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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
Autoren: Barbara Winter
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eindringlich in die Augen. Dieser hatte es sich auch am dritten
Tag nicht nehmen lassen, nach Edan zu sehen. Bewembe spürte, wie
hart es in Thomas Slade arbeitete und dass ihn Bewembes
unausgesprochener Vorwurf, nicht kalt ließ.
Am vierten Tag war
Edan nicht mehr wach zu bekommen. Bewembe hatte bereits Mühe ihm
genügend lebensspendendes Wasser einzuflößen. Er spürte wie die
Lebensenergie, des einst so kräftigen, jungen Mannes zu einer
winzigen Flamme zusammengeschrumpft war.
Als Thomas Slade am
Nachmittag zu ihnen kam, wirkte er gehetzt, und er schloss noch
vorsichtiger als sonst die Kabinentür hinter sich. Zuvor warf er
nochmals einen vergewissernden Blick hinter sich, um sicherzustellen,
dass es keine unliebsamen Lauscher gab. Lautlos verschloss er die
Fensterluke, bevor er sich im Flüsterton an Bewembe wandte.
„Hör
mir genau zu!“ Slade holte tief Luft und schien schwer mit sich zu
ringen. Er wusste genau, dass er gerade dabei war, sein eigenes Leben
aufs Spiel zu setzen. Doch er konnte dieses unerträgliche Elend
nicht mehr länger mit ansehen. Dieses Schicksal hatte Edan Chandler
einfach nicht verdient. Er legte den Zeigefinger auf seinen Mund und
erläuterte Bewembe seinen Plan.

Gegen achtzehn Uhr ließ
Pickett wie gewohnt, die versammelte Mannschaft antreten, um das
grausame Ritual fortzuführen, das alle in der Mannschaft längst
nicht mehr sehen wollten und konnten. Bewembe trug den bewusstlosen
Chandler auf seinen Schultern nach oben an Deck, wo ihn zwei Matrosen
mit versteinertem Gesicht erneut an den Großmast banden. Beim
Anblick seines Rückens hatten einige Männer Mühe, sich nicht zu
übergeben. Der Rücken war übersät mit eiternden Geschwüren, das
rohe Fleisch schimmerte in allen Farben. Von rot, wo es noch
einigermaßen durchblutet war, bis hin zu schwarz, wo das Fleisch
bereits abzusterben begann. Der penetrante Geruch von Fäulnis war
noch im Umkreis von zwei Metern wahrzunehmen.
Pickett kannte auch
dieses Mal keine Gnade. Er ließ so lange und so oft Wasser über
Edan kippen, bis dieser wieder halbwegs bei Bewusstsein wahr. Dann
begann er sein grausames Werk von Neuem und dieses Mal bekam er
endlich, worauf er schon die ganze Zeit gewartet hatte:
Schmerzensschreie voller Qual und Pein. Pickett ergötzte sich an den
jämmerlichen Tönen seines Opfers und er hörte erst wieder auf zu
schlagen, als die Schreie in ein leises Röcheln übergegangen waren,
das nach und nach vollends erstarb.
Totenstille senkte sich über
das Schiff. Edans Körper hing leblos und seltsam verkrümmt am
Großmast.
„Sieh nach, ob er tot ist!“, rief Pickett
ungerührt und sah Bewembe dabei auffordernd an.
Am Blick des
großen Schwarzen konnte Pickett sofort erkennen, dass Edan immer
noch lebte.
„Was für ein zäher Bastard!“, spie Pickett
wütend aus. „Dann wird er eben morgen sterben!“
    Kapitel
37
    Sanft strichen ihre Hände
über seine Schultermuskeln, die sich im Verlauf der letzten Minuten
zusammengekrampft hatten, so, als ob er noch einmal die vielen,
grausamen Schläge auf seinem Rücken spüren würde. Sein Nacken war
steif und es war ihm deutlich anzumerken, wie sehr ihn die Reise in
die Vergangenheit aufgewühlt hatte. Selbst Cara, die die ganze Zeit
nur schweigend zugehört hatte, und sich nicht wirklich vorstellen
konnte, wie grausam und brutal sich solche Schläge anfühlen
mussten, verspürte ein schmerzhaftes Ziehen auf ihrem Rücken.
Voller Mitleid ließ sie ihre Lippen zärtlich über seine
verkrampften Muskeln gleiten, um kleine, warme Küsse auf die
hässlichen Striemen zu hauchen.
Liebend gerne würde sie ihn
seine grausame Vergangenheit vergessen machen. Doch noch hatte sie
nicht die ganze Geschichte gehört. Geduldig wartete sie, bis Edan
sich unter ihren streichelnden Händen zu entspannen begann. Beide
schwiegen. Edan war noch immer mit seinen Gedanken in der
Vergangenheit, aber ihre massierenden Hände beruhigten ihn ganz
offensichtlich.
„Wie bist du entkommen?“, forderte sie ihn
leise auf weiterzuerzählen. Zufrieden sah sie, wie seine Augen sich
schlossen, als sie mit ihren Fingerspitzen ganz leicht über die Haut
seiner Oberarme streichelte. Mit träger gewordener Stimme begann er
fortzufahren: „Jeden Abend um einundzwanzig Uhr werden in Havanna
Kanonen auf der Festungsanlage am Hafen abgefeuert, mit der die
Schließung der Stadttore angekündigt wird. Dieser Knall übertönt
alle Geräusche im Umkreis von mehreren Meilen.“ Edan legte eine
kurze Pause
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