was sie meinte.
    Talia zögerte. »Ich habe jemanden kennengelernt, in North Carolina. Er lebt dort auf dem Militärstützpunkt, in der Nähe meiner Schwester. Ich bin schon so lange allein …«
    Neve nickte, das Gefühl konnte sie gut nachempfinden. »Ich fahre ständig hin und her, lasse Shane viel alleine. Jack würde gerne herkommen und mich besuchen, aber ich möchte Shane nicht zu früh damit konfrontieren.« Sie schüttelte den Kopf, seufzte. »Finden Sie es falsch, dass ich mich nach ein wenig Glück sehne?«
    Neve zögerte, dachte an ihr eigenes Leben. »Das kann ich nicht beantworten. Und auch nicht, ob es eine gute Idee ist, zwei volle Wochen wegzubleiben. Sie sind Shanes Mutter und für ihn verantwortlich.« Sie hielt inne, sah, wie Tim aus dem Boot sprang, wie die Sonne auf seinem Neoprenanzug glitzerte und wie er die Muskeln anspannte, als er das Boot an Land zog, höher auf den Sand hinauf. Er warf ihr ein rasches Lächeln zu, als er ihren Blick spürte. »Aber ich weiß, dass Glück ein Geschenk des Himmels ist. Für mich muss sich beides die Waage halten. Ich bin nur dann wirklich glücklich, wenn ich weiß, dass Mickey es auch ist.«
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Shane glücklich zu machen und die Zeit meiner Abwesenheit zu verkürzen.«
    »Und das wäre?«
    »Diese Klassenfahrt nach Washington. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich dauernd hin- und herfahre, meine Schwester besuche und meinen Freund treffe; das wird langsam teuer. Shane hat mich nie um Geld gebeten, aber ich weiß, dass er die Reise gerne mitmachen würde. Die Sache ist nur die, dass ich mir nicht beides leisten kann.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich habe mir überlegt, vielleicht könnte ich Shane und Mickey hinfahren. Sie auf dem Weg nach North Carolina in Washington absetzen. Und sie auf dem Rückweg wieder abholen. Auf diese Weise fallen nur Übernachtung und Essen an.«
    »Ich weiß.« Neve lächelte. »Ich bin sicher, darüber würden sich Shane und Mickey freuen.«
    Joe und Tim sicherten das Schlauchboot, vertäuten es direkt neben dem Anlegesteg. Dann kamen sie den Strand entlang,
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