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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)
Autoren: Anika Beer
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ausgegangen? Was hast du gesehen?«
    Ein milde belustigter Blick aus kristallklaren Augen traf sie. »Dieser Jari«, sagte Fae sanft. »Ich habe es ihm so einfach gemacht. Und trotzdem hätte er beinahe vergessen, mein Geschenk zu benutzen.«
    Nele bemühte sich vergeblich, ihren Atem zu beruhigen, der so hastig und flach über ihre Lippen strömte, dass ihr ein wenig schwindelig wurde. »Wie geht es ihm?« Sie war ganz heiser vor Aufregung, und ihre Stimme hallte in der Glashalle unangenehm laut. »Er hat es doch geschafft, oder?«
    Fae nickte langsam. »Das hat er. Er ist nur… etwas tiefer in die Träume zurückgefallen als geplant.« Sie lächelte erneut, als sie sah, wie Nele bei ihren Worten zu zittern begann. »Aber keine Sorge. Sein Körper ist jetzt wieder frei, und er ist auf der richtigen Seite des Nachtglases. Diesmal findet er allein zurück. Es wird lediglich ein wenig dauern.«
    Nele hatte das Gefühl, vor Erleichterung zusammenbrechen zu müssen. Jari würde nach Hause kommen. Es war vorbei, endlich vorbei.
    Zumindest fast.
    Denn auch wenn Nele es über dem Bangen, wie es Jari wohl ergehen würde, tatsächlich beinahe vergessen hätte– die eigentliche Prüfung lag noch vor ihr. Und in Faes Augen sah sie deutlich, dass es nun keinen weiteren Aufschub mehr geben würde.
    »Und da das nun geregelt ist, machen wir zwei uns jetzt auch auf den Weg«, sagte die Göttin ernst. Das Lächeln war vollständig von ihrem Gesicht verschwunden. »Es ist höchste Zeit.«
    Nele schluckte mühsam. »Aber…«, protestierte sie schwach. Auf einmal war ihr wieder sehr mulmig zumute. »Was ist mit Seth? Wo ist er? Was passiert jetzt mit ihm?«
    Tatsächlich hatte sie gehofft, ihn noch einmal sehen zu können. Sie konnte ihm zwar nicht verzeihen, was er getan hatte. Aber nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, wollte sie sich wenigstens von ihm verabschieden.
    Fae allerdings schien das für keine gute Idee zu halten. Winzige Falten kräuselten ihre glatte Stirn, und sie schüttelte den Kopf. »Lass das meine Sorge sein, meine Liebe. Er bekommt, was er verdient, dafür werde ich sorgen, wenn ich aus deiner Welt hierher zurückkehre. Kümmere du dich jetzt um deine Aufgabe.«
    Nele zog die Brauen zusammen. Das klang nicht gut– und ihr war nicht danach, es einfach hinzunehmen.
    »Ich möchte ihn sehen«, beharrte sie. »Ich meine… versteh das nicht falsch, er hat sicher großen Mist gebaut. Aber er ist nicht völlig schlecht. Ich glaube wirklich, dass er mich sehr gern hat und… ich würde gern noch einmal mit ihm sprechen.«
    Fae seufzte leise und wechselte einen Blick mit Tora, die nun sehr finster dreinsah.
    »Das wird leider nicht möglich sein«, sagte sie dann. »Nicht jetzt. Aber ich verspreche, ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Nele presste die Lippen zusammen und schwieg. Am liebsten hätte sie weiter widersprochen. Aber Fae schien in diesem Moment die Wahrheit zu sagen, soweit Nele das beurteilen konnte. Sie wollte ihr gern glauben, und natürlich– die Zeit lief ihnen davon.
    »Also schön«, lenkte sie ein. »Dann bringst du mich jetzt nach Hause, ja?«
    Die Andeutung eines Lächelns kehrte auf Faes Gesicht zurück. »Aber nein. Nicht ich. Du wirst das tun. Uns beide. Und dann wird alles wieder gut. Ich verspreche es dir.«
    Nele nickte zögernd. »In Ordnung. Was muss ich tun?«
    Fae streckte ihren Arm aus. »Nichts, außer aufzuwachen. Halt meine Hand, wenn du zurückkehrst. Und wenn du die Augen aufschlägst, werde ich bei dir sein.«
    Nele atmete einmal tief durch. Aufwachen. Aus einem Traum zurückkehren. Das klang beinahe zu leicht. Als sie die Finger der Göttin ergriff– zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag–, fühlte sie sich plötzlich absurderweise geradezu traurig.
    Noch einmal wandte sie sich zu Tora um, die sie noch immer mit ihren glühenden, aufmerksamen Augen beobachtete. »Auf Wiedersehen«, sagte Nele und lächelte. »Danke, dass du dich um Jari gekümmert hast.«
    Tora nickte. »Ich habe nur meine Pflicht erfüllt.« Ihr Gesicht war unverändert ernst. Aber in ihrem Blick glaubte Nele zu sehen, dass sie sich über den Dank dennoch freute.
    Dann wandte sie sich um. Auch Fae sah sie jetzt nicht mehr an, obwohl sie die Gegenwart der Göttin natürlich dennoch spürte.
    Aufwachen also, dachte Nele. Nein, das konnte doch wirklich nicht so schwer sein. Das hatte sie schließlich schon unzählbar oft getan. Ein letztes Mal schloss sie kurz die Augen. Und öffnete dann ein
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