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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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geht doch gar nicht. Außerdem weißt du doch überhaupt nicht, wie mein Traum genau ausgesehen hat. Du könntest also höchstens spekulieren, dass du etwas Ähnliches geträumt hast. Eben auch mit Sternen und mir.“
    Nikolaj entgegnete nichts. Stattdessen grinste er sie nur verschlagen an. Nachdem er sich ausgiebig und zufriedenstellend besserwissend dargestellt hatte, begab er sich wieder auf Augenhöhe und fragte: „Kaffee?“
    „Ja bitte!“ Sie ließ sich auf einem der drehbaren Stühle gegenüber von ihm nieder und beobachtete ihn dabei, wie er eine Tasse aus dem Schrank holte und heiß dampfende Flüssigkeit aus der Kaffeekanne eingoss. Noch immer trug er die Klamotten von gestern. Nur waren die Ärmel seines Shirts heute bis knapp über die Ellenbeuge nach oben geschoben, sodass sie seine kräftigen Unterarme preisgaben.
    Er reichte ihr die dampfende Tasse. Sie nahm einen Schluck und verbrannte sich sogleich die Zunge.
    Schmunzelnd sagte er: „Ich hab ihn extra für dich heiß gehalten. Ich hatte die Vermutung, dass du kalten Kaffee nicht ausstehen kannst.“
    Gwen betastete ihre pelzige Zunge. „Ja, da hast du vollkommen recht. Kalter Kaffee ist Mist. Wer will schon eine fröstelnde Zunge, wenn er eine verbrannte haben kann.“
    Er schenkte ihr ein umwerfendes Grinsen, das ihr ein herrlich warmes und angenehmes Gefühl bescherte. Mehr, als es jedes Heiß- oder Alkoholgetränk der Welt hätte erzeugen können.
    Das Grinsen immer noch im Gesicht, öffnete er den Kühlschrank, griff nach einer Packung Frischmilch und versetzte ihrem Kaffee einen Schuss davon. „Damit es weder eine eisgekühlte noch eine verbrannte Zunge gibt.“
    Während sie weiter an ihrem Kaffee nippte, der nun eine weit angenehmere Temperatur hatte, kehrte Nikolaj ihr den Rücken zu und werkelte an irgendwelchen Dingen auf der Küchenzeile herum.
    Nach ein paar Momenten, den Rücken immer noch zu ihr gedreht, sagte er: „Ich schätze, ich habe einen miesen ersten Eindruck bei deinem Freund hinterlassen.“ Das Wort „Freund“ betonte er auf eine seltsame Art und Weise. Sowohl amüsiert, als auch unerfreut.
    Fragend starrte sie auf sein breites Kreuz. „Wie meinst du das? Woher weißt du von Josh …?“
    Ein paar Sekunden verstrichen, ehe er sich wieder zu ihr umwandte. „Nun …
Josh
… war glaub ich nicht sonderlich erfreut darüber, dass ich – oder besser ein Mann – an dein Handy gegangen ist. Ich hab ihm gesagt, dass du bei mir bist und gerade schläfst, dich aber später sicherlich bei ihm melden wirst. Das fand er hörbar nicht sehr willkommen. Niemandem wäre entgangen, dass das dein Freund ist. Nicht nach solchen elefantenartigen Blasgeräuschen.“
    An Josh hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Wann auch? „Ja, Josh und ich sind zusammen. Dass ich nicht heimgekommen bin und nichts von mir hören hab lassen, hat ihn wahrscheinlich stutzig gemacht. Normalerweise melde ich mich, wenn ich länger im Krankenhaus aufgehalten werde.“
    Nikolaj bedachte sie mit einem seltsamen Ausdruck. War es Ärger? Eifersucht? Wut?
    „Wenn ihr bereits zusammenwohnt, seid ihr wohl schon länger ein Paar und es ist was Ernstes.“ Obwohl als Frage formuliert, klang es auch irgendwie nach einer unerfreuten Feststellung.
    Dieses Gespräch über ihren Beziehungsstatus war irgendwie seltsam. Sie hatten immer über alles geredet, aber das Thema Jungs, und in seinem Fall Mädchen, hatte bisher nicht wirklich dazugehört. Abgesehen davon, hatte nach Nicks Auftauchen ohnehin niemand mehr großen Wert darauf gelegt, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Egal ob Junge oder Mädchen. Nicht etwa, weil sie jemand gewesen war, den man mied. Sie hatte sich noch nie schwer getan, mit anderen ins Gespräch zu kommen oder sich anzufreunden. Aber dennoch war sie schon immer ein bisschen anders gewesen – vielleicht auch einfach anders denkend. Lag es bis zu dem Tag auf dem Spielplatz an ihrer Eigenart, so war es danach unbestreitbar ganz Nikolajs Anwesenheit zuzuschreiben gewesen, dass sich die anderen Kinder von ihr ferngehalten hatten. Zwar war Nikolaj nicht auf ihre Schule gegangen, doch hatten ihre Mitschüler nicht verpasst, dass der „seltsame“ Junge viel Zeit mit ihr verbrachte. Sie hatten ganz offenbar keinerlei Bedürfnis verspürt in seine unmittelbare Nähe zu kommen. Scheinbar waren sie zu einer ähnlichen Auffassung gelangt, wie schon ihre Eltern, die Nikolaj am liebsten weit weg von ihrer Tochter gewusst hätten.
    Wie auch immer. Diese
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