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Wenn die Turmuhr 13 schlägt

Wenn die Turmuhr 13 schlägt

Titel: Wenn die Turmuhr 13 schlägt
Autoren: Thomas Brezina
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das alles nicht erklären, hatte aber große Sehnsucht nach ihrem Bett. Also setzte sie Mister Flop in seinen geräumigen Käfig, verriegelte ihn gut und wünschte dem wanderfreudigen Federvieh eine gute Nacht.
    Als sie wieder auf den Gang trat, spürte sie einen kalten Lufthauch an den Beinen. Sie fror in ihrem dünnen Nachthemd. Wieso zog es plötzlich?
    Ein leises Klappern, links von Poppi, ließ das Mädchen erschrocken zusammenzucken. Für einen Moment war es wie gelähmt. Dann erkannte Poppi aber, was los war. Die Eingangstür war nur angelehnt und bewegte sich im Luftzug hin und her.
    Gerade als Poppi hinlaufen und die Tür zudrücken wollte, hörte sie knirschende Schritte auf dem Kiesweg vor dem Haus. Nun verließ sie aber doch der Mut, und sie huschte blitzschnell zur Treppe. Hinter einem hohen, alten Kasten ging sie in Deckung.
    Jemand betrat den Vorraum. Dieser Jemand schleifte etwas mit. Poppi drückte die Wange gegen die Kastenwand und spähte um die Ecke.
    Erleichtert atmete Poppi auf: Karl-Heinz war zurückgekehrt. Wahrscheinlich hatte er vor Aufregung nicht schlafen können und deshalb einen kurzen Spaziergang unternommen. Die Frage war nur: Wieso schleppte er einen Koffer mit sich?
    „Na warte, jetzt werde ich dich erschrecken!“ beschloß Poppi. Gleich nachdem der Student in seinem Zimmer verschwunden war, flitzte sie zur Tür. Das Mädchen wollte sie schon aufreißen und „Huuaaaaaa!“ schreien, doch plötzlich hielt es inne. Es mußte den richtigen Moment erwischen, damit Karl-Heinz auch wirklich ganz fürchterlich erschrak. Also beugte es sich zum Schlüsselloch und blinzelte hindurch.
    Karl-Heinz wollte gerade den Koffer auf den Kasten heben. Dabei rutschte er ihm aber aus der Hand, fiel auf den Boden und sprang auf. Als Poppi nun den Inhalt erblickte, war ihr die Lust auf den Streich schlagartig vergangen. Sie konnte einfach nicht fassen, was sie da sah...

Alles Schwindel
    Blitzschnell huschte Poppi in ihr Zimmer zurück und legte sich mit pochendem Herz ins Bett.
    Lange Zeit lag sie noch wach. Die Gedanken wirbelten nur so durch ihren Kopf.
    Karl-Heinz war ihr Freund. Sie mochte ihn sehr, weil er so schrullig und tolpatschig war. Außerdem hatte er Tiere gerne, genau wie sie. Niemals hätte Poppi gedacht, daß der junge Mann mit dem rotblonden Schnauzbart und dem Dackelblick zu so etwas fähig war.
    Es dämmerte bereits, als das Mädchen endlich einnickte. Doch schon kurze Zeit später wurde es durch lautes Gebell geweckt.
    „Was hat denn Puffi?“ überlegte Poppi verschlafen und wankte zum Fenster. Unten im Garten hüpfte ihr junger Bernhardiner wie ein Gummiball um Karl-Heinz herum. Der Student wollte aber im Augenblick nicht mit ihm spielen. Er deutete dem Hund, ruhig zu sein. Doch Puffi hielt jede Handbewegung nur für eine Aufforderung, noch lauter zu kläffen.
    Poppi schlüpfte schnell in ihren Jogging-Anzug.
    „Jetzt werde ich ihn aushorchen. Bin ja gespannt, was er zu sagen hat“, beschloß sie und lief hinunter.
    „Morgen, Poppi!“ rief ihr Karl-Heinz entgegen, als sie aus dem Haus trat. Er gähnte herzhaft und lang.
    „Freie Sicht auf die Mandeln! Deine sind wirklich ganz besonders schöne Exemplare“, spottete das Mädchen. „Na, war wohl spät gestern abend“, fügte Poppi rasch hinzu.
    Der Student schaute sie erstaunt an. „Wie kommst du auf diese Idee? Ich war um zehn Uhr in den Federn. Das geschieht exakt dreimal im Jahr. Zu so einer entsetzlichen Tat bin ich nur vor einer Prüfung fähig. Und wie ich gerade feststelle, tut mir das frühe Schlafengehen wirklich nicht gut. Ich bin gerädert.“
    Poppi konnte über so viele Lügen nur staunen.
    Nun mußte sie aber auch gähnen. Das Mädchen warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Ungläubig runzelte es die Augenbrauen. Das gab es doch nicht. Es war erst sechs Uhr in der Früh!
    „Was machst du schon so früh im Garten?“ fragte Poppi. Karl-Heinz schien die Frage unangenehm zu sein. Er grinste verlegen. „Habe nicht mehr schlafen können... oder so... ja, genau so“, murmelte er.
    „Er spielt total auf Unschuldslamm! Soll ich es wagen, ihn nach dem Koffer zu fragen?“ überlegte Poppi fieberhaft.
    Nein, sie hatte eine andere Idee. „Du, Karl-Heinz! Wie geht es Mister Flop?“ erkundigte sie sich scheinheilig.
    „Bestens! Statte ihm doch einen kleinen Morgenbesuch ab“, lud sie der Student ein. Damit hatte Poppi nicht gerechnet. Jemand, der etwas zu verbergen hatte, würde sie nie dazu
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