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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen
Autoren: B Barton
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strich ihrer Enkelin durchs Haar. “Aber wir beide werden sie schon noch begrüßen, bevor wir fahren.”
    “Wie ich gehört habe, will die Mutter des neuen Bürgermeisters ihn mit der Witwe Reid verheiratet sehen, nachdem eine angemessene Zeitspanne vergangen ist”, berichtete Tanya. “Anscheinend denkt jeder, Ben und ich hätten zu schnell nach Pauls Tod geheiratet.”
    Gordon hatte keine Lust, erneut die altbekannte Tirade über sich ergehen zu lassen. Wie ertrug sein Bruder nur diesen Schuldkomplex, den Tanya ihm ständig einimpfte? “Komm schon, Ben, sehen wir uns die Gürtel an.”
    “Warte, Daddy, Mrs Reid und ihre Freunde kommen zu uns rüber.” Begeistert hüpfte Molly auf und ab. “Siehst du, sie sieht zu uns her.” Sie winkte, und Lydia winkte zurück.
    Obwohl Lydia befürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen, durfte sie dieser Schwäche nicht nachgeben. Leider wäre dies wohl der einzige Weg gewesen, einem Zusammentreffen mit Gordon auszuweichen.
    “Gehen wir zu ihnen, Lydia.” Glenn schob sie vorwärts. “Ich will die Camerons treffen, bevor sie von der Menge verschluckt werden.”
    Eloise Haraway verzog den Mund. “Unterhaltet euch allein mit diesen Leuten. Ich muss in die Bibliothek. Meine Lesung ist um halb drei.”
    “Wir treffen dich später, Mutter.”
    “Viel Glück mit dieser alten Cameron-Frau”, meinte Eloise spöttisch. “Sie ist so ungebildet. Sie versteht einfach nicht, was ein neues Einkaufszentrum für Riverton bedeuten würde.”
    Lydia musste sich auf die Zunge beißen, damit sie Ruth Cameron nicht verteidigte. Aber Eloise würde sie nie verstehen und vermutlich ihre Beweggründe hinterfragen. Wie konnte sie jemandem mit Eloises gesellschaftlichem Hintergrund erklären, dass die Welt mit mehr hart arbeitenden, bodenständigen Leuten wie Gordons Mutter weit besser dran wäre?
    Glenn und Lydia gingen weiter. Sie versuchte, Gordon zu ignorieren, doch ihre Augen gehorchten nicht. Er trug die üblichen verwaschenen Jeans, verschrammte Stiefel und ein Baumwollhemd. Nur der Stetson fehlte. Sein schwarzes Haar glänzte wie Ebenholz.
    Niemand, der diesen Mann ansah, würde daran zweifeln, dass er einen großen Teil seiner Zeit im Freien verbrachte. Seine Haut war braungebrannt, feine Linien umgaben Mund und Augen. Diese wunderschönen braunen Augen …
    “Guten Tag, Mrs Cameron.” Mit gewinnendem Politikerlächeln streckte Glenn die Hand aus.
    Ruth sah auf die Hand des Bürgermeisters, dann in sein Gesicht. “Es war einer.”
    “Haraway, wenn Sie Ma zum Verkauf ihres Besitzes an der Cotton Row drängen wollen, dann können Sie wieder gehen.” Drohend baute Ben sich vor Glenn auf, den er um gut zwanzig Zentimeter überragte.
    Ruth ergriff Bens Hand. “Geh mit Tanya ins 'Palace', Junge. Ich kann für mich selber sprechen.”
    Lydia beobachtete Bens Reaktion. Sie hatte Wut und Verärgerung erwartet, doch er überraschte sie. Schmunzelnd legte Ben den Arm um seine zierliche blonde Frau und eilte in Richtung Eiscafé.
    “Mrs Cameron, geben Sie mir doch die Gelegenheit, Ihnen all die Vorteile aufzuzählen, die mit dem Verkauf Ihres Besitzes an der Cotton Row verbunden sind. Nicht nur für Riverton, sondern auch für Ihre Familie. Sicher werden Sie mir dann zustimmen und die Angelegenheit ebenso beurteilen wie der Stadtrat.”
    “Ich habe Ihnen mehr als einmal erklärt, dass ich nicht verkaufen möchte.” Die Arme vor der Brust gekreuzt, lehnte Ruth sich zurück und musterte Glenn misstrauisch.
    “Was kann ich sagen oder tun, damit Sie Vernunft annehmen?” Seine Stimme enthielt einen scharfen Unterton.
    “Gar nichts, zum Kuckuck noch mal.” Ungerührt drehte Ruth sich um und ließ Glenn, der ihr mit offenem Mund und großen Augen nachstarrte, einfach stehen.
    Als Lydia daran dachte, wie ungewohnt es für Glenn sein musste, eine Frau fluchen zu hören, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Damen wie Eloise Haraway und ihre Bekannten waren für solch eine Sprache viel zu kultiviert.
    Gordon bemerkte Lydias zuckende Lippen. Scheinbar fand sie die Antwort seiner Mutter eher lustig als beleidigend. Er wusste nicht genau, warum, aber diese Entdeckung gefiel ihm und gab ihm einen neuen Einblick in ihre Persönlichkeit.
    “Mrs Reid?” Molly zupfte an Lydias Hand und wurde mit einem Lächeln belohnt.
    “Hallo, Molly, wie geht es dir?” Obwohl Gordons Tochter entzückend aussah, konnte sie in ihren abgeschnittenen Jeans, dem bedruckten T-Shirt und den abgetragenen
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