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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht
Autoren: Anja Berger
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Augenblick umgerannt. Der Schuss wurde abgelenkt , das Projektil erwischte deinen Oberschenkel und hinterliess eine hässliche Fleischwunde .“
    „Das ist doch nicht schlimm. Warum bin ich denn in Ohnmacht gefallen?“
    „Ach, keine Ahnung. Vielleicht , weil man nicht jeden Tag zum Mord angestiftet wird, beinahe selbst draufgeht, während man von ziemlich hässlichen Liebschaften erfährt? Könnte sein, dass das alles ein bisschen viel ist. Könnte sein.“ Den Sarkasmus liess Sebastian noch ein wenig mehr durchdringen, als notwendig gewesen wäre. Aber das war egal. Leonies Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt. Den Blick fest auf sie fixiert, wurde Sören von einem Polizisten mit auf den Rücken festgebundenen Händen über die Piste in Richtung Gondelbahn gescheucht. Weiter vorne wartete ein anderer Polizist, der eine Verena mit wild abstehendem Haar und hängendem Kopf bewachte.
    „Warten Sie!“ Etwas schwerfällig rappelte sich Leonie mit Sebastians Hilfe auf. So schnell sie konnte, humpelte sie zu Sören.
    Trotz seiner misslichen Lage hatte er nur ein selbstgefälliges Grinsen für sie übrig. Sie musterte ihn ganz genau, sagte aber nichts. Musste sie auch nicht. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter. Sie spürte seinen Atem warm an ihrem Ohr. Er sprach so leise, dass nur sie es hören konnte. „ Glaub ja nicht, es wäre vorbei. Denk daran , mindestens einer ist noch übrig.“ Dann wurde er mit einem bedeutungsschwangeren Lächeln auf dem Gesicht abgeführt.
    In Leonies Gehirn begann es unweigerlich zu arbeiten. Aber noch bevor sie sich einen Reim auf Sörens Worte machen konnte, wurden sie aus ihren Gedanken herausgerissen.
    „Na, ihr zwei, können wir los?“ Timo stellte sich vor Sebastian und Leonie. In einer schützenden Geste legte er Leonie eine Hand auf die Schulter. Etwas verwirrt sah Leonie auf und liess sich unter Timos sanftem Druck zum Gehen bewegen.
    „Nein, wartet noch.“ Heinz, der sich aus den fürsorglichen Fängen der Sanitäter befreit hatte, trat an die kleine Gruppe heran. „Timo, geh du bitte vor und nimm deine Kollegen mit. Ich habe mit den beiden noch etwas zu klären.“
    Verunsichert blieb Timo stehen und sah Heinz eindringlich an. „Bist du dir sicher?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, sah Timo forschend in die Gesichter von Leonie und Sebastian. Was er darin las, vermochte ihn nicht zu beruhigen. Dennoch gab er zögernd nach. „Na gut, wie ihr wollt. Aber kommt bald runter ins Tal. Die Polizei will eure Aussage und i ch will nicht auch noch Erfrierungen verarzten müssen. “ Bei diesen Worten zog Heinz die Wolldecke von den Sanitätern fester um sich. Immer noch verunsichert zog Timo ab und beutete seinen Kollegen dasselbe zu tun.
    Sebastian wartete, bis Timo und seine Leute ausser Hörweite waren, dann wandte er sich an seinen Vater. „Paps, was ist los?“
    „Es gibt da noch etwas, dass ihr nicht wisst. Etwas, das du noch nicht weisst und daher auch dieser Sören mit seinem Lauschangriff nicht erfahren konnte.“ Eindringlich sah Heinz seinen Sohn an. Leonie fröstelte, als sie diesen Blick beobachtete. Sofort zog Sebastian sie fester in seine Arme.
    Sebastian erinnerte sich zurück an den Abend zuvor. Heinz hatte erklärt, dass er auf den Berg gerufen worden war, um ein paar Steine aus dem Weg zu räumen. Für Sebastian war die Sache damit klar gewesen, für Sören offenbar auch, so, wie er heute alles inszeniert hatte. Er selbst wie auch Sören hatten gedacht, dass dies der alles entscheidende Auftrag gewesen war, nämlich Leonies Vater zu beseitigen. Das einzige Mal, dass sie sich einig gewesen waren, und nun sollte das ein Irrtum sein?
     
     

1986
     
    Besorgt machte Heinz sich auf den Weg. Jetzt war er froh, hatte er tags zuvor seine Ausrüstung im Skiraum der Hannigalpbahn gelassen. Den Skianzug hatte er im Kassenhäuschen deponiert. So musste er nicht erst noch nach Hause, sondern konnte gleich seine Hilfe anbieten.
    Immerzu fragte er sich, was dort oben wohl vorgefallen war. Wahrscheinlich würde er es bald erfahren. Das Dorf wusste sicher schon Bescheid.
    Zu seinem Erstaunen herrschte im Dorf aber kein Aufruhr, sondern das normale gemächliche Treiben. Weiter ging er zur Gondel und direkt in den Skiraum. Er hatte eine gute Zeit erwischt. Es war Mittag, die Schneeverrückten waren beim Essen, die Lifte entsprechend entlastet und die Pisten leer. So auch der Skiraum. Er war ganz alleine. Dachte er zumindest. Als er nach seinen Ski greifen
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