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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen
Autoren: Carter Brown
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leeren Schreibtisch des Sheriffs. »Polnik, riechen Sie nicht auch, daß in
diesem Büro etwas faul ist?«
    Er schnupperte hörbar. »Kann
ich nicht behaupten, Leutnant. Riechen Sie etwas?«
    »Früher habe ich das nie
festgestellt«, sagte ich nüchtern, »aber jetzt fange ich an, Zweifel zu
bekommen.«

DRITTES KAPITEL
     
    D er Tod Linda Scotts scheint
Ihnen aber nicht sehr nahe zu gehen«, sagte ich.
    »Wenn sich die feuchte Erde
über liebend Herzen schließt, dann bleibt mein Sinn nicht ungetrübt«, sagte
Schäfer mit sanfter Stimme. »Das ist Poesie, Leutnant.«
    »Aber keine Antwort«,
entgegnete ich.
    Er nahm einen weiteren Schluck
von seinem Rachenputzer, dann blickte er mich gleichgültig an. »Wir alle müssen
eines Tages abtreten«, meinte er. »Wir alle haben die gleiche sterbliche Hülle.
Tod und Verfall sind die einzigen beiden Dinge, die einem in diesem Leben
sicher sind. Schon am Tage Ihrer Geburt nimmt der Tod seinen Anfang.«
    Ich zündete eine Zigarette an
und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Ein junger Mann Anfang der Dreißig,
dunkles Haar, Geheimratsecken. In seinem hageren Gesicht glühten zwei dunkle,
ernste Augen. Er hatte Ähnlichkeit mit der Type aus der Fernsehserie, die
jedesmal nach den ersten fünf Minuten von einem Lastauto überfahren wird.
    Nur lagen jetzt die Dinge etwas
anders. Es war seine Freundin, der etwas zugestoßen war; jemand hatte sie
erschossen. Und jetzt wirkte seine Rolle nicht mehr so überzeugend.
    »Linda Scott war doch Ihre
Freundin.«
    »Vielleicht hatte es diesen
Anschein«, sagte er. »Vielleicht wollte ich, daß es so aussah.«
    »Vielleicht hätten Sie die
Güte, es so darzulegen, daß auch ich mitkomme«, sagte ich verdrossen. »Ich bin
nur ein armer beschränkter Kriminaler. Drücken Sie sich etwas deutlicher aus.«
    »Ich arbeitete an einem
Bericht«, sagte er. »Ich bin noch immer dabei. Linda war meiner Überzeugung
nach am besten geeignet, mir dabei zu helfen.«
    »Ich komme noch immer nicht
mit«, sagte ich.
    »Sehen Sie, Leutnant«, sagte er
geduldig. »Frauen bekommt man am leichtesten dorthin, wo man sie haben möchte,
wenn man ihnen schmeichelt. Es stärkt ihr Ego, wenn sie glauben, man wäre
verrückt nach ihnen. Linda unterschied sich in diesem Punkte nicht von den
übrigen Frauen. Ich mag Frauen, aber ich kann ebensogut die Finger davon lassen.«
    »Mit dem ersten Teil Ihrer
Bemerkungen gehe ich konform«, sagte ich. »Worüber wollten Sie berichten?«
    Er leerte sein Glas und winkte
dem Barkeeper, es erneut zu füllen. »Weshalb Fletcher nach Pine City kam. Warum
er zwei von seinen Animiermädchen mitbrachte. Und Johnny Torch.«
    »Weiter«, sagte ich. »Sie
fangen an mich zu interessieren.«
    »Linda hatte mir noch kein Wort
erzählt. Sie kriegte eine Kugel ab, und jetzt bekommen die Würmer den Bericht
als erste.«
    »Aber Sie müssen doch etwas
über die Sache wissen.«
    Schäfer schüttelte energisch
den Kopf. »Das ist ja das Kreuz, Leutnant. Die vielen Spesen, die ich an sie
wandte — reine Verschwendung. Meiner Meinung nach war sie endlich so weit, was
auszuhusten. Vielleicht wußte noch jemand anderes davon und beschloß, das zu
verhindern.«
    »Jemand wie Fletcher, wollen
Sie sagen?«
    »Vielleicht. Aber ich sagte ja
schon, Leutnant, ich weiß es nicht.«
    Ich leerte mein Glas
rechtzeitig, um auch noch vom Barkeeper eingeschenkt zu bekommen. Das ging
hoffentlich auch auf Konto der Spesen, die Schäfer verschwendete. »Warum mußten
Sie ausgerechnet einen Bericht über Fletchers Ankunft in Pine City schreiben?«
fragte ich.
    Schäfer grinste. »Er war der
letzte Unabhängige in Las Vegas, und die Jungens vom Syndikat drängten ihn
hinaus. Er bekam eine Abfindung, eine ziemlich große Summe, wie ich hörte.
Wieso kam er unter diesen Umständen nach Pine City und brachte zwei seiner Mädchen
und einen Leibwächter mit? Bestimmt nicht zur Erholung. Folglich ist er
geschäftlich hier, und in unserem Bundesstaat ist das Glücksspiel bekanntlich
verboten. Das ist doch eine Story, ein Knüller, wenn ich den Grund seines
Hierseins herauskriege. Ich ließ mich mit einem seiner Mädchen ein, aber bevor
ich etwas erreichen konnte, legte sie jemand um. Fällt der Groschen jetzt?«
    »Vermutlich«, sagte ich. »Sie
glauben, daß Fletcher versuchen wird, hier ins Geschäft einzusteigen?«
    »Ich kann im Augenblick keinen
anderen Grund für sein Hiersein entdecken«, sagte Schäfer. »Vielleicht hat er
hier gute Beziehungen zu jemandem.
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