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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen
Autoren: Carter Brown
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Unabhängige, und es geht das Gerücht um, das Syndikat hätte ihn
hinausgedrängt. Jetzt will er in Pine City von vorn anfangen. Um es ganz genau
zu sagen, in Pine City County. Es ist billiger, einen Sheriff einzukaufen, als
es mit der Hälfte der Stadtväter und dem Police Commissioner zu versuchen.«
    »Und Sie sagten nein, Sheriff?«
    »Was glauben Sie denn, was ich
gesagt habe, verdammt noch mal?« Lavers’ Gesicht bekam wieder etwas Farbe. »Ich
sagte ihm, er solle im Schweinsgalopp aus meinem Büro verschwinden, und falls
ich ihn dabei erwischte, wie er in meinem County etwas anfing, würde ich ihn so
schnell hinter Gitter bringen, daß seine Klamotten einen ganzen Tag brauchen
würden, um ihn einzuholen.«
    »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Er sagte, er meinte es ernst.«
Lavers’ Stimme bebte vor unbeherrschter Wut. »Er sagte mir, ich würde noch eine
einzige Warnung erhalten, und dann wäre der Stuhl, auf dem ich sitze, leer!«
    Ich zog ein letztes Mal an
meiner Zigarette und drückte sie dann im nächsten Ascher aus. »Noch etwas,
Sir?«
    »Lindas Leiche wurde
absichtlich auf die Schwelle meines Hauses gelegt!« Lavers brüllte jetzt. »Das
war Fletchers letzte Warnung. Ich möchte, daß Sie ihn fangen, Wheeler. Für
diese Sache wird er in die Gaskammer kommen, und ich werde dabeisein ,
um zuzusehen. Er hat eine Wohnung draußen an der Vista Avenue. Holen Sie ihn!«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich.
»Ich...«
    »Was ist!« Seine Stimme war so
laut, daß mir das Trommelfell schmerzte.
    »Nichts, Sir«, antwortete ich.
    Ich verließ das Haus und ging
wieder auf die Vorveranda. Polnik schaute mich erwartungsvoll an. »Was ist,
Leutnant? Wohin gehen wir jetzt? Ich wette, Sie haben sich Ihre nächsten
Schritte schon überlegt — und es geht zu einem Mädchen.«
    »Ich habe einen Mann
aufzusuchen«, erklärte ich. »Haben Sie hier irgend etwas gefunden?«
    Polnik schüttelte den Kopf.
»Nicht das geringste, Leutnant. Der Sheriff und seine bessere Hälfte waren
essen gegangen. Als sie zurückkamen, fanden sie die Leiche auf der Treppe. Das
ist alles.«
    »Keine Tatspuren?« Ich seufzte.
»Kein unterschriebenes Geständnis bei der Leiche gefunden?«
    »Überhaupt nichts, Leutnant!«
    »Sie bleiben am besten hier,
bis alles erledigt ist«, sagte ich. »Könnte sein, daß der Sheriff noch einen
Anfall bekommt.«
    »Okay, Leutnant.« Polnik machte
ein zweifelndes Gesicht. »Anfall?«
    »Wenn bei ihm eine Sicherung
durchbrennt, dann rufen Sie lieber einen Elektriker«, sagte ich, »Schon mal was
von Howard Fletcher gehört?«
    »Das verflossene große Tier aus
Las Vegas?« Polnik blinzelte einen Augenblick. »Klar habe ich von dem gehört.
Der hat’s faustdick. Der versteht sein Geschäft.«
    Ich ging zu meinem Austin Healy
und kletterte hinein. Ich fuhr rückwärts aus der Ausfahrt hinaus und schlug die
Richtung nach der Vista Avenue ein. Es war kurz nach Mitternacht, und die
schwache Brise, die in den Wedeln der Palmen spielte, trug auch die letzten
Spuren des Parfüms davon, die an den Aufschlägen meines Jacketts hafteten. Der
Anruf des Sheriffs hatte unterbrochen, was ein interessanter Abend zu werden
versprach.
    Kurz nach halb eins parkte ich
den Wagen vor dem Appartementhaus der Vista Avenue. Die Wegweisertafel verriet
mir, daß sich Mr. Fletchers Wohnung im fünften Stock befand.
    Ich fuhr mit dem Aufzug hinauf,
und wenige Sekunden später drückte ich auf den Klingelknopf neben Mr. Fletchers
Tür. Die Tür ging auf, und durch einen etwa fünfzehn Zentimeter breiten Spalt
funkelten mich zwei Reptilaugen an. »Was gibt’s?«
    »Mr. Fletcher?« fragte ich
höflich.
    »Wer möchte ihn denn sprechen?«
    Ich zeigte ihm meine Marke.
»Ich möchte mit ihm sprechen.«
    »Dann ist es vielleicht besser,
Sie kommen rein«, war die patzige Entgegnung.
    Die Tür ging weiter auf, und
ich konnte etwas mehr erkennen als nur die Augen. Aber der negative Eindruck
blieb. Ein junger Bursche um die Zwanzig. Er war hager aber, nach seinem teuren
Anzug zu urteilen, keineswegs unterernährt. Seine Lippen waren so dünn, daß man
Brot damit hätte schneiden können. Ich folgte ihm in die Wohnung. »Warten Sie
hier«, sagte er kurz und ging in ein Nebenzimmer.
    Ich hatte Zeit, eine Zigarette
anzuzünden, bevor er zurückkam. Er ließ sich in einen Sessel fallen und hängte
ein Bein über die Armlehne. »Der Boß wird gleich kommen«, sagte er lässig. »Was
gibt’s?«
    »Du hast letzten Monat die Schule
geschwänzt«, sagte ich.
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