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Wenigstens für eine Nacht

Wenigstens für eine Nacht

Titel: Wenigstens für eine Nacht
Autoren: C. Griehte
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Sebastian liegen sollte und springe im selben Augenblick aus meinem Bett, um im Wohnzimmer ans Fenster zu rennen, wo sich eine einzelne Träne ihren Weg aus meinem Auge sucht, als ich den Rücklichtern von Sebastians Auto hinterher sehe.
     
    Kapitel 18
    Das war es jetzt also. Ich habe bekommen was ich so sehr wollte und fühle mich dennoch alles andere als glücklich darüber. Es will mir nicht gelingen an die schönen Stunden zurückzudenken und mit den Erinnerungen zufrieden zu sein. Logischerweise ist genau das eingetreten, was ich von vornherein erfolgreich verdrängt habe. Ich bin auf den Geschmack gekommen. Und wieder hasse ich mich selbst dafür, dass ich mein eigentliches Ziel jetzt doch erreicht habe. Sebastian, für eine Nacht. Obwohl mir von Anfang an klar war, dass es mir nicht ausreichen würde. Dennoch habe ich meinen Verstand akribisch daran gehindert mich zur Vernunft zu bringen und mich vor dieser Enttäuschung zu bewahren.

Was ich von Sebastians heimlichem Abgang halten soll, kann ich auch nicht genau sagen. Auch wenn ich mir sicher bin, dass es besser so ist, zumindest für ihn. Ich hätte mir gewünscht, dass er sich wenigstens von mir verabschiedet. Wobei wir sicher nicht unbefangen miteinander umgegangen wären. Von daher sollte ich ihm vielleicht sogar dankbar sein, dass er uns ein Aufeinandertreffen erspart hat und einfach gegangen ist. Es wird für mich schwer genug werden, ihn im Alltag hin und wieder zu sehen. Weil ich mich, allein bei dem Gedanken an ihn, sofort daran erinnern muss, wie er so zärtlich zu mir war und voller Liebe, als er mit mir geschlafen hat.

„Gott Julian. So wird das nichts“, fahre ich mich selber ruppig an und wende mich von dem Fenster ab. Da mein
     
    geheimster Wunsch, er würde jeden Augenblick wieder zurückkommen, ja doch nicht eintreten wird. Und so beschließe ich erst einmal eine ausgiebige Dusche zu genießen und mich von den restlichen nächtlichen Spuren zu befreien. Zu denen auch ganz deutlich Sebastians Duft auf meiner Haut gehört. Betörend umschmeichelt er meine Nase und hindert mich daran, endlich mit ihm abzuschließen. So gern ich auch das letzte was mir von ihm geblieben ist, behalten würde, ich muss es wegspülen. Genau wie alle Hoffnungen und Illusionen, damit ich einfach halbwegs normal weiterleben kann.
    Doch auch eine dreiviertel Stunde und eineinhalb Flaschen Duschgel später habe ich immer noch den Eindruck, Sebastians Duft wahrzunehmen. Wie eine feine Note, die mir anhaftet. Da meine Haut aber inzwischen mit der Masse an Feuchtigkeit und Pflege kapituliert, beende ich meine Morgentoilette und wickle mich in ein weiches Frotteetuch, welches ebenso den süßlich herben Duft von Sebastian trägt. Wo durch mir bewusst wird, dass es sich um eine reine Einbildung handelt, die mit Sicherheit irgendwann vorübergehen wird. Hoffe ich wenigstens. Und bis dahin heißt es Ablenkung. Die scheinbar wie auf Bestellung vor meiner Tür steht. Da es gerade klingelt, als ich in meine frischen Klamotten steige.
    Eilig laufe ich an mein Wohnzimmerfenster, mit einem Funken Hoffnung Sebastians Auto dort unten zu entdecken, und versuche meine Enttäuschung auf dem weiteren Weg in den Flur tapfer herunterzuschlucken. Wo ich den Türsummer betätige ohne zu fragen, wer überhaupt unten steht. Da es mich irgendwie nicht wirklich interessiert und für mich auch nicht wichtig ist. Die Person, die ich jetzt am meisten bräuchte ist es definitiv nicht und lässt mich somit resignieren.

Einen Spalt breit öffne ich meine Wohnungstür und blicke in das Treppenhaus, als sich die Tür meiner Nachbarin ebenfalls öffnet und die gute Frau mitleidig lächelnd heraustritt.

„Geht´s dir gut, mein Junge?“, tätschelt sie meine Hand auf der Klinke und wendet sich auf ein knappes Nicken von mir ab, um mit wackeligen Schritten auf der Treppe zu verschwinden und ein Stockwerk tiefer freundlich gegrüßt wird. Von Niklas, dem ich die Stimme der anderen Person eindeutig zuordnen kann. Der auch kurz darauf strahlend mit einer Tüte vom Bäcker bei mir ankommt.

„Hey Julian. Ich dachte, ich lade mich mal zum Frühstück ein“, grinst er mich fröhlich an und schiebt sich, ohne eine Aufforderung oder eine Reaktion abzuwarten, an mir vorbei in meine Wohnung.
    „Ehm… klar… komm doch rein“, gebe ich etwas perplex über seine Euphorie von mir und folge ihm schließlich ins Wohnzimmer. In dem er sich bereits bequem auf mein Sofa gehockt hat und mit der Fernbedienung
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