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Wenigstens für eine Nacht

Wenigstens für eine Nacht

Titel: Wenigstens für eine Nacht
Autoren: C. Griehte
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Typ abwendet und sein Handy aus der Jacke zieht,
     
    während der Reporter sich scheinbar gefasst hat und wieder mit der Kamera redet. Die im Hintergrund immer noch Sebastian im Bild hat, den ich unentwegt anstarre. Wie er hastig auf den Tasten seines Handys herumtippt und es an sein Ohr hält.
    Erschrocken zucke ich zusammen, als Niklas' Handy plötzlich lautstark durch meine Wohnung hallt und er das Gespräch flink annimmt.
    „Ja… ja, hat er. Keine Ahnung. Irgendwie stumm. Okay“, kichert er in den Hörer und hält ihn mir grinsend entgegen.

„Nun nimm schon. Ist für dich“, redet er auf mich ein, weil ich keinerlei Anstalten mache, ihm das Telefon abzunehmen und drückt es mir energisch in die Hand.
    „Ja“, hauche ich angespannt und traue mich kaum noch Luft zu holen, als würde ich dadurch aus einem seltsamen Traum erwachen. Denn es fühlt sich gerade alles irgendwie so unwirklich an, dass es mir Angst macht. Ich verstehe einfach gar nichts mehr.
    „Hey, Kleiner“, dringt Sebastians Stimme, weich zu mir durch und treibt mir einen Kloß in den Hals, begleitet von einigen Tränen die sich kampfbereit in meine Augen schleichen.

„Hast du es gesehen?“, fragt er sanft und ich kann kaum ein verständliches „ja“ herausbringen. Nicke jedoch eifrig, als könnte er es sehen.
    „Und hast du es auch verstanden?“, will er weiter wissen und redet dabei dermaßen beruhigend, dass die innere Anspannung so langsam von mir abfällt.
    „Ich weiß nicht genau… was hat das zu bedeuten, Sebastian?“, wage ich mich fast nicht zu fragen, aus Furcht das ich es alles vielleicht ganz falsch aufgefasst habe und eine weitere Enttäuschung rücksichtslos auf mich zurollt.
    „Ich komme zu dir und erklär dir alles, okay? Ich bin in zwanzig Minuten da, ja?“, bittet er mich aufrichtig und auch wenn ich wirklich einer weiteren Abweisung lieber aus dem Weg gehen würde, stimme ich ihm zu. In der Hoffnung, dass er vielleicht die ganze Zeit von mir geredet hat.
    „Okay, bis gleich… und Julian?... Ich liebe dich“, flüstert er den letzten Satz nur noch, entlockt damit allerdings meine zurückgehaltenen Tränen in ihre Freiheit. Alles deutet doch darauf hin, dass es gut wird und trotzdem herrscht noch immer die Angst übermächtig in mir vor und blockiert mich. Viel zu oft, bin ich mir in letzter Zeit meiner Sache so sicher gewesen und musste immer wieder Rückschläge einstecken, was es mir so schwer macht, jetzt auf mein Glück zu vertrauen. Was auch Niklas scheinbar nicht entgeht.
    „Hey, jetzt freu dich doch mal. Sebastian hat dir gerade vor Millionen von Zuschauern eine Liebeserklärung gemacht und du guckst wie zehn Tage Regen“, streicht mir Niklas beständig mit seiner Hand über meinen Arm und lächelt mich aufmunternd an, was ich nur halbherzig erwidere.

„Ich versteh dich nicht, Julian. Du wolltest doch Sebastian unbedingt und jetzt, wo du ihn haben kannst scheint es dich nicht besonders glücklich zu machen“, wirkt seine Stimme leicht vorwurfsvoll. Was ich durchaus nachvollziehen kann, weil ich mich momentan selber nicht einschätzen kann. Warum ich eben nicht total aus dem Häuschen bin.

Doch das Klingeln an der Wohnungstür reißt mich aus meinen Überlegungen und offenbart mir, wie schnell die Zeit mit trübsinnigen Gedanken verfliegt. Schwerfällig, mit einem aufregenden Kribbeln im Bauch, erhebe ich mich schließlich von der Couch und gehe zur Tür, wo Niklas auch direkt neben mir auftaucht und sich verabschiedet. Einen kurzen Moment bin ich gewillt ihn aufzuhalten und zu bitten nicht zu gehen, damit ich dass nicht allein durchstehen muss, aber verwerfe die Idee gleich wieder, weil mir klar wird, wie albern ich mich benehme.
     
    Mit zitternden, schwitzigen Fingern sehe ich ihm nach und blicke voller Erwartung und mit  gemischten Gefühlen auf Sebastian, der für mich nie schöner ausgesehen hat, als gerade jetzt in diesem Augenblick.
    Er beschleunigt umgehend seine Schritte, als er mich sieht und kommt schon fast stürmisch die letzten Stufen auf mich zu. Lächelt mich warmherzig an und zieht mich wortlos in seine Arme, in denen ich mich viel zu wohl fühle und die ganze Anspannung von mir abfällt.
    Beruhigend streicht er mir über den Rücken und ich sauge seinen betörenden Duft geradezu in mich auf, als könnte er so, bis ans Ende meiner Tage reichen. Bis Sebastian mich sanft ein wenig von sich schiebt, um mir ins Gesicht zu blicken. Zärtlich streicht er einige wirre Haarsträhnen
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