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Wenn aus Verlangen Schicksal wird

Wenn aus Verlangen Schicksal wird

Titel: Wenn aus Verlangen Schicksal wird
Autoren: Olivia Gates
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aufgebrochen war. Doch sie kannte Aristedes Sarantos gut genug, um zu wissen, dass er nicht ohne seine Trophäe zurückkehren würde.
    Und Hoffnung stieg in ihr auf.
    Nach vier Tagen hatte sie immer noch nichts von Aris gehört.
    Immer größer wurden ihre Zweifel, mit jedem einzelnen einsamen Augenblick.
    Was, wenn er beschlossen hatte, dass Alex und sie den hohen Preis nicht wert waren? Was, wenn er sich doch nicht für den Rest seines Lebens binden wollte? Was, wenn ihm sein isoliertes, unkompliziertes Leben lieber war als die Komplikationen, die wahre Nähe mit sich brachte?
    Ein Teil von ihr konnte nicht glauben, dass Aris sich abwenden würde, doch die Zweifel nagten weiter an ihr.
    Am fünften Tag, kurz bevor Alex aus dem Mittagschlaf erwachte, klingelte ihr Handy.
    Damon redete einfach drauflos, was sonst gar nicht seine Art war. „Ich stehe in zweiter Reihe vor deinem Haus. Komm sofort runter, wir müssen los.“ Dann legte er auf.
    In wenigen Minuten hatte sie Alex angezogen und in seinen Kindersitz gesetzt und eilte nach unten. Nachdem sie ihren Sohn hinten im Wagen angeschnallt hatte, bombardierte sie Damon mit Fragen. Doch ihr Bruder konnte ihr auch nichts Genaues sagen, weil er offenbar selbst nicht genau wusste, was los war.
    Die nächste halbe Stunde über grübelte sie aufgeregt, was sie wohl erwarten mochte. Sie war sich sicher, dass es mit Aris zu tun hatte. Ging es um den ominösen „Beweis“, den er ihr hatte liefern wollen? Was hatte er nur vor?
    Wenig später hielten sie vor dem Familiensitz, den Nikolas bewohnte, bis sie entschieden, wie sie mit dem Anwesen verfahren wollten.
    Damon führte Selene in das Wartezimmer vor dem ehemaligen Arbeitszimmer ihres Vaters.
    „Warte hier und geh auf keinen Fall weg“, sagte er.
    Selene wollte schon lautstark protestieren, doch Damon legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Hör einfach zu. Was auch immer hier vor sich geht, ich bin sicher, dass es ziemlich interessant wird.“ Dann verschwand er im Büro, ließ die Tür aber einen Spaltbreit offen.
    Einen Moment lang sah Selene ihm kopfschüttelnd nach, dann breitete sie Alex’ Spieldecke aus und setzte sich mit ihrem Sohn auf den Boden.
    Obwohl sie damit gerechnet hatte, fuhr sie vor Schreck fast aus der Haut, als sie plötzlich Aris’ Stimme hörte. Er klang frustriert und abgearbeitet. „Sind jetzt alle anwesend? Darf ich endlich sprechen?“
    „Na, dann lassen Sie mal hören“, erwiderte Damon spöttisch. „Aber fassen Sie sich kurz. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
    „Tut mir leid, Louvardis, aber es wird ein bisschen dauern. Vielleicht schenken Sie sich einfach einen Drink ein und machen es sich gemütlich.“
    Wie hatte ihr der tiefe, vertraute Klang dieser Stimme gefehlt! Atemlos lauschte Selene weiter.
    „Sie alle kennen die Gerüchte über meine Herkunft, und der Großteil davon ist wahr. Meine Mutter war erst siebzehn, als sie mich zur Welt brachte. Mein Vater war ein Taugenichts, der keinen Job länger als ein paar Monate hielt. Manchmal verschwand er monatelang. Dann tauchte er wieder auf, fügte ein weiteres Kind zu seiner Brut hinzu, um das meine Mutter sich kümmern musste, und verschwand wieder. Jedes Mal beteuerte er uns seine Liebe und behauptete, dass bald alles besser werden würde. Mit sieben Jahren begann ich, seine Aufgabe als Familienoberhaupt zu übernehmen, um meine Mutter zu entlasten. Mit zwölf verließ ich die Schule. Obwohl ich vier Jobs hatte, reichte das Geld hinten und vorne nicht. Damals verschwand mein Vater komplett von der Bildfläche. Neun Monate nach seinem letzten ‚Besuch‘ wurde meine jüngste Schwester Caliope geboren.“
    Er räusperte sich. Offenbar fiel es ihm nicht leicht, mit seinen Erzrivalen über dieses schwierige Thema zu sprechen. „Ich habe all die Gefühle abgelehnt, die meine Mutter in diese unerträgliche Situation gebracht hatten. Liebe, Leidenschaft, innere Verbundenheit … für mich war all das der direkte Weg ins Unglück. Gefühle bedeuteten für mich Schwäche und verschwendete Energie. Ich habe ganz alleine um das Überleben meiner ganzen Familie gekämpft und konnte mir keine Schwächen leisten. Und irgendwann hatte ich so lange nur für mich gelebt, dass ich glaubte, dass ich einfach keine Gefühle hätte . Weil mir klar war, wie unmenschlich mein Verhalten oft wirkte, zog ich mich nach und nach vollkommen in mich selbst zurück.“
    Nun unterbrach ihn Nikolas mit einem lang gezogenen Seufzer. „Und? Führt diese
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