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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen
Autoren: Marcia Muller
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Connections
geknüpft, PR für meinen geplanten Hawaiifilm gemacht, und irgendwer hat mir
gesagt, in dem Raum, wo das Buffet aufgebaut war, sei jemand von den
Dillinghams — eine Sippschaft, die auf den Inseln groß im Baugeschäft ist. Also
bin ich dort rübergegangen und stand plötzlich einer Frau mit einem vertrauten
Namen auf dem Schildchen gegenüber.« Dramatische Pause.
    »Welchem?«
    »Ihrem.«
    »Was?«
    »Kein Witz, Sharon. Eine Frau,
die ich noch nie im Leben gesehen hatte, trug ein Schildchen mit der Aufschrift
›Sharon McCone‹.«
    »Lieber Himmel. Haben Sie mit
ihr geredet?«
    »Ja, ich bin hingegangen und
habe sie gefragt, ob sie die bekannte Privatdetektivin sei. Sie sagte ja. Also
beschloß ich, das Spiel ein Weilchen mitzuspielen, um der Sache auf den Grund
zu gehen. Sie wußte eine Menge über Sie.«
    Ich spürte ein Prickeln im
Nacken. »Zum Beispiel?«
    »Hauptsächlich Berufliches.
Nichts, was sie nicht aus den Zeitungen haben konnte. Oder aus diesem People -Interview,
damals nach dem Diplo-Bomber-Fall.«
    Mich auf dieses People -Interview
einzulassen war einer der schwersten Fehler meines Lebens gewesen; der Reporter
hatte es geschafft, daß ich machohafter klang als Dirty Harry, und auf dem Foto
sah ich aus wie jemand, dem selbst Dirty Harry nicht gern in einer dunklen
Gasse begegnen würde.
    »Aber«, fuhr Glenna fort, »sie
wußte auch Dinge, die ich, soweit ich mich erinnere, nie in der Presse gelesen
habe. Zum Beispiel, welchen Flugzeugtyp Sie fliegen, wem die Maschine gehört
und in welchem Verhältnis Sie zu dem Eigentümer stehen.«
    »Sie wußte von Ripinsky?« Hy
Ripinsky, mein Liebster und Eigentümer der Citabria 77289.
    »Ja. Und sie erwähnte auch Ihr
Häuschen, sogar unter irgendeinem Namen... Touchstone?«
    Ich nickte, jetzt äußerst
beunruhigt. Das kleine Häuschen an der Küste von Mendocino County, das Hy und
ich gemeinsam besaßen, war unser Refugium, wenn uns die Welt zuviel wurde. Wir
nannten es kaum je anderen gegenüber beim Namen und luden nur engste Freunde
dorthin ein.
    »Sagte sie irgendwas von dem
Haus, das wir dort auf dem Grundstück bauen wollen?«
    »Nein.«
    »Dann sind ihre Informationen
vermutlich nicht auf dem neuesten Stand. Sie haben also ein Weilchen
mitgespielt...«
    »Und sie dann zur Rede
gestellt. Ich habe ihr erklärt, daß ich mein Studio hier im Piergebäude habe
und Sie kenne. Sie hat mir zuerst nicht geglaubt und sich rauszureden versucht.
Dann hat sie’s zugegeben. So, wie sie’s erklärt hat, hatte sie die
Eintrittskarte für die Party von einer Freundin, die verhindert war. Und sie
hatte Angst, sich unter all diesen reichen und berühmten Leuten unbedeutend
vorzukommen. Also gab sie sich für Sie aus, um sich wichtig zu machen.«
    »Wenn diese Frau ihre Bedeutung
daraus zieht, sich für mich auszugeben, dann scheint sie ja ganz schöne
Probleme mit ihrem eigenen Leben zu haben.«
    »Mit irgendwas bestimmt. Ihre
Neugier in bezug auf Sie kam mir ziemlich komisch vor. Sie hat mich mit Fragen
bombardiert, die ich natürlich nicht beantwortet habe. Und dann kam die
Kamerafrau, mit der ich gewöhnlich arbeite, um mir zu sagen, ein potentieller
Geldgeber für das Hawaiiprojekt wolle mich kennenlernen, und ich habe die
Pseudo-Sharon-McCone nicht mehr gesehen.«
    »Das gefällt mir gar nicht.
Angenommen, sie hätte sich betrunken und gewaltig danebenbenommen? Es fällt mir
schon schwer genug, mich nicht selbst danebenzubenehmen — schon stocknüchtern.«
    »Na ja, wenn es Sie beruhigt,
sie war attraktiv und hatte tadellose Manieren. Ihr Ruf ist unbefleckt,
zumindest in der Filmszene.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Ungefähr Ihre Figur. Hübsches
Gesicht, auffallend große Augen und runtergezogene Mundwinkel. Schwarzes Haar,
so wie Ihr’s, ähnlicher Schnitt, schulterlang. Teures Kleid — petrolfarbener
Seidenjersey, figurbetont.«
    »Ihren richtigen Namen haben
Sie vermutlich nicht rausgekriegt?«
    »Ich habe gefragt; sie ist
ausgewichen. Was halten Sie davon?«
    »Ein dummer Jux, vermutlich
steckt nicht mehr dahinter, als sie gesagt hat. Sie hat keinen Schaden
angerichtet, und dennoch...«
    »Ja«, sagte Glenna, »und
dennoch. Eben deshalb dachte ich, Sie sollten es wissen.«
     
    4 Uhr 11.
    Die roten Leuchtziffern sagten
mir, daß seit meinem letzten Blick auf den Radiowecker erst sechs Minuten
vergangen waren. Ich zog die Steppdecke höher herauf, wühlte meinen Kopf tiefer
ins Kissen und schloß die Augen. Nach einigen Sekunden schlug ich sie
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