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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
Autoren: Barbara Winter
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dieses Mal traf sie sein rechtes Schulterblatt, das genauso
empfindlich war, wie jedes andere Körperteil. Wieder gelang es Edan
einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Es war still an Bord, nur das
übliche Quietschen der Takelage war zu hören. Da Edan noch immer
keinen Schmerzlaut, noch nicht einmal ein dumpfes Stöhnen von sich
gegeben hatte, zielte Pickett dieses Mal auf die linke Schulter des
jungen Commanders und schlug noch härter zu. Der vierte Schlag ließ
jeden Nerv in Edans Fleisch erzittern, von der Kopfhaut bis zu den
Zehennägeln. Der brutale Schmerz trieb ihm den Schweiß ins Gesicht
und Tränen in die Augen. Dennoch versuchte er sich zwischen den
Schlägen, so gut es ging, zu erholen. Die Zeit zwischen den Hieben
erschien quälend lang und doch kam der nächste Schlag viel zu früh!
Beim fünften Schlag spürte Edan wie seine Haut aufzuplatzen begann
und der Schmerz noch heißer wurde, obwohl das eigentlich nicht mehr
möglich war. Beim nächsten Hieb konnte er ein dumpfes Stöhnen
nicht mehr unterdrücken. Er hörte Pickett laut und triumphierend
hinter sich lachen. Doch beim nächsten Schlag gelang es Edan wieder,
sich zu beherrschen. Das ärgerte Pickett. Zielsicher schlug er bei
den nächsten Malen wieder und wieder auf die gleiche Stelle, um
seinen Widersacher zum Schreien zu bringen. Vergeblich. Auch nach
weiteren zwölf heftigen Schlägen war Edan kein Laut zu entlocken
gewesen. Wütend zog Pickett die Katze durch die Finger seiner linken
Hand, um die schmalen Lederschnüre von Edans Blut, Haut- und
Fleischfetzen zu befreien. Picketts Gesicht und seine beige
Uniformweste waren über und über mit Blut bespritzt, doch das
störte den Captain nicht. Es machte ihn rasend, dass dieser
verfluchte Bastard noch immer nicht vor Schmerzen brüllte. Nicht
einmal ein winselndes Stöhnen kam über die Lippen dieses
Hurensohnes, obwohl er bereits mit aller Härte zuschlug.
„Schrei,
du elender Hund!“, schrie er bei seinem nächsten Schlag und legte
all die Wut und den Hass hinein, den er für diesen aufsässigen,
ehemaligen Offizier empfand. Doch auch dieses Mal wurde er nicht mit
einem Schrei belohnt. Pickett wußte, dass ihm die ganze Mannschaft
zu sah und insgeheim hoffte, dass Chandler bis zum Schluss
durchhalten und nicht einbrechen würde, auch wenn dies eigentlich
unmöglich war.
Bei Schlag zwanzig war Pickett so frustriert,
dass er keine Pausen mehr zwischen den einzelnen Hieben einhielt,
sondern wild und hemmungslos auf die blutige Masse einschlug, die
einmal Chandlers Rücken gewesen war. Er schlug dabei so blindlings
drauflos, dass er gar nicht merkte, wie die Schnüre der Katze Edans
seitlich abgewandtes, vor Schmerzen verzerrtes Gesicht trafen. Die
schmalen Lederriemen rissen die empfindliche Gesichtshaut Edans bis
auf den Wangenknochen auf, zerschnitten seine Augenbraue und seine
Lippe und lösten einen derart unerträglichen Schmerz in seinem Kopf
aus, dass er wie vom Blitz getroffen zusammensackte und das
Bewußtsein verlor.
Pickett entging zunächst, dass sein
verhasster Widersacher ohnmächtig geworden war. Er war in einen
regelrechten Blutrausch gefallen und nur noch darauf bedacht, diesen
elenden Bastard endlich zum Schreien zu bringen. Erst als ihm der Arm
lahm wurde und er schweratmend gezwungen war eine Pause einzulegen,
fiel ihm auf, dass Chandler leblos am Masten hing.
Wütend
wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund und das blutbespritzte
Gesicht.
„Wasser! Holt verdammt noch mal Salzwasser und macht
den verfluchten Schweinehund hier wach! Ich will ihn endlich brüllen
hören!“, rief Pickett mit wilden Augen. Er war noch immer völlig
außer Atem.
„Wie viele Schläge habe ich diesem Schweinehund
verpasst?“, fragte er Thomas Slade, der jeden Hieb feinsäuberlich
aufnotiert hatte.
„Vierundfünfzig, Sir!“, antwortete dieser
wahrheitsgemäß. Slade vermied es Pickett in die Augen zu sehen. Er
hatte Mühe, die Fassung zu wahren.
Im gleichen Moment schüttete
einer der Matrosen einen Eimer Wasser über Edan. Das kalte Wasser
auf seinem Kopf und das Salz, das wie Feuer auf seinem zerhackten
Rücken brannte, brachten Edans Bewusstsein augenblicklich zurück.
Als er den undefinierbaren, brutalen Schmerz auf seinem Rücken
spürte, konnte er zur Freude Picketts ein Stöhnen nicht
unterdrücken.
Der Captain stieß einen regelrechten Lustschrei
aus und ließ die blutverklebte Katze mit einem irren Blick sofort
wieder auf Edans völlig zerstörten Rücken niederpeitschen.
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