Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
mit dem Geschmack seines Kusses auf ihren Lippen und dem Gespenst einer Leidenschaft, die sie wohl nie wieder erleben würde.
    Sie machte einen stolpernden Schritt in seine Richtung, doch Carolines flehende Stimme hielt sie auf. »Lass ihn gehen, Portia. Er kann nicht ändern, was er ist, und er bringt nichts als Herzschmerz und Elend in dieses Haus. Ich wünschte zu Gott, er wäre niemals heimgekehrt!« Ihre Stimme brach in einem qualvollen Schrei, sie fiel auf die Knie, umklammerte ihren Bauch.
    »Geh und hol einen Arzt, Larkin!«, rief Adrian und eilte an die Seite seiner Frau.
    Portia stand wie gebannt auf der Stelle, hin und her gerissen zwischen dem Leid ihrer Schwester und dem des Mannes, den sie liebte. Mit einem letzten Blick auf Julians sich entfernende Gestalt hob sie ihre Röcke an und lief zu Caroline.
    Sie kniete sich neben sie und drückte die eiskalte Hand ihrer Schwester an ihre Brust. »Alles wird gut werden, Caroline. Wir finden Ellie und bringen sie nach Hause. Ich schwöre es dir bei meinem Leben.«
    Als sie über ihre Schulter spähte, fielen Asche und Schnee auf eine leere Straße. Julian war verschwunden.

18
    Cuthbert kuschelte sich tiefer in sein Bett, seufzte zufrieden. Mit einem in Tücher gewickelten heißen Ziegelstein unter der Decke, um ihm die Füße zu wärmen, und dem flambierten Plumpudding wohlig im Magen, den er zum Dinner gegessen hatte, freute er sich in dieser kalten Winternacht auf einen ungestörten Schlaf.
    Er war beinahe eingeschlummert, als etwas gegen sein Fenster zu klopfen begann. Der Schnee muss in Hagel übergegangen sein, dachte er schlaftrunken, rollte sich auf die Seite und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Das Klopfen hörte nicht auf, und es klang nicht nur seltsam nachdrücklich, sondern hatte zudem einen komischen Rhythmus.
    Abrupt setzte er sich im Bett auf, die Quaste seiner Nachtmütze fiel ihm über ein Auge. Vielleicht war unter dem Gewicht des Schnees ein Zweig abgeknickt, der nun pausenlos gegen die Scheibe schlug. Er wusste, es gab nur einen Weg das herauszufinden. Also teilte er die Bettvorhänge und stellte zögernd seine Füße auf die kalten Holzdielen.
    Mit ahnungsvoll klopfendem Herzen schlich er zum Fenster. Das allmählich verlöschende Licht des Feuers im Kamin malte merkwürdige Schatten auf die Wände, sodass selbst die vertrauten Umrisse von Schrank und Waschtisch fremd und unheimlich wirkten. Er hatte das Fenster fast erreicht, als er aus dem Augenwinkel etwas mit Flügeln zu erkennen meinte. Er fuhr herum, aber im Zimmer war alles wie üblich.
    Über seine überreizte Phantasie den Kopf schüttelnd, drehte er sich zum Fenster zurück. Julian hockte auf dem schmalen Mauersims draußen und blickte ihn an.
    Laut aufkreischend stolperte Cuthbert rückwärts. Er tastete unter dem Kragen seines gerüschten Nachthemdes nach etwas, umfasste mit bebenden Händen das Schmuckstück, das er genau für diese Gelegenheit besorgt hatte. Unter seinem verzweifelten Ruck riss die Kette, als er das silberne Kruzifix hervorzog und es zum Fenster hielt.
    Julian zuckte zurück, fauchte angewidert. »Um Himmels willen, Cubby«, sagte er gerade laut genug, um durch die Scheibe gehört zu werden, »leg das weg, in irgendeine Schublade, und mach das verfluchte Fenster auf. Ich friere mir hier draußen den Hintern ab.« Als Cuthbert noch einmal, diesmal aber theatralischer das Kreuz schwenkte, seufzte er und verdrehte die Augen. »Du brauchst das Kruzifix übrigens gar nicht. Ich kann nicht hereinkommen, wenn du mich nicht einlädst.«
    »Oh«, erwiderte Cuthbert, leicht enttäuscht, dass seine dramatische Geste und die zwei Pfund, die ihn das Stück gekostet hatte, verschwendet waren.
    Gehorsam ging er zu der Kommode und ließ das Kreuz in eine Schublade fallen, ehe er zum Fenster trat und es einen kleinen Spalt breit öffnete. »Also, warum bist du hier? Hat dich dein Meister geschickt?«
    Julian runzelte die Stirn. »Mein Meister?«
    »Du weißt schon — der dunkle Prinz. Luzifer. Beelzebub.«
    Julian musterte ihn finster. »Obwohl ich annehme, dass ich den Herrn früher treffen werde, als mir lieb ist, verkehren wir im Moment nicht unbedingt auf freundschaftlichem Fuße.«
    »Warum bist du dann gekommen?«
    »Wenn du mich hereinlässt, verrate ich es dir.«
    Cuthbert beäugte ihn misstrauisch. »Woher soll ich wissen, dass es kein Trick ist, damit du deine Fänge in meinen Hals schlagen und meinem armen, hilflosen Körper das Blut bis auf den letzten Tropfen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher