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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen
Autoren: Carter Brown
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ich vermute, das war damals, als er sich bei uns bewarb.«
    »Sie haben wohl keine
Nachtwächter?« fragte ich sanftmütig.
    Denny zuckte erneut die Schultern.
»Ich bin kein sentimentaler Mensch, Leutnant. Ich wußte aus seinen
Beurteilungen, daß Schäfer ein guter Journalist war. Er hatte Pech gehabt, das
ist alles. Er ist noch immer ein guter Journalist. Für den Typ Stories, für den
er von mir beauftragt wird, ist er wie geschaffen. Er ist ein Bilderstürmer.«
    »Müssen Sie ihn von den Statuen
in den öffentlichen Parks fernhalten?«
    »Der geborene Zyniker, ein
Frauenheld, und sein Monatsgehalt verbraucht er immer im voraus!« schloß Denny.
    »Und vorhin sagten Sie noch,
Sie stellten keine Reporter mehr ein!« Ich schüttelte traurig meinen Kopf. »Das
sollte wohl ein Witz sein, Mr. Denny?«
    Zum ersten Male grinste er.
»Sie wollten Einzelheiten über Schäfer wissen, und ich habe sie Ihnen erzählt.
Ich weiß, daß er mit Linda Scott befreundet war, und ich weiß auch, weshalb.«
    »Weshalb?«
    »Weil er wußte, daß er über sie
an eine Sache kommen konnte, an einen richtigen Knüller. Ihre Ermordung macht
die Angelegenheit nur noch bedeutungsvoller. Die Geschichte, warum ein
Las-Vegas-Gangster mit seinen beiden Animiermädchen und seinem Leibwächter nach
Pine City kommt. Ich denke, das wird ne Riesensache, wenn das auffliegt,
Leutnant.«
    »Da haben Sie vielleicht recht,
Mr. Denny«, sagte ich.
    »Ich habe gehört, daß Fletcher
vor einigen Tagen Sheriff Lavers einen Besuch
abstattete«, fuhr er fort. Seine Stimme klang plötzlich mild. »War wohl ein
Höflichkeitsbesuch, oder?«
    »Warum fragen Sie das nicht den
Sheriff?«
    »Weil ich es gern von Ihnen
gehört hätte — um mit Ihren Worten zu sprechen. Was dem einen recht ist,
Leutnant, ist dem anderen billig!«
    »Vermutlich«, sagte ich. »Aber
ich habe keine Ahnung, weshalb er den Sheriff besuchte.«
    »Wie ich gehört habe, machte
Fletcher dem Sheriff einen Vorschlag. Irgendwas, was mit einem Spielkasino und
dessen stillschweigender Duldung zu tun hatte.« Er zog ein Zigarrenetui aus der
Brusttasche. »Zigarre, Leutnant?«
    »Nein, danke«, sagte ich.
    Er zündete sich selbst eine
Zigarre an und lehnte sich noch weiter in seinem Sessel zurück. »Und noch
eines, Leutnant. Wie ich höre, war Linda Scott die Nichte des Sheriffs.«
    »Stimmt.«
    »Ich frage mich jetzt nur,
wollte sie den Sheriff in Fletchers Kreise bringen oder wollte Fletcher den
Sheriff in seinen eigenen Familienkreis zurückführen.« Denny lächelte mich an.
»Was glauben Sie, Leutnant?«
    »Ich glaube, daß Sie bedenklich
nahe an eine Verleumdungsklage herankommen, falls Sie irgendwas von Ihren
Gedanken drucken«, sagte ich.
    »Ich würde so was niemals
drucken, wenn ich nicht Tatsachen hätte, um es zu untermauern«, sagte Denny unbekümmert.
»Bis dahin wird mich die Suche nach den Tatsachen in Atem halten. Sie gehören
doch zum Büro des Sheriffs, nicht wahr, Leutnant?«
    »Ja«, stimmte ich zu.
    »Wenn Sie erlauben, gebe ich
Ihnen einen Rat.« Die Zigarre ragte wie eine auf mich gerichtete Kanone aus
seinem Mundwinkel heraus.
    »Ich weiß, daß Sie Ihre Pflicht
erfüllen müssen und im Augenblick damit beschäftigt sind, herauszufinden, wer
Linda Scott ermordete. Aber auch wir haben eine Aufgabe zu erfüllen. Es würde
mir sehr mißfallen, wenn einer meiner Leute unnötig daran gehindert werden
sollte, sich sein Monatsgehalt zu erarbeiten.«
    »Meinen Sie damit Rex Schäfer?«
fragte ich.
    »Schäfer und jeden anderen, der
an dieser Story arbeitet. Ich möchte Sie deshalb rechtzeitig warnen, Leutnant!«
    Vielleicht war das der
Augenblick, mich auf meine großen Plattfüße zu stellen und es ihm anständig zu
geben. Aber ich überlegte es mir nochmals und kam zu der Überzeugung, daß es
nicht der richtige Augenblick war. So ließ ich es beim Aufstehen bewenden.
    »Wenn ich Ihnen irgendwie
behilflich sein kann, Leutnant«, sagte Denny leutselig, »kommen Sie zu mir ins
Büro oder rufen Sie mich an. Es würde mich glücklich machen, Ihnen helfen zu
können.«
    »Vielen Dank, Mr. Denny«, sagte
ich gedankenverloren und verließ sein Büro.
    Langsam fuhr ich zu dem
Amtsgebäude des Sheriffs zurück. Ich beabsichtigte, mich zu erkundigen, was
Polnik bei Fletcher und Torch erreicht hatte, und betrat das Büro.
    Annabelle blickte mich mit
großen runden Augen an. »Der Sheriff ist zurück«, flüsterte sie. »Polnik kam
vor ungefähr zwanzig Minuten, und er ist schon die ganze
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