Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Vielleicht wird jemand beide Augen
zudrücken, wenn er seinen Laden anlaufen läßt.«
    »Haben Sie da eine bestimmte
Vermutung?«
    Er schüttelte erneut den Kopf.
»Im Augenblick nicht. Das hoffte ich unter anderem von Linda zu erfahren.«
    »Zu dumm, daß sie umgebracht
wurde«, sagte ich. »Wo waren Sie gestern nacht?«
    Er grinste. »Ich habe schon die
ganze Zeit darauf gewartet, daß Sie mich das fragen würden, Leutnant! Ich
machte in einem anderen Stadtteil eine Reportage.«
    »Allein?«
    »Die meiste Zeit, ja. Bis kurz
nach Mitternacht, als ich in die Redaktion zurückkehrte.«
    »Das ist kein besonders
überzeugendes Alibi.«
    »Brauche ich denn ein Alibi,
Leutnant?«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
»Denken Sie nach. Denken Sie über all das nach, das Sie mir bislang
verschwiegen haben. Vielleicht ändern Sie noch ihre Absicht.«
    Ich leerte mein Glas und erhob
mich. Er warf mir einen besorgten Blick zu. »Gehen Sie schon?«
    »Richtig.«
    »Zahlen Sie für die Drinks,
bevor Sie gehen?«
    »Nein«, sagte ich. »Schlagen
Sie es auf die Spesen, die Sie an Linda Scott verschwendet haben.«
    Ich verließ die Bar und ging zu
meinem Healy. Es war kurz nach halb zwölf. Ich hatte eine halbe Stunde lang
nach Schäfer in der Tribune gesucht und anschließend weitere zwanzig
Minuten gebraucht, um die Bar zu finden, in der er sich aufhielt.
    Fünf nach zwölf kam ich ins
Büro. Die Honigblondine mit dem Namen Annabelle Jackson sah von ihrer Maschine
auf. Sie war Sekretärin des Sheriffs und die Verkörperung der enttäuschten
Hoffnungen meines Privatlebens in Personalunion. »Der Sheriff ist nicht da«,
sagte sie. »Er meinte, er würde vor dem späten Nachmittag nicht zurückkommen.«
    »Die kleinen Dinge, die das
Leben verschönen«, seufzte ich. »Ich wollte Polnik.«
    »Er ist noch nicht zurück«,
sagte sie.
    »Wahrscheinlich hat er sich im Magnifique eine freie Mahlzeit erschnorrt. Wann
gehen wir beide wieder einmal aus?«
    »Nach meiner nächsten
Judo-Unterrichtsstunde«, sagte Annabelle. »Dann werde ich beim Stürzen nicht
mehr der unterliegende Teil sein.«
    »Aber, aber, mein
Honigkindchen, das klingt ja geradeso, als trauten Sie mir nicht.«
    Ein hohles Lachen war ihre
Reaktion. »Vertrauen ist etwas, das sich keine Jungfrau leisten kann, wenn Sie
in der Nähe sind, Al Wheeler!«
    In diesem Moment ging die Tür
auf, und Polnik betrat das Büro. Das ersparte mir eine Antwort auf Annabelles
Bemerkung. »Ich war in dem Restaurant, wie Sie mir sagten, Leutnant«,
berichtete er. »Niemand kann sich an zwei Burschen erinnern, die wie Fletcher
und Torch aussahen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Klar bin ich sicher!« Polnik
setzte eine gekränkte Miene auf. »Ich unterhielt mich mit dem Burschen, der den
Laden dort schmeißt, mit dem Oberkellner und den übrigen Kellnern. Niemand kann
sich an sie erinnern, nicht einmal die Kassiererin.«
    »Wie sieht sie aus?«
    Polnik schauderte. »Sie
erinnert mich an meine Alte!« Dann strahlte er mich hoffnungsvoll an.
    »Kann ich noch etwas für Sie
tun, Leutnant? Zum Beispiel diese Miss Booth noch einmal verhören, falls Sie
etwas übersehen haben sollten?«
    »Sie wissen doch, daß ich
niemals etwas übersehe, Sergeant, wenn ich eine Frau vernehme«, sagte ich. »Sie
können mit Fletcher und Torch sprechen. Sagen Sie ihnen, daß sich niemand daran
erinnert, sie im Restaurant gesehen zu haben — stellen Sie fest, wie sie darauf
reagieren.«
    Polnik machte ein enttäuschtes
Gesicht. »Ist gut, Leutnant. Dieser Torch — darf ich
ihm eine kleben, falls er zu frech wird?«
    »Nein«, sagte ich. »Ignorieren
Sie ihn. Benehmen Sie sich würdevoll — Sie wissen schon, wie ein Gentleman.«
    »Uh!« stöhnte er mutlos. Dann
trollte er sich zur Tür und war fünf Sekunden später verschwunden.
    Ich konzentrierte mich wieder
auf Annabelle. »Wie steht’s mit einem gemeinsamen Mittagessen?«
    »Keine Zeit«, sagte sie kurz
angebunden und hämmerte wie verrückt auf ihrer Schreibmaschine herum, um ihre
Worte zu unterstreichen.
    »Es ist dienstlich«, sagte ich.
»Ich meine es ernst.«
    »Es ist ja anzunehmen, daß ich bei
hellem Tageslicht vor Ihnen einigermaßen sicher bin«, sagte sie und ließ sich
diesen Gedanken noch einige Sekunden lang durch den Kopf gehen. »Also gut, ich riskier’s .«
    »Eines weiß ich genau«, sagte
ich betrübt. »Als Erskine Caldwell sein Buch Gottes kleiner Acker schrieb,
haben Sie die Südstaaten noch nicht unsicher gemacht.«
    Wir fuhren ins Zentrum in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher