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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht
Autoren: Anja Berger
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Leonie abgedrückt hatte, war sie vom Rückstoss derart überrumpelt worden, dass sie zurückgetaumelt war . Bis sie sich wieder gefasst hatte und die Situation überblickte, hatte sich Verena bereits von ihrem Posten neben Heinz entfernt. Sie musste gesehen haben, wo Sörens Waffe gelandet war. Also war sie dorthin gegangen und hatte sie auf gehoben .
    „Verena! An deiner Stelle würde ich die Waffe fallen lassen.“ Leonie hatte Stellung bezogen. Wie gerade eben stand sie bereit. Bereit auf ihre eigene Mutter zu schiessen.
    „Du würdest doch nicht etwa…“
    „Doch, würde ich . Du hast gerade selbst gesehen, wie ich auf einen Menschen schiesse. Willst du das Risiko eingehen?“
    „Ich bin aber nicht irgendein Mensch. Ich bin deine Mutter!“
    „Ach, jetzt bist du also meine Mutter? Tut mir leid, diesen Job hast du schon vor über zwanzig Jahren gekündigt.“
    Die kurze Ablenkung ausnützend, rammte Sebastian Sören den Ellbogen in den Bauch. Wie gehofft lockerte sich Sörens Arm um Sebastians Hals, was jener nutzte, um sich loszureissen, Sörens Arm hielt er aber fest, drehte ihn unnatürlich um die eigene Achse, so dass die Schulter auszukugeln drohte. Sören schrie auf. Ganz automatisch wollte sich sein Körper aus dieser Haltung winden. Aber Sebastian liess nicht locker. Hart traf er Sören mit der flachen Hand an der Nase. Sofort begann sie zu bluten. Noch ein gezielter Schlag gegen die Schläfe und Sören brach zusammen.
    Durch ihre Verunsicherung gelähmt, beobachtete Verena die Szene. Aber als sie Sören zusammenbrechen sah, löste sich ihre Starre. „Du Mörder!“, schrie sie lauthals, dann gab es einen Knall , und um Leonie wurde alles schwarz .
     
    Wild flitzten abwechslungsweise Lichter und Schatten vor ihren Augen herum. Es waren keine Formen zu erkennen und das machte sie verrückt. Sie wollte wissen, was da die ganze Zeit so erstaunlich lautlos um sie herum geisterte. Angestrengt versuchte sie mehr zu erkenne n, doch d ie Umrisse wurden einfach nicht schärfer.
    Dann schien ihr Gehör auf einmal ganz sensibel geworden zu sein. Wo vorher kein Mucks zu hören war, war jetzt plötzlich ein tosendes Rauschen zu vernehmen, fast, als stünde sie neben den Niagarafällen. Moment. Stehen? Nein, stehen fühlte sich anders an. Lag sie etwa? Aber warum? Was wurde hier eigentlich gespielt? Und da nahmen die Schatten auf einmal klare Konturen an, alles wurde farbig, zumindest so, wie es eine eisige Nacht mitten in den Bergen zuliess , und das Rauschen wandelte sich in Worte.
    „Sie wacht auf!“
    „Was…“
    „ Schscht . Ruh dich aus. Alles ist in Ordnung.“
    „Sebastian?“
    „Nein, ich bin ’ s. Timo. Soll ich Sebastian holen?“
    Leonie war verwirrt, ihr Körper fühlte sich schwer an , und als sie sich aufstützen wollte , durchzuckte sie ein unsagbarer Schmerz, so dass sie sich gleich wieder zurückfallen liess. Aber ein knappes Nicken brachte sie zustande. Timo musste Sebastian nicht rufen, er war schon auf halbem Weg bei Leonie.
    „Na du , fertig gepennt?“
    Der rechte Mundwinkel hob s ich zu einem schwachen Lächeln. Langsam begann nun auch ihr Verstand wieder zu arbeiten und das Lächeln erstarb . „Oh mein Gott! Heinz! Was ist mit Heinz! Oh, Sebastian! Es tut mir so leid!“
    Den Schmerz ignorierend, der ihr erneut durch das Bein jagte, setzte sie sich auf und zog Sebastian stürmisch in ihre Arme. Er hatte reichlich Mühe, sie einigermassen auf Abstand zu halten, um sie ansehen zu können. Sein Gesicht dicht vor i hrem, brachte er sie dazu, inne zu halten. „Ganz ruhig. Heinz geht es gut. Er ist zw ar vorübergehend t aub auf e inem Ohr, aber es geht ihm gut.“ Verschmitzt grinste er sie an.
    „Taub?“
    „ Deine Kugel landete direkt neben seinem Ohr in der Wand. Er hatte so Schiss, dass er fast in Ohnmacht fiel. So hatte er wenigstens keine Mühe, zu tun, als wäre er getroffen. “
    „Na , sehr charmant. Das nächste Mal treffe ich ganz bestimmt.“
    „Gut. Aber könntest du es dann vermeiden angeschossen zu werden?“
    „Wie?“ Verdutzt folgte Leonie Sebastians Blick. Unter der sanften Berührung seiner Hand pochte ihr Blut heftig in den Adern. „Ich bin…?“
    „…angeschossen worden. Genau. Von deiner eigenen Mutter. Ich war zu langsam. Bitte entschuldige.“
    „Meine Mutter… Du warst zu langsam wofür?“
    „Du hast auf sie gezielt, ich habe ihren Lover in die Knie gezwungen, sie hat auf mich gezielt und auch abgedrückt. Nur habe ich sie im gleichen
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