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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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Heckscheibe des brüderlichen Wagens, ja, warum denn nicht? Da hatte sie sich soviel Mühe gemacht, allein mit dem gewellten Rand …
    »Ich hab‘s auf einem Parkplatz vergessen«, bedauerte ihr Bruder.
    »Auf welchem?« wollte Hilde wissen.
    Ja, du lieber Herr Gesangsverein, auf welchem – es fiel ihm auf die schnelle nur einer »in der Höhe von Murnau« ein. Hilde bewegte sein Geständnis in ihrem Herzen.
    12 Uhr. Anette brüllt gegen das Mittagsläuten des nahen Kirchturms an. Brüllt wie am Spieß. Was ist denn nun schon wieder? Aus ihrem Schluchzen ist zu vernehmen, daß sie in der Eile gestolpert und gegen die Tischkante geflogen ist. Sie zeigt wo auf ihrer Stirn. – Messer auflegen, damit keine Beule draus wird. Schokoladenplätzchen auf den Kummer legen, damit er vergeht. Getröstet fragt Anette, wann denn nun endlich das Christkind kommt.
    »Bald«, sagt die Mutter.
    »Wann ist bald?« fragt Anette.
    (Gibt‘s denn noch nichts Vernünftiges im Fernsehen?)
    12 Uhr 47. Türklingeln. Auch das noch. Wer kommt denn nun? Wie das hier aussieht, am besten nicht aufmachen. Ruhig klingeln lassen. Anette sagt, vielleicht ist es das Christkindl, und schaut aus dem Küchenfenster. Es ist nicht das Christkindl, aber Opa und Oma. Sie haben einen Zug früher genommen als angekündigt und noch nicht zu Mittag gegessen, »aber bitte, bitte, Liesl, mach dir keine Umstände.« Der Vater führt Oma und Opa ins Schlafzimmer, denn ins Wohnzimmer darf keiner mehr vor der Bescherung hinein. Die Oma sagt zu ihrem Schwiegersohn, daß sie ihm was Wertvolles aus dem Familienbesitz mitgebracht hätten. An sich sollte er das mal erben, wenn sie beide tot sind, aber Opa hat auch gesagt: »Mit warmer Hand geben ist schöner als mit kalter.«
    Und diese bedeutende Mitteilung fünf Minuten vor Ladenschluß! Der Vater (ohne persönliches Geschenk für sie, überhaupt nicht dran gedacht) schießt auf Hausschuhen zur nächsten Drogerie, schmeißt sich mit Schulter gegen bereits geschlossene Ladentür, bummert mit Fäusten, japst: »Aufmachen! Brauche dringend warmen Dank für Schwiegermutter! Am besten, Parfüm – na ja, Kölnisch Wasser tut‘s auch –«
    1 Uhr 15: Die Mutter vermißt Peter mit den Kerzen und der Reservebutter. Wo steckt er denn nur? Er ist schon Stunden fort – der Bub kostet sie noch den letzten Nerv (den allerletzten kostet sie Anette mit ihrer Christkindlfragerei) – außerdem muß sie zu ihren Nachbarn Nonnenmachers, die haben ihre Gans in der Gefriertruhe aufbewahrt.
    Die Mutter klingelt also bei Nonnenmachers. Und wer öffnet? Ihr Sohn Peter. Mit einem Teesieb in der Hand, in dem ein Zierfisch zappelt. Sie schreit: »Ich denke, du bist Kerzen holen! Statt dessen siebst du Nonnenmachers Schleierschwänze!«
    »Ich war Kerzen holen«, sagt Peter. »Als ich heimkam, hörte ich sie kreischen. Da habe ich geklopft.«
    »Was war denn los?«
    Sein Gesicht erhellt ein Grinsen: »Ihr Aquarium ist geplatzt!«
    »Ja und?« fragt die Mutter.
    »Stell dir mal 200 Liter Wasser im Wohnzimmer vor!« Das kann sie nicht. Muß aber trotzdem lachen – sie hat ja auch kein Aquarium, das am 24. Dezember platzen kann.
    Über pitschnasse Auslegware und Teppiche hüpft die Mutter vom Flur zum Wohnraum. Dort trifft sie auf Nonnenmachers in Gummistiefeln, die lachen gar nicht.
    Verdorbener Fußboden, verdorbenes Fest und obendrein Kurzschluß. Die Zierfischchen – lauter kostbare Exemplare – schwammen nach dem Malheur unters Sofa, unter die Heizkörper und sogar unter den Weihnachtsbaum, überall dorthin, wo Fische sonst selten hinkommen und auch gar nicht gerne hinwollen. Zwei fehlen noch, die haben sie noch nicht gefunden, und wenn sie sich die ganze Bescherung so besieht, dann möchte sie am liebsten auswandern, jammert Frau Nonnenmacher.
    3 Uhr 40 Minuten. Anette fragt zum – ach, das kann man schon nicht mehr zählen –, wann das Christkindl nun endlich kommt. Sie wird von ungeduldigen, nach Heringssalat duftenden Händen winterlich eingepuppt und mit Großvater an die Luft geschickt – »und kommt ja nicht so bald wieder, hört ihr?«
    Opa und Anette gehen unter einem Schirm, weil es stürmt und nieselt. Das ist typisch – vor Weihnachten haben sie den schönsten Schnee, und sobald der 24. Dezember naht, setzt Tauwetter ein.
    Opa steuert die nächste Wirtschaft an und bestellt einen Grog für sich und eine Cola für Anette. Der Wirt sagt zu Opa: »Eahm schaungs o«, er zeigt auf einen älteren Beamtentyp, der einsam am Tisch
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