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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)
Autoren: Anika Beer
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gut waren. Oder ganz woanders neu beginnen, wenn sie ihr nicht gefallen hatten. So hatte sie die meisten ihrer Nächte verbracht, solange sie sich erinnern konnte.
    Aber nicht die letzte. Dieser Traum hatte Nele atemlos und mit einem Kitzeln in der Magengrube zurückgelassen. Diese fremde Umgebung, die nichts, gar nichts mit irgendetwas zu tun hatte, was sie jemals in ihren Träumen gesehen oder erschaffen hatte. Und Seth…
    Über den Tag war er hinter all der Aufregung mit der neuen Schule und Jari in den Hintergrund getreten. Jetzt aber kribbelte die Ungewissheit unangenehm in ihrem Bauch. Was würde passieren? Wo würde sie landen? Mit einem Mal konnte Nele es kaum noch erwarten, ins Bett zu kommen.
    Der Kater maunzte leise und biss sie in den Finger. Nicht besonders fest, aber doch nachdrücklich genug, um sie aus ihren Grübeleien zu reißen. Mit einem erschreckten Laut zog Nele die Hand zurück. »He, was soll denn das?«
    Der Kater stand auf, streckte sich kurz und sprang dann davon. Aber Nele hätte schwören können, dass er sie zuvor belustigt anfunkelte. Erneut kroch eine Gänsehaut über ihre Arme, die diesmal nichts mit der Kälte zu tun hatte.
    Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. So ein Unsinn. Überhaupt war es doch reine Blödheit, bei dem Wetter ohne Jacke hier draußen zu stehen. Schnell kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück und legte die steifgefrorenen Finger wieder auf die Tastatur. Es wurde wirklich Zeit für diese Mail. Und dann würde sie endlich ins Bett gehen. Zwei Atemzüge noch, dann begann sie zu tippen.
    Von: < Nele-Pele > [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Grüße aus dem hohen Norden!
    Hi Lilly,
    ich bin mir nicht sicher wegen des Traums. Ist alles ein bisschen zu wirr, um es zu erzählen. Heute war sowieso ein krasser Tag, ich habe einen Kater und einen Jungen kennengelernt und wäre fast von einem Fernseher erschlagen worden.
    Morgen mehr dazu, jetzt bin ich tot.
    Dicker Knutscher vom Nelefanten aus der nördlichen Provinz!
    Ein bisschen schlecht fühlte Nele sich schon, als sie auf »Senden« klickte. Und sie fürchtete außerdem, dass Lilly viel zu schnell durchschauen würde, dass Nele sie hinzuhalten versuchte. Aber für heute, verteidigte Nele sich in Gedanken, war sie wirklich hundemüde. Sie wollte wirklich ins Bett.
    Und vor allem endlich diesen Traum weiterträumen.

Zweites Kapitel
    Er traf sie an ihrem Strand wieder. In ihrem eigenen Traum, wo flaschengrünes Wasser mit weißen Schaumkronen über blassgrauen Sand brandete und rauer Wind an ihren Haaren zupfte. Sie hatte sich in die Dünen gesetzt, zwischen wogende Halme von Strandhafer unter einem von Sonnenfäden durchwirkten Himmel. Ihr eigener Traum. Eine vertraute Umgebung, erschaffen allein aus ihrer Vorstellungskraft. Sie war enttäuscht.
    Ein Lächeln stahl sich auf Seths Lippen, als er sah, wie sie versuchte, ihn herbeizurufen. Wie sie versuchte, ihn innerhalb ihrer Traumwelt zu erschaffen, so wie es ihr auch mit allen anderen Dingen so leicht gelang. Aber kein Mensch, auch ein Klarträumer nicht, konnte einem Wächter des Nachtglases sagen, wann er zu kommen oder zu gehen hatte.
    Irgendwann gab sie es auf und erhob sich; ging auf nackten Füßen hinunter zur Brandungslinie. Dort hockte sie sich hin.
    SETH , schrieb sie mit großen Buchstaben in den feuchten Sand. WO BIST DU ?
    Seth unterdrückte ein Lachen. Sie war klug, das gefiel ihm. Und es reizte ihn sehr, dieses Spiel mitzuspielen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich, bis er die Wörter im Sand unter seinen Fingern spüren konnte. Direkt unter ihren formte er weitere Buchstaben, die kurz darauf wie von Zauberhand aus der Brandung auftauchten.
    HINTER DIR .
    Dann ließ er sich lautlos aus dem Himmel fallen.
    Das Mädchen fuhr herum, die Wangen noch bleich, weil ihr im ersten Schreckmoment das Blut aus dem Kopf gewichen war. Aber ihr Gesicht leuchtete auf, als sie ihn entdeckte. Nur zwei Armlängen von ihr entfernt.
    »Da bist du ja.«
    Seth lächelte und trat einen weiteren Schritt auf sie zu. Feiner Sand sickerte zwischen seinen Zehen hindurch. »Du wolltest mich doch wiedersehen.«
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Aber das hier ist nicht dein Revier. Ich konnte den Eingang nicht mehr finden.«
    Sie meinte damit, dass sie keinen Eingang erschaffen konnte. Aber sie wollte nicht zeigen, wie sehr sie das frustrierte, das war ihr deutlich anzusehen. Seth beschloss, nicht darauf einzugehen.
    »Mein
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