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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen
Autoren: B Barton
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Turnschuhen, die sie ohne Socken trug, immer noch leicht für einen hübschen kleinen Jungen gehalten werden.
    Wäre sie meine Tochter … schoss es Lydia durch den Kopf. Schnell bremste sie sich. Solche Gedanken konnten sich als gefährlich erweisen.
    “Mir ist warm, so geht es mir”, antwortete Molly, dann bedeutete sie Lydia mit dem Zeigefinger und einem flehenden Blick, sich zu ihr hinunterzubeugen.
    “Was ist los?”
    “Ich glaube, Grandma mag Ihren Freund nicht.”
    Lächelnd flüsterte Lydia zurück: “Ich glaube, da hast du recht.”
    “Molly, es ist nicht sehr höflich zu flüstern”, mahnte Gordon.
    “Es ist genauso unhöflich, anderer Leute Gefühle zu verletzen”, gab das Kind zurück.
    Glenn zog an Lydias Arm. “Da ist Senator Biddle. Ich muss ihn abfangen, bevor er geht.”
    “Sicher.” Lydia befreite sich aus Glenns Umklammerung. “Geh schon vor. Ich treffe dich und Eloise später.”
    “Lydia, ich glaube wirklich nicht …”
    “Sie sagte, sie trifft Sie später”, unterbrach ihn Gordon.
    “Also wirklich, Cameron …”
    “Die Leute beobachten uns.” Lydia wusste, dieser Satz würde Glenns Protest verstummen lassen.
    “Bleib nicht zu lange, Liebes.” Glenn lief praktisch, um sich mit dem Senator von Mississippi zu treffen, der die Stadt anlässlich des Gründungsfestes besuchte.
    Zwar versuchte Lydia, ihre Aufmerksamkeit ganz auf Molly zu konzentrieren, doch immer wieder fiel ihr Blick auf Gordon. In seinen Augen lag ein spöttisches Funkeln.
    “Bärchen hat ihre Jungen bekommen. Sieben Stück. Wollen Sie eins, Mrs Reid?”
    “Molly, ich weiß nicht recht.” Obwohl sie Tiere liebte, hatte Lydia nie einen Hund besessen. Ihre Mutter mochte keine Tiere, und als Lydia später allein lebte, wollte sie in ihrem Apartment in Birmingham keinen Hund halten. Selbstverständlich hatte Tyler die Einstellung ihrer Mutter zu Haustieren geteilt.
    “Molly versucht, für alle Welpen von Bärchen ein gutes Zuhause zu finden. Wir haben immer noch drei übrig.” Gordon zerzauste seiner Tochter die Locken.
    Lydia beneidete die beiden um ihre sichtlich enge und liebevolle Beziehung. Früher, vor vielen Jahren, hatte sie ihrem Vater genauso nahegestanden. Sein plötzlicher Tod durch einen Herzinfarkt – sie war damals zwölf – war die erste Tragödie in Lydias Leben gewesen.
    “Ich glaube, ich würde gern eins von Bärchens Jungen nehmen. Hast du noch einen Rüden übrig?” Lydia war froh, dass sie Gordon nicht allein gegenübertreten musste, sondern seine kleine Tochter als Puffer zwischen ihnen und der unvermeidlichen prickelnden Spannung stand.
    “O Daddy, geben wir ihr den prächtigen, aber schmächtigen kleinen Löwen.” Kichernd hüpfte Molly auf und ab.
    “Er ist nicht wirklich mager, aber er sieht tatsächlich wie ein kleiner Löwe aus. Das mit dem 'prächtigen, schmächtigen' stammt aus einem von Mollys Kinderbüchern”, erklärte Gordon. “Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, einen der Welpen zu nehmen, wenn Sie es nicht wirklich wollen.”
    Lydia sah ihn an. Eine Woge der Zärtlichkeit überschwemmte sie. Gordon war ein vielschichtiger Mensch. Ein hart arbeitender Farmer. Ein zuverlässiger Sohn. Ein liebevoller Vater. Ein unglaublich erotischer Mann. Hätte sie ihn doch nur vor Jahren kennengelernt, vor Tyler. Oder vielleicht auch irgendwann in der Zukunft, wenn sie nicht vierundzwanzig Stunden am Tag von der ganzen Stadt beobachtet wurde …
    “Wenn der Kleine alt genug ist, um ihn von Bärchen zu trennen, schicke ich jemanden zur Farm.” Lydia selbst würde keine weitere Fahrt zur Cameron-Farm durchstehen. Das eine Mal, das sie dort gewesen war, reichte, um sie für immer fernzuhalten.
    “O nein, wir bringen ihn bei Ihnen vorbei”, widersprach Molly. “Nicht wahr, Daddy?”
    “Wenn es Mrs Reid recht ist.”
    Ohne Mollys Gefühle zu verletzen, kam Lydia aus dieser Situation nicht heraus. Außerdem, was sollte schon passieren, wenn Gordon sie mit seiner Tochter besuchte?
    “Ich freue mich darauf. Und ich möchte auf jeden Fall das prächtige, schmächtige Löwenjunge.” Lydia spürte Gordons prüfenden Blick. “Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Wir werden im Country Club auf einen Drink erwartet.”
    Gordon stand auf dem Gehsteig, mitten im Stadtzentrum und beobachtete, wie Lydia davonging. Einige Minuten lang war sie wie jede andere Frau gewesen – nett, freundlich, zugänglich. Es hatte ihm Spaß gemacht zu beobachten, wie gut sie sich mit Molly verstand, und er
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