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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt
Autoren: Dean R. Koontz
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Die Angeln hörten auf zu quietschen.
    Das unheimliche Kratzen und Zischen entfernte sich immer weiter. Das Ding wollte sie doch nicht angreifen. Es ging fort.
    Jetzt war es in der Türöffnung, an der Schwelle.
Jetzt war es im Korridor.
Jetzt mindestens zehn Fuß von der Tür weg.
Und jetzt... fort.
Was war das gewesen?
Keine Maus. Kein Traum.
Was dann?
Irgendwann stand Penny auf. Ihre Beine waren wie aus
    Gummi.
    Sie tastete um sich und fand die Lampe an Daveys Kopfende. Der Schalter klickte, Licht ergoß sich über den schlafenden Jungen. Schnell drehte sie den kegelförmigen Schirm von ihm weg.
    Sie ging zur Tür, blieb auf der Schwelle stehen und horchte in die Wohnung hinein. Stille. Immer noch zitternd schloß sie die Tür. Das Schloß schnappte leise ein.
    Ihre Hände waren feucht. Sie wischte sie am Schlafanzug ab.
    Nun fiel genügend Licht auf ihr Bett, und sie ging zurück und schaute darunter. Da unten hockte nichts Bedrohliches.
    Sie holte den Baseballschläger hervor, der hohl und sehr leicht war. Das dicke Ende, das sie unter das Bett geschoben hatte, war an drei Stellen eingedellt. In zwei der Dellen waren kleine Löcher. Das Plastik war durchbohrt worden. Aber... wovon? Von Klauen?
    Was war das gewesen?
    Je länger sie darüber nachdachte, desto unwirklicher kam ihr das Ganze vor. Vielleicht hatte sich der Baseballschläger nur irgendwie im Bettrahmen verfangen; vielleicht waren die Löcher durch Schrauben oder Nägel entstanden, die aus dem Rahmen hervorragten. Vielleicht war die Tür zum Korridor von nichts Unheimlicherem als einem Luftzug geöffnet worden.
    Vielleicht...
    Endlich stand sie, ganz kribbelig vor Neugier, auf, ging in die Diele, knipste das Licht an, sah, daß sie alleine war, und schloß sorgfältig die Schlafzimmertür hinter sich.
    Stille.
    Die Tür zum Zimmer ihres Vaters war wie üblich angelehnt. Sie stellte sich daneben, legte das Ohr an den Spalt und lauschte. Er schnarchte. Davon abgesehen konnte sie nichts, keine fremden, raschelnden Geräusche hören.
    Wieder überlegte sie, ob sie Daddy wecken sollte. Er war Kriminalbeamter, Lieutenant Jack Dawson. Er hatte eine Pistole. Wenn wirklich etwas in der Wohnung war, konnte er es in tausend Stücke schießen. Andererseits, wenn sie ihn aufweckte und sie fanden nichts, würde er sie necken und mit ihr sprechen wie mit einem Kind, Gott, noch schlimmer, wie mit einem Säugling. Sie zögerte, dann seufzte sie. Nein. Es lohnte sich einfach nicht, eine solche Demütigung zu riskieren.
    Mit pochendem Herzen schlich sie durch die Diele zur Eingangstür und probierte sie. Sie war immer noch fest verschlossen.
    An der Wand neben der Tür war ein Garderobenständer befestigt. Sie nahm einen zusammengerollten Schirm von einem der Haken. Die Metallzwinge war spitz genug, um als einigermaßen gute Waffe zu dienen.
    Sie hielt den Schirm vor sich und schlich ins Wohnzimmer, schaltete alle Lichter an und sah überall nach. Sie durchsuchte die Eßnische und auch die kleine, L-för-mige Küche.
    Nichts.
    Bis auf das Fenster.
    Das Küchenfenster über der Spüle war offen. Kalte Dezemberluft strömte durch den zehn Zoll breiten Spalt.
    Penny war sicher, daß es noch nicht offen gewesen war, als sie zu Bett ging. Und wenn Daddy es aufgemacht hatte, um frische Luft hereinzulassen, hätte er es später wieder geschlossen; er war in solchen Dingen sehr gewissenhaft.
    Sie trug den Küchenhocker zur Spüle, stieg hinauf und schob das Fenster weiter hoch, so weit, daß sie sich hinausbeugen und einen Blick nach unten werfen konnte. Vier Stockwerke tiefer war der Durchgang an den dunkelsten Stellen schwärzer als schwarz, an den hellsten aschgrau. Nur das Rauschen des Windes in der Betonschlucht war zu hören. Sonst regte sich nichts.
    Ein Stück weiter, in der Nähe des Schlafzimmerfensters, führte eine Feuertreppe zum Durchgang hinunter. Aber hier, am Küchenfenster, gab es keine Feuertreppe, kein Sims, keine Möglichkeit für jemanden, der einbrechen wollte, das Fenster zu erreichen, keine Stelle, wo  er stehen oder sich hätte festhalten können, um sich Zugang zu verschaffen.
    Ein Einbrecher war es jedenfalls nicht gewesen. Einbrecher waren nicht klein genug, um sich unter dem Bett einer jungen Dame zu verstecken.
    Sie schloß das Fenster und stellte den Hocker an seinen Platz zurück. Den Schirm hängte sie wieder an den Garderobenständer im Gang, obwohl es ihr ein wenig widerstrebte, sich von der Waffe zu trennen. Unterwegs schaltete sie die
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